EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Traumatisierung ist auch Körperverletzung. Dieser Tatbestand und noch mehr. Und das alles gleich tausendfach.« Warren blickte mit ernster Miene in die Runde. »Sie sollten sich nicht der falschen Hoffnung hingeben, irgendeiner der vielen Washingtoner Rechtsverdreher könne die bestehenden Gesetze dahingehend interpretieren, dass Excess vielleicht doch legal wäre – ist es nicht! Eine juristische Betrachtungsweise ist damit hinfällig. Was wir machen, ist definitiv illegal .«
Er machte eine Pause, um diese Neuigkeit einsickern zu lassen.
Für Eugene schien Warrens Hinweis nichts Neues zu sein. Paul rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Landler tat, als habe er es nicht gehört. Für ihn war es nicht illegal, sondern höchstens extralegal . In seiner speziellen Branche – Private Military Companies – war Extralegalität ein Dauerzustand. Patricia notierte Excess ist illegal. Einen Moment später riss sie den Zettel vom Block und ließ ihn im hinter ihr stehenden Schredder verschwinden; sie war entschlossen, sich dieses Projekt um keinen Preis der Welt entgehen zu lassen.
Warren lächelte grimmig. »Nun zum wir . Wer ist wir, juristisch gesehen? Wir bin vor allem ich sowie andere Staatsdiener, die im Verlauf des Experiments agieren werden. Was Sie betrifft«, er blickte zu Patricia, »die Sie für die Produktion des Medienszenarios verantwortlich sind«, sein Blick wanderte zu Paul, »oder Sie, Paul, der Sie die Aufzeichnungen aus der Stadt auswerten werden, für Sie sieht die Sache schon wesentlich besser aus. Schließlich kann eine Bank, die überfallen wurde, auch nicht den Supermarkt verklagen, in dem die Täter die Munition gekauft haben. Im juristischen Brennpunkt ist also primär das Pentagon, oder besser gesagt, ich!« Er machte einen bedauernden Gesichtsausdruck. »Trotzdem sollten Sie nicht vergessen, dass es neben dem juristischen Urteil auch noch das gesellschaftliche gibt. Was zum Beispiel würden die Medien über uns sagen, sollte jemand durch einen Unfall zu Schaden kommen und das Projekt im Gericht der öffentlichen Meinung landen?«
Patricia öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, schloss ihn dann aber wieder.
»Sehen Sie«, fuhr Warren fort, »man würde über uns allen den Stab brechen. Aber das wird nicht passieren.«
Er erklärte, dass Excess dank der Involvierung des Staates unter dem Schutz des erst wenige Jahre alten Information Accessibility Acts (Informationszugangsgesetz) stehe. »Ein wunderschöner Euphemismus, nicht wahr?« Warren lächelte süffisant. »Informationszugangsgesetz«, sagte er und zog das Wort in die Länge wie ein Stück Gummi. »Hat sich das National Security Establishment wieder was Schönes ausgedacht.«
Patricia erschrak. »Darf ich fragen, wie Sie das erreicht haben? Das Informationszugangsgesetz kann nur beansprucht werden, wenn der Generalstaatsanwalt eine entsprechende Anordnung unterzeichnet. Sie wollen doch nicht etwa sagen, er weiß von Excess?«
Warren hatte von Anfang an realisiert, dass er nicht der Einzige war, der sich hatte kaufen lassen. Der Generalstaatsanwalt Terry Walker – seine Bestechlichkeit war in Washington seit Jahren ein Treppenwitz – war von den Patrioten für Globale Demokratie als Erster gekauft worden. So zumindest lautete Warrens Einschätzung. Kurz nachdem er zugesagt hatte, sich und die DAPOR Excess zur Verfügung zu stellen, war ihm eine Anordnung von Generalstaatsanwalt Walker überbracht worden. Aus ihr erfuhr Warren, dass Excess und alle damit im Zusammenhang stehenden Vorgänge ab sofort dem Informationszugangsgesetz unterstellt seien. Warren wusste , dass der prinzipienlose Walker dies ausschließlich getan hatte, weil er ein korruptes Schwein war, der alle – inklusive sich selbst – jederzeit zum Höchstpreis verkaufte. Er, Warren, hatte wenigstens die ehrenhafte Intention, Excess zu sabotieren. Die zehn Millionen, die dabei für ihn raussprangen, waren nichts weiter als eine angemessene Entschädigung für die persönlichen Unannehmlichkeiten, die er deswegen würde in Kauf nehmen müssen.
»Was Walker weiß oder nicht, weiß nur er selbst«, wischte Warren Patricias Frage beiseite. »Sie sollten sich um solche Themen keine Gedanken machen.« Und jetzt noch eine dunkle Andeutung. »Könnte Sie in Teufels Küche bringen!«
Eugene blickte lächelnd zu Paul, dessen Gesicht etwas bleicher war als zu Beginn der Sitzung. Paul hatte sich nie etwas aus
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