EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Office riss sie aus ihren absurden Gedanken. Sie lächelte in sich hinein.
»Mrs. President, der Kongressabgeordnete Sinshy ist da«, informierte sie ihre Privatsekretärin Jacqueline Bovard.
»Sehr schön, Jackie. Soll reinkommen.« Sie freute sich, aber irgend etwas in ihr zog sich zusammen.
Auf der anderen Seite des Potomac, der die Grenze zwischen Washington D.C. und Arlington im Bundesstaat Virginia bildet, blickte Oberst George Warren, Chef der Defense Agency for Population Research, in dem abhörsicheren Sitzungsraum in einem Untergeschoss des Pentagon in die Runde. Neben dem kriegserprobten Oberst waren alle anderen Mitglieder der Projektgruppe Excess anwesend: Strafverteidiger und Excess-Ideengeber Eugene Moore; sein Halbbruder, der Soziologe Paul O’Brien; Floyd Landler, Inhaber und CEO der Global Planning and Execution Corporation, eine der zahllosen privaten Söldner- und Logistikfirmen, die ausschließlich für das Pentagon tätig waren – Nutznießer der Privatisierung des Krieges. Und Patricia Duanphen Palmer, thailändisch-amerikanische Politologin und Medienberaterin mit vielfältigen Geschäftsbeziehungen zum Headline & Footage-Konzern.
»Meine Dame, meine Herren, willkommen im Pentagon«, eröffnete Warren mit seinem breiten Jack-Nicholson-Grinsen die Sitzung. Der Raum strahlte eine kalte Funktionalität aus. Dunkler Linoleumboden, weiße Wände, grelles Licht von Leuchtstoffröhren. In der Mitte ein großer Tisch. An der Stirnseite des Raums, wo Warren zu seinen Ausführungen ansetzte, die üblichen technischen Einrichtungen, wie sie sich in jedem Sitzungsraum der Welt befanden. Gegenüber eine handelsübliche Tür, hinter der ein massives Sicherheitstor eingebaut war. Aus einem Schacht an der Decke erklang das Surren einer Belüftungsanlage. Spätestens beim Einatmen des penetranten Putzmittelgeruchs kam bei vielen Besuchern die Frage auf: Was habe ich falsch gemacht, dass ich in diesem Loch gelandet bin?
Im Pentagon-Jargon »Bubble« genannt, war der Raum akustisch und elektronisch hermetisch vom Gebäude und vom Rest der Welt abgetrennt.
Seit Pauls und Eugenes Treffen in New York waren erst knapp zwei Wochen vergangen. Eile war geboten, da man die aufwendigen Vorbereitungen zum Experiment innerhalb der kommenden zwölf Monate abschließen musste. Es war von den Auftraggebern für September 2016 festgesetzt worden.
Floyd Landler, ehemaliger Marine-Corps-Veteran und Söldner mit Kampferfahrung in der halben Welt konnte seinen gierigen Blick nicht von Patricia Palmer lösen. Sie schüttelte innerlich den Kopf. Typen wie Landler waren ihr schon tausendmal über den Weg gelaufen. Nur selten hatte sie sich auf diese Art von Virilität eingelassen. Bei Landler würde es nicht der Fall sein, das wusste sie. Du bist so am Rand , dachte sie voller Verachtung. Es war immer dasselbe. Solange sie nur die schweigende kleine thailändische Frau war, diente sie als Projektionsfläche für Männerfantasien.
»Wie wir alle wissen, stehen wir unter großem Zeitdruck«, fuhr Warren mit seinem breiten Südstaatenakzent fort, »da uns nur ein Jahr für die, wie Sie heute sehen werden, extrem aufwendigen Vorbereitungen für Excess bleibt. Wir sollten also keine Minute verlieren. Trotzdem muss genug Zeit sein, uns erst einmal vorzustellen. Ich denke, die meisten von Ihnen sehen sich heute zum ersten Mal.« Er räusperte sich. Sein Name sei George Warren. Er sei im Rang eines Oberst der Chef der Defense Agency for Population Research, einer unbekannten – oder besser gesagt geheimen – Forschungsabteilung des Verteidigungsministeriums. Sie stamme noch aus den Zeiten des Kalten Kriegs. Warren erklärte, dass die DAPOR nach der Kubakrise ins Leben gerufen worden sei, um das Verhalten der Zivilbevölkerung in Krisenzeiten zu studieren. Später sei sie der DARPA unterstellt worden.
»DARPA?« Patricia blickte ihn fragend an.
»Defense Advanced Research Projects Agency – eine ziemlich futuristische Sache«, antwortete Warren und hob die Augenbrauen. »Wie auch immer. Bevor ich vor fünf Jahren in diese Position berufen wurde, lernte ich die Welt bei Einsätzen mit den Marines in Vietnam, Indonesien, Afghanistan und natürlich Irak kennen.« Seit zehn Jahren sei er nur noch Bürohengst in Washington und würde manchmal lieber irgendwo in der Welt im Dreck liegen und »unsere Feinde töten«. Er lachte laut auf. Warren genügte sich selbst als Publikum
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