EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Großbritannien war Partner im ECHELON-System, dem größten und modernsten Abhörnetzwerk der Welt. Vielleicht hatte man Isler als SND-Mitarbeiter routinemä ß ig überwacht und es mehr oder weniger zufällig herausgefunden. Wie auch immer. Es war passiert.
Er wäre bereits zurückgetreten, wenn Isler nicht im Gefängnis sitzen würde. Nur deswegen wollte er sich noch so lange wie möglich im Amt halten. Isler in seiner schwierigen Situation zu unterstützen war selbst für ihn als Bundespräsident schwer bis unmöglich – aber als Privatmann hätte er gar nichts mehr unternehmen können.
Jetzt, es war später Abend, saß er neben Angela Isler im Wohnzimmer ihres Hauses in Bolligen bei Bern. Olivia schlief. Seit zwanzig Minuten versuchte der Bundespräsident, Angela zu trösten und ihr Mut zuzusprechen. Was ihm schwer fiel.
»Er war immer sehr zuversichtlich, dass es klappen würde.« Angela musste sich zusammenrei ß en, um nicht zu weinen.
Mattei legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter. »Es hätte funktionieren können. Es war ein guter Plan. Aber ich hätte es ihm verbieten müssen. Zu seinem eigenen Schutz. Er ist schließlich kein Agent.«
Angela tupfte sich ein paar Tränen aus den Augen und schnäuzte sich. »Ich habe Ihnen gar nichts zu trinken angeboten.«
»Nicht nötig«, winkte Mattei ab.
»Ein Glas Wein?«
»Sie haben mich überzeugt.«
Kurze Zeit später kehrte sie mit einer Flasche Rotwein, einem Korkenzieher und zwei Gläsern wieder ins Wohnzimmer zurück. Mattei dachte, dass es vielleicht doch keine schlechte Idee war, jetzt etwas zu trinken. Er hatte einen anstrengenden und sehr langen Tag hinter sich. Vermutlich würde er sich nicht mehr lange im Bundesrat halten können. Vor allem, wenn Sinshy die Wahl gewinnen würde und die Wahrheit hinter einer Mauer von als ›geheim‹ klassifizierten Dokumenten verstecken konnte.
»Sie haben doch nichts dagegen«, fragte Mattei rhetorisch, lockerte die Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemds.
Angela entkorkte die Flasche und goss ein wenig Wein in eines der Gläser. »Nichts übertrieben Hochkarätiges, aber ein solider Tropfen. Toskana. Wollen Sie probieren?« Sie brachte ein Lächeln zustande.
Mattei nahm einen kleinen Schluck, bewegte ihn im Mund hin und her und nickte zufrieden. »Ausgezeichnet. Genau das Richtige jetzt!«
Als sie auf Isler angestoßen hatten sagte Mattei, was er bisher verschwiegen hatte. Zwar wollte er keine falschen Hoffnungen wecken, aber trotzdem etwas Tröstliches sagen. »Adams ist noch bis Januar im Amt. Wenn der Prozess gegen David bald beginnt und zügig über die Bühne geht, hätte sie die Möglichkeit, ihn zu begnadigen.«
»Wir wissen beide, dass so ein Verfahren nicht so schnell ...«
Mattei schüttelte heftig den Kopf. »Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Präsident eine Begnadigung ausgesprochen hat, bevor überhaupt Anklage erhoben wurde. Theoretisch könnte sie ihn also sofort begnadigen.« Er erwähnte nicht, dass es sich beim Begnadigten um einen anderen Präsidenten gehandelt hatte – Richard Nixon.
»Was sie nicht tun wird.«
Er klopfte ihr freundschaftlich auf die Schultern. »Nicht sofort, Angela. Aber warten wir ab.«
David Isler fand es unpassend, dem Geheimdienstkoordinator der Vereinigten Staaten unrasiert und in Anstaltskleidung gegenüberzutreten. Obwohl er nicht wusste, wie er die Sache einschätzen sollte. Als ihn drei Wärter am Abend aus seiner Zelle geholt und Besuch – hohen Besuch! – angekündigt hatten, waren die Blicke noch fragender als bei seiner Einlieferung ins ADMAX vor fünfzehn Stunden gewesen. Diesmal hatte man ihm keine Handschellen und Fußfesseln angelegt.
Eine Liftfahrt später wurde er in einen kleinen Raum geführt. Sofort erkannte er Emmanuel Rubinstein, Geheimdienstzar der USA.
»Ich hoffe man behandelt Sie anständig«, begrüßte Rubinstein ihn lächelnd und drückte ihm die Hand. »Willkommen in den Vereinigten Staaten. Von Kollege zu Kollege.«
»Danke, Mister Rubinstein. Freut mich Sie kennen zu lernen.« Er nahm sich vor, vorerst weiterhin keine Aussage zu machen, bis er wusste, was Rubinstein wollte. Dass es sich nicht um eine normale Befragung handelte, war offensichtlich.
Sie setzten sich an einen in der Mitte des Raums stehenden Tisch. Rubinstein bedankte sich bei den Wärtern, worauf diese den Raum verließen
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