Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
Vom Netzwerk:
»kolossaler Fehler in der Einschätzung der Lage« zugrunde. Wenigstens hatte sie jetzt Gewissheit: Abgesehen von einem Attentat konnte es nicht mehr schlimmer kommen. Kurz nach der Ankündigung des Kongresses meldete sich Adams’ Tochter Barbara. Sie fragte, ob sie ihre Mutter bald im Gefängnis besuchen müsse. Adams’ Mann Richard rief aus Honolulu an. Er wollte seiner Frau Mut zusprechen und ermunterte sie, das verdammte Parlament zu beschießen, wie das Jelzin in den Neunzigern gemacht habe. Sie bedankte sich für den sinnvollen Ratschlag.
       Im Weißen Haus wurde getuschelt. Man fragte sich, ob Adams vielleicht nicht mehr zurechnungsfähig sei. Mit der Ankündigung des Amtsenthebungsverfahrens bildete sich schnell die Meinung heraus, dass der Kongress eigentlich recht habe: Was hatte die Präsidentin seit 9/13 gemacht? Adams rettete sich in Galgenhumor. Wenigstens würde man, wenn alles schief ginge, ihren Namen auch in fünfhundert oder tausend Jahren noch kennen.
       Um kurz vor acht rief sie ihre Freundin Maya Shifter von der New York Times an. Sie bat Shifter, sofort nach Washington zu kommen, und zwar möglichst auffällig unauffällig.
     
    Um 9 Uhr ging Adams alleine in den Executive Briefing Room unter dem Ostflügel und lie ß sich auf einer sicheren Leitung eine Verbindung zu Art Sinshy herstellen, der den ganzen Tag über verschiedene Wahlkampfauftritte an der Ostküste geplant hatte. Nach drei Minuten hatte sie ihn am Apparat.
       »Art, ich habe viel nachgedacht heute Nacht. Sehr viel.«
       »Wirklich? Natürlich.«
       »Ich habe dir gestern erzählt, wie ich die Lage einschätze. Ich war dir gegenüber sehr offen. Ich habe dir drei mögliche Entwicklungen aufgezeigt.«
       »Ja, das hast du, Jeanne.«
       »Nun bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es noch eine vierte mögliche Entwicklung gibt. Unter der Voraussetzung, dass das Militär ruhig bleibt. Ich habe aber dafür bereits eine Zusage bekommen, wenn auch nur vage.«
       »Und das wäre? Die vierte mögliche Entwicklung?«
       »Die Wahlen werden stattfinden wie geplant.«
       »Du wirst die Wahlen stattfinden lassen?«
       »Die Wahlen werden stattfinden wie geplant, um den Texanern die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern. Die Wahl als Ventil. Das ist aber nur der erste Teil.«
       »Und der zweite?«
       »Wir werden Texas nicht einfach ziehen lassen, sondern es umarmen. So fest wie nötig, so liebevoll wie möglich. Washington wird in einen intensiven Dialog mit Austin treten. Wir werden zu Kreuze gekrochen kommen, Texas mehr Autonomie anbieten, finanzielle Vorteile, Verhandlungen auf allen Ebenen. Verhandlungen, Verhandlungen, Verhandlungen. Es geht jetzt nur darum, dass der Druck abgelassen werden kann. Und wir werden die TFP so lange bearbeiten, bis sie von der Maximalforderung, also Abspaltung von den USA, zurücktritt. Schließlich geht es um ein Wahlversprechen einer Partei und nicht um ein Plebiszit. Das alles wäre natürlich dann dein Job, da ich ja im Januar in Pension gehe und de facto bereits nächste Woche jede politische Legitimation verliere. Vom Amtsenthebungsverfahren ganz zu schweigen.«
       »Also, das kommt ziemlich überraschend. Außerdem, hast du nicht gesagt, wir sollten die wichtigen Dinge unter vier Augen ...«
       »Ja du hast recht, Art. Bitte komme heute um 16 Uhr ins Weiße Haus.«
       »Ich habe einen wichtigen Wahlkampfauftritt.«
       »Du wirst sowieso gewinnen. Du musst kommen. Ich habe noch eine weitere Entscheidung getroffen, die ich aber nicht am Telefon mitteilen möchte. Heute 16 Uhr, Art. Es ist wichtig. Du verstehst.«
       »Okay. Bis dann.«
       »Bis dann, Art.«
       Jeanne Adams lächelte in sich hinein und ging wieder ins Oval Office. Es gab noch viel zu tun.
     
    Art Sinshy dachte einige Minuten über das Gespräch nach. Er ahnte, dass Adams mehr wusste als sie ihm sagte. Vielleicht wusste sie sogar alles . Aber er war sicher: Sie hat kapituliert. Wie damals. Sie hatte nicht gekämpft um ihn, sondern ihn einfach ziehen lassen. Obwohl es ihr das Herz gebrochen hatte. Er war ihre große Liebe gewesen. Und doch hatte sie ihn einfach ziehen lassen. Ohne zu kämpfen! Sie hat kapituliert ! Gott hat sie kapitulieren lassen! Zufrieden über die erneute göttliche Intervention, bekam das Wort ›Gottvertrauen‹ für Sinshy jetzt eine sehr konkrete Bedeutung.
     
    Für Rachel, Hausdame im Wynth Estate, begann ein ereignisreicher Tag. Um 8 Uhr

Weitere Kostenlose Bücher