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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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demoralisierte Bevölkerung. Dann hatte man es erfolgreich verstanden, die USA nach 9/11 in die Falle der imperialen Überdehnung zu locken. Gleichzeitig hatten die Vorgängerregierungen den ehemaligen Leuchtturm der Freiheit in einen Polizei- und Überwachungsstaat verwandelt. Und so wie es heute aussah, würde schon in wenigen Tagen die territoriale Desintegration beginnen – die letzte Phase in der Zerstörung der Republik. Gerade deswegen hatte es sich Adams nicht erlaubt, die Hoffnung aufzugeben, trotz des schweren Rückschlags durch die Enttarnung Islers. Eine Schlacht war verloren, nicht aber der Krieg. Noch nicht.
       Keep your friends close, but your enemies closer , dachte sie, als Art Sinshy das Oval Office betrat.
       Nach einer kurzen Begrüßung gingen sie auf Adams Wunsch in den abhörsicheren Executive Briefing Room unter dem Ostflügel. Nachdem ihnen Kaffee und Wasser gebracht wurde, waren sie allein.
       Adams blickte Sinshy mit ernster Miene an. »Ich will es kurz machen. Ich habe von der Aktion Matteis nichts gewusst, das musst du mir glauben. Er wollte mir helfen, weil er mich mag und es unfair fand, dass ich keine Chance auf eine zweite Amtszeit bekomme.«
       Sinshy wollte etwas sagen, doch Adams hob die Hand und sprach weiter. »In einer Woche wirst du der gewählte Präsident sein und die Texanische Freiheitspartei in Texas die Republik proklamieren. Wenn die Wahl stattfindet.« Sie machte eine Pause, um ihm Gelegenheit zur Erwiderung zu geben.
       »Die Wahl muss stattfinden.« Er hob bedauernd die Hände in die Höhe. »Sonst gibt es einen Bürgerkrieg.«
       »Den gibt es vielleicht auch so. Also gut. Du sagst, die Wahl muss stattfinden. Art, ich stehe unter extremem Druck, die Wahl zu verschieben. Ehrlich gesagt kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob man mich noch ins Oval Office lässt, wenn wir wieder nach oben gehen. Der Generalstabschef hat mir heute unmissverständlich mitgeteilt, dass alle Vorbereitungen für einen ...«
       »Putsch?!« Sinshy presste die Lippen zusammen.
       »Ja. Es kann jede Minute passieren. Deshalb müssen wir uns wie erwachsene Menschen verhalten. Vergessen wir alles, was bisher zwischen uns passiert ist.«
    »Gut. Sehr gut.« Sinshy schien der Vorschlag zu gefallen.
       »Also. Vertrauen gegen Vertrauen. Von heute an werden wir in ständigem Kontakt bleiben. Ohne Mitarbeiter dazwischen zu schalten. Wir sollten zwei Mal täglich miteinander sprechen. Wenn es wichtige Neuigkeiten gibt, musst du wohl oder übel herkommen, da ich nicht weiß, ob die sicheren Leitungen wirklich sicher sind.«
       Sinshy nickte.
       »Vielleicht passiert in den nächsten Tagen noch ein Wunder und die Texaner werden wieder normal.«
       »Das ist zu hoffen!«, sagte Sinshy lauter als er wollte.
       »Ich werde versuchen, das Militär noch zurückzuhalten.« Sie fasste zusammen: »Nach jetzigem Stand gibt es drei mögliche Entwicklungen und alle drei sind eine Katastrophe. Erstens: Ich erkläre einen nationalen Notstand und verschiebe die Wahl. Zweitens: Das Militär putscht und verschiebt die Wahl. Oder drittens: Die Wahl findet statt und die USA verlieren zehn Prozent ihres Territoriums.«
    Sinshy seufzte. »Was für eine schreckliche Zeit!«
       Du verlogene Ratte! Adams nippte am Kaffee.
       Sie sprachen noch einige Minuten über Sinshys Wahlkampf. Er berichtete, wie kürzlich nach einem Auftritt der Secret Service in letzter Sekunde verhindern konnte, dass sich ein Mann aus dem Publikum auf ihn stürzte. Er habe doch tatsächlich den Vorwurf erhoben, Sinshy stecke hinter der Lupinen-Revolution. Adams versuchte locker zu bleiben.
       Nachdem sie wieder ins Oval Office zurückgekehrt war und Sinshy das Weiße Haus verlassen hatte, ließ sie Geheimdienstkoordinator Rubinstein notfallmäßig zu sich bestellen.
     
    Bundespräsident Giovanni Mattei stand seit Islers Festnahme mit dem Rücken zur Wand. Bundesratskollegen, die Spitze des SND, Parteifreunde, Medien, langjährige Begleiter – niemand hatte Verständnis für sein Verhalten. Einige wenige, die Isler persönlich kannten, vermuteten, dass es um etwas ganz anderes ging als nur darum, den nächsten Präsidenten der USA auszuspionieren. Aber das war nicht die allgemeine Wahrnehmung.
       Die Frage, wie das britische Government Communications Headquarter herausgefunden hatte, dass Isler bei Sinshy eingeschleust war, ging Mattei nicht aus dem Kopf. Obwohl er wusste, dass die Frage müßig war.

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