EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
und die Tür schlossen.
Rubinstein seufzte. »Ich musste mein ganzes Geheimdiensttalent mobilisieren bei der Anreise. Niemand weiß, dass ich hier bin. Außer der Präsidentin natürlich.«
Isler schluckte. Eine Falle?
»Zigarette?« Rubinstein zog ein Päckchen aus der Tasche seines Trenchcoats, der über der Stuhllehne neben ihm hängte.
»Nichtraucher, danke.«
Rubinstein klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an, das Rauchverbot ignorierend.
»Oder doch. Mal was Extremes machen.« Isler hatte seit über zehn Jahren nicht mehr geraucht. Angela hatte es ihm ausgetrieben. »Aber das bleibt zwischen uns!«
Isler musste husten, als er den ersten Zug nahm. Er entschied, den Rest der Zigarette nur zu paffen.
»Das bleibt alles zwischen uns«, wiederholte Rubinstein. »Ich komme im Auftrag von Präsidentin Adams.«
Isler sagte nichts sondern nahm einen weiteren Zug, den er sofort wieder ausblies.
»Sie hat mich autorisiert, Sie über den aktuellen Stand der Dinge zu unterrichten. Sie hat mich außerdem gebeten, mich von Ihnen beraten zu lassen. Sie hält große Stücke auf Sie!«
»Danke.« Isler räusperte sich verlegen. Nicht, dass der US-Geheimdienstapparat früher oder später von selbst herausgefunden hätte, wo Sinshy die Dokumente versteckt hatte, von denen nur er und Rachel wussten, dass es sie überhaupt gab. Aber Isler wusste es bereits jetzt. Man kann schließlich nicht die ganze Welt durchsuchen. Doch – man konnte! Vor einigen Stunden hatte ihn die Erkenntnis wie ein Blitz getroffen: Ein Geheimnis versteckt man am besten mitten in der Öffentlichkeit. Coram publico. Wie ›D‹, der Protagonist in Edgar Allen Poes ›Der entwendete Brief‹ es getan hatte. Isler wusste , dass Sinshy die Dokumente in der übergroßen Kollage ›Mondo Universale‹ – eine Weltkarte! – versteckt hatte.
»Das hier ist von Adams.« Rubinstein zog eine Karte aus der Innentasche seines Jacketts und reichte sie Isler.
Isler nahm sie und las lächelnd. »Bullfight critics ranked in rows, crowd the enormous plaza full; but only one is there who knows, and he’s the man who fights the bull.« Es war die Karte, die Isler vor noch nicht einmal zwei Monaten Bundespräsident Mattei gegeben hatte, kurz vor dessen Abflug nach Washington. Offenbar hatte Adams den versteckten Hinweis verstanden: Beginnend mit dem ›y‹ in ›only‹ hatte sie sechs bei oberflächlicher Betrachtung kaum wahrnehmbar höhergestellte Buchstaben miteinander verbunden. Zusammen ergaben sie, rückwärts gelesen, ›sinshy‹.
»Auf der Rückseite ist eine persönliche Mitteilung der Präsidentin.«
Isler drehte die Karte um.
Lieber David! Ich hoffe es geht Ihnen gut. Emmanuel Rubinstein hat mein volles Vertrauen. Sie können offen mit ihm sprechen. Bitte sagen Sie ihm alles, was Sie wissen. Liebe Grü ß e, Jeanne Adams.
Isler entschied, keine Zeit mit dem Gedanken zu verschwenden, dass jemand die Karte gestohlen haben könnte und die Nachricht von Adams vielleicht nicht authentisch war.
»Okay. Wir können reden.« Isler hielt die Karte in die Luft wie eine Trophäe.
»In Washington herrscht eine seltsame Stimmung«, begann Rubinstein. »Viele Personen in hohen Funktionen scheinen zu ahnen, dass Sinshy hinter dieser Sache in Texas steckt. Aber weil es so undenkbar erscheint – so undenkbar unverschämt –, kann man es schlicht nicht glauben.« Er erzählte vom Bericht der Geheimdienste, der Sinshy schwer belastete. Und von der großen Wahrscheinlichkeit, dass der Generalstab es vermutlich auch wusste, wenn auch niemand etwas zu erkennen gab. »Man hat Adams die Gelegenheit geben wollen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Weil sie darauf bestanden hat. Weil Sinshy mal ihr Freund war. Da von Anfang an klar war, dass es sich um eine Verschwörung unbekannten Ausmaßes handelt, hat man auch verstanden, dass nur ein sehr kleiner Personenkreis involviert werden darf. Ich selbst habe erst von Ihrer Aktion erfahren, als Sie schon der neue Rosengärtner von Sinshy waren. Aber jetzt ist die Zeit abgelaufen und Sie sitzen – dank der Unterstützung durch unsere britischen Freunde – in einem Hochsicherheitsgefängnis.« Rubinstein erzählte von Details, die in dem bis jetzt noch hoch geheimen Bericht standen, und von den Aussagen Oberst Warrens und Patricia Palmers. Beiläufig erwähnte er, dass im Web haufenweise Seiten mit
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