EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
die Kameras.
»Mister Speaker, werden Sie noch heute den Eid als Präsident leisten?«, rief ihm ein Journalist die einzige Frage dieses Tages zu.
Sinshy stoppte auf halbem Weg, hielt den Daumen nach oben in die Kameras, gab allen Fotografen die Gelegenheit, in diesem Moment seines Lebens ein gutes Foto von ihm zu machen, und ging dann weiter.
Nachdem er das Weiße Haus betreten hatte, wurde er vom Stabschef sofort in den Westflügel geführt. Als er im Vorzimmer des Oval Office ankam, machte sein Herz einen Luftsprung. Es war soweit! Im Fernseher sah er die Präsidentin, wie sie ihre Rücktrittsrede hielt. Flüsternd begrüßten ihn die fünf im Vorzimmer anwesenden Mitarbeiter aus ihrem Stab und gratulierten ihm. Mit verschränkten Händen, fast, als bete er, stand Sinshy mit den anderen vor dem Fernseher und hörte andächtig zu. Es war eine Stimmung wie vor der Inthronisierung eines Kaisers.
»... schwierige Situation bei diesen Wahlen durch die Entwicklung in Texas ist es wichtig, dass in Washington klare Entscheidungsstrukturen geschaffen werden. Durch das vom Kongress begonnene Amtsenthebungsverfahren bin ich in meiner Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt. Da, wie Sie wissen, alle Umfragen deutlich zeigen, dass der Sprecher des Kongresses, Arthur Carrick Sinshy, mit größter Wahrscheinlichkeit kommende Woche zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden wird, haben Vizepräsident Ross King und ich beschlossen, mit sofortiger Wirkung zurückzutreten. Damit wird gemäß der Nachfolgeregelung Art Sinshy vor dem Vorsitzenden des Obersten Gerichts den Amtseid ablegen. Ich habe, trotz aller Widrigkeiten, meine Aufgabe als Präsidentin geliebt und danke Ihnen, dass Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben. Aber jetzt ist es Zeit zu gehen. Ich wünsche meinem Nachfolger, Art Sinshy, alles Gute und Gottes Hilfe bei der Bewältigung der großen Probleme, vor denen unser Land steht. Ich danke Ihnen. Gott schütze Sie! Gott schütze die Vereinigten Staaten von Amerika!«
Jemand schaltete den Fernseher aus. Einige Atemzüge später öffnete sich die Tür zum Oval Office und Adams kam heraus. »Gratuliere, Mister President!« Sie ging auf ihn zu und drückte seine Hand. »Viel Glück, Art. Du wirst es brauchen! Komm, wir gehen in den Garten und reden ein bisschen.«
Der Hausfotograf machte einige Fotos. Eine Dokumentation der Machtübergabe.
»Danke, Jeanne.« Er umarmte sie. Dann gingen sie ins Oval Office – Sinshy lächelte die Leute der Fernsehcrew an, die gerade ihre Ausrüstung zusammenpackten – und von dort in den Rose Garden.
Sinshy atmete tief durch. »Ich muss sagen, du hast mich überrascht. Aber ich denke, es ist eine vernünftige Entscheidung.«
»Du bist fähiger als ich«, lächelte sie ihn an.
»Ach was!«, winkte er ab.
»Doch, doch!«, insistierte sie. »Dein Plan nötigt mir den größten Respekt ab. Wirklich. Niemand außer dir hätte sich so etwas ausdenken können.«
»Mein Plan?«
»Nun, wir wissen alle, dass das Zeitalter der Staaten vorbei ist. Manche haben es nur nicht wahrhaben wollen. Leider muss ich sagen, dass ich selbst auch zu denen gehörte, die sich der Realität verweigerten.«
Sie hat es also gewusst. Sie hat kapituliert. Er sagte nichts.
»Den meisten Menschen fehlt der Mut, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie verwalten die Situation, anstatt sie zu gestalten. Bei dir ist das anders. Du bist zupackend, visionär und vor allem mutig!«
»Nun ...«
»Und den Mutigen gehört die Welt! Dir gehört die Welt! Und du hast es verdient.«
»Ich habe mich immer bemüht.« Sinshy lächelte.
Sie senkte ihre Stimme. »Außerdem ist es ein Akt der Humanität, nicht wahr? Texas mit militärischen Mitteln von den USA zu trennen hätte hunderttausende, wenn nicht Millionen Opfer gefordert. Aber Kleingeistiger können so etwas natürlich nicht anerkennen. Ich kann es aber anerkennen.« Sie streichelte seine Wange. »Ein Akt der Humanität«, flüsterte sie.
Damit hatte sie ihn soweit. Kamera und Mikrofon, in ihrer am Revers heftenden Brosche eingebaut, übertrugen jedes ihrer Worte in einen Raum im Westflügel.
Er seufzte. »Du hast es also gewusst!«
»Natürlich!«, lachte sie. »Am Anfang habe ich dich dafür gehasst. Aber jetzt verstehe ich dich. Und ich finde, dass du richtig gehandelt hast. Und vor allem intelligent, mein Lieber. Du weißt, dass mich
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