EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Wiederaufbaus Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.
Schließlich – und auch dies zählt zur Infrastruktur – müssen wir das Weltfinanzsystem auf eine neue Grundlage stellen. Ziel muss sein, die Realwirtschaft vor spekulativen Exzessen zu schützen.
Das dritte Element des Programms ›Neue Zukunft‹ besteht in einer Bildungsoffensive, die sich auf die Bereiche Naturwissenschaft, Technologie und Forschung konzentriert. Amerika braucht nur dann noch mehr Psychologen, Soziologen und Rechtsanwälte, wenn wir den depressiven Weg der vergangenen Jahrzehnte nicht verlassen! Wenn wir uns aber mutig der Zukunft zuwenden, brauchen wir vor allem hoch qualifizierte Techniker, Ingenieure, Forscher, Erfinder, Entdecker und Entwickler!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Abgeordnete des Kongress und des Senats. Ich habe Sie heute Abend überrascht. Diese Überraschung war kein Selbstzweck. Sie war notwendig, um durch die Mauer unserer etablierten Verhaltensmuster und Gewohnheiten zu brechen. Einige meiner Mitarbeiter werden nun ebenso böse auf mich sein wie einige der Abgeordneten.«
Nach einer Schrecksekunde suchte sich die Anspannung im Saal Ventil in schallendem Gelächter.
»Morgen beginnt ein neuer Tag, aber schon jetzt beginnt eine neue Zukunft!
Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um die von der Kultur des Pessimismus gestreuten Zweifel und Ängste zu besiegen. Das Einzige, was die Verwirklichung unserer Pläne für morgen begrenzt, sind unsere heutigen Zweifel.
My fellow Americans: A new future starts today!
God bless the United States of America!«
Mit etwas Verzögerung setzte Applaus ein. In den Gesichtern der Abgeordneten war unschwer zu erkennen, wer aus Überzeugung applaudierte und wer am liebsten gar nicht anwesend gewesen wäre. Art Sinshy lächelte wieder. Als hätte die Präsidentin seine Rede gehalten.
David Isler dachte nicht daran, zurück ins Bett zu gehen. Der Kugelschreiber flog über den Notizblock. In wenigen Stunden würde dem Bundesrat eine erste Beurteilung der Situation vorliegen. Epochal , fiel ihm dazu ein. Er schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf.
19
Dienstag, 12. Januar 2016 I-Day – 242
Im Sturm, den Jeanne Adams entfacht hatte, konnte sie an der Neuigkeit, die Francis Raffles ihr in den frühen Morgenstunden überbrachte, etwas Halt finden. Um 3 Uhr hatte das Telefon neben ihrem Bett geläutet. »Wir haben ihn!«, hatte Raffles ihr verkündet. Sein Assistent Rick Ames habe vom Telefon seines Büros am Vorabend die Presse informiert. Raffles habe dies selbst herausgefunden, indem er die zehn zuletzt gewählten Nummern des Telefons seines Assistenten überprüft habe. Eine der gewählten Nummern führte eine Stunde vor Beginn der Rede in die Redaktion von CNN in Washington. »Damit ist der Verrat bewiesen. Ames streitet den Anruf ab, aber das ist natürlich nur eine Schutzbehauptung. Ich habe ihn soeben fristlos entlassen und ihm mit einer Klage gedroht.«
Adams hatte sich bei Raffles für die Bemühungen bedankt, das Leck so schnell ausfindig gemacht zu haben. Wenigstens das ist geklärt, war ihr letzter Gedanke, bevor sie wieder einschlief.
Die auf dem Sessel eingerollte First Lady erwachte, entrollte sich, hüpfte auf den Boden, gähnte und streckte sich ausgiebig. Sie tänzelte zur Präsidentin und schnurrte ihr um die Beine.
»Lewinski lässt grüssen«, murmelte Jeanne Adams, als sie um 6 Uhr morgens bei einer Tasse japanischen Tautropfen-Tee die Texas Times sah. Präsidentin auf Konfrontationskurs verkündete die Titelzeile. Der Untertitel barg die am Vorabend angekündigte Bombe: Anschuldigungen über Drogenhandel schwächen Position von Jeanne Adams .
Adams hatte nicht erwartet, dass sie für ihr Programm ›Neue Zukunft‹ von den Medien mit Lob überhäuft wurde – dafür kannte sie die Strukturen zu gut –, aber das Niveau der Kampagne überraschte sie. Der Artikel beschäftigte sich nur in einigen Absätze mit ihrer Rede. Unbezahlbares Programm, unausgegorene Idee, spätpubertärer Idealismus, Konterrevolution, programmierter Flop, verantwortungsloser Vorschlag.
Drei Viertel des Artikels des Texas Times, die mit einer Auflage von über eine Million – gefördert durch Dumpingpreise und Gratisabonnements – jetzt viertgrößte Zeitung der USA, handelten von ihrer angeblichen Rolle als Drogenhändlerin während ihrer Zeit an der Columbia University in New York.
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