EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Berichterstattung dominierte. Adams schüttelte wieder den Kopf. Eigendynamik, verdammte Eigendynamik!, dachte sie. Wie stoppt man eine Lawine?
Im Keller des Westflügels befand sich der Situation Room, ausgestattet mit allen erdenklichen Kommunikationseinrichtungen, Video- und Audiosystemen. Sie waren elegant hinter den mit erlesenen Hölzern getafelten Wänden verborgen. Präsident Kennedy hatte 1962 die Einrichtung dieses Raums angeordnet – das Scheitern der Invasion in der kubanischen Schweinebucht wurde unter anderem mit fehlenden Echtzeitinformationen erklärt.
Der Präsidentin gegenüber saß im Situation Room am frühen Nachmittag der Geheimdienstkoordinator Emmanuel Rubinstein. Von ihm erfuhr Präsidentin Adams eine weitere Neuigkeit, die nicht zur Verbesserung ihrer Stimmung beitrug.
»Können Sie das bitte wiederholen?« Jeanne Adams blickte Rubinstein mit zusammengekniffenen Augen an.
»Wir haben eine geschredderte Air Force One gefunden.« Rubinstein zuckte entschuldigend die Schultern.
»Meine zwei Exemplare stehen aber immer noch im Hangar in Andrews!?«
»Ja, wir ... wir haben nachgezählt.« Er versuchte zu lächeln. Rubinstein, hoch gewachsen und schlank, schien mit seinem schmalen Gesicht und der feinen Mimik nicht nach Washington zu passen. Niemand würde darauf tippen, dass er die letzten vierzig Jahre seines Lebens im harten Geheimdienstmilieu verbracht hatte. Adams empfand Sympathien für ihn, weil er trotz der Chaoten in seiner Branche nie resigniert hatte. Sie fand seine Stärke bewundernswert.
»Der Zoll hat letzte Woche in Los Angeles einen Container kontrolliert, der zur Verschiffung nach China bereitstand. Der Inhalt war mit ›verschiedene Altstoffe‹ deklariert. Während der Inspektion ist einem der Zöllner zufälligerweise ein Stück Metall aufgefallen, auf dem ein Drittel des Präsidentensiegels zu sehen war. Daraufhin hat der Zoll direkt das lokale Büro des Secret Service in Los Angeles informiert. Dieser ist bei einer visuellen Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass es sich mit gro ß er Wahrscheinlichkeit bei dem Inhalt des Containers um eine geschredderte Boeing 747 handelt. An verschiedenen Teilen waren die Farben zu erkennen, mit denen auch die Air Force One lackiert ist.« Rubinstein hielt inne und blickte sie an.
»Ja, was dann? Sie wollen mir doch nicht erzählen, man hätte den Container nicht sofort beschlagnahmt?«
»Doch, Misses President, natürlich.«
»Was also!?«
»Als man den Container am nächsten Tag abholen wollte, um den Inhalt detailliert zu untersuchen, war er verschwunden.«
»Sie machen Witze.«
»Ich fürchte nicht, Madam.«
»Und die Auswertung der Videoaufzeichnungen des Hafens von Los Angeles?«
»Sind auch verschwunden. Der Kontrollraum des Hafens wurde in derselben Nacht durch ein Feuer zerstört. Ursache war aber kein Kurzschluss, wie man den Medien erzählt hat, sondern Brandstiftung.«
Sie überprüfte den Sitz ihrer Frisur im spiegelnden Bügel eines Kugelschreibers. »Hat man denn niemanden beauftragt, den Container zu bewachen?«
»Selbstverständlich. Die drei Männer wurden zwei Tage später gefunden, nachdem sie sich durch Klopfzeichen und Rufen bemerkbar gemacht hatten. Sie waren in einem leeren Container am Hafen eingesperrt. Zum Glück ist ihnen nicht wirklich viel passiert. Einige Verletzungen, ein paar Beulen, Dehydrierung, ein Schock. Aber sie sind wieder wohlauf, zumindest körperlich. Alles, woran sie sich erinnern, ist, dass sie von mehreren schwarz gekleideten Männern überfallen wurden. Wir haben außerdem herausgefunden«, versuchte Rubinstein seine Ehre zu retten, »dass in den Wochen zuvor bereits zwei weitere Container mit derselben Deklaration vom selben Absender nach China verschifft wurden. Der Absender ist ein Altstoffhändler mit Sitz in Arizona. Er hat ausgesagt, das Material von einer Firma mit dem Namen Shipwreck Trading erhalten zu haben.«
»Und diese Shipwreck Trading?«
»Diese ...«
»Halt! Lassen Sie mich raten. Die Firma gibt es nicht.«
»So ist es.«
»Und der chinesische Abnehmer?«
»War nicht sehr auskunftsfreudig. Es handelt sich um die Volksbefreiungsarmee. Man hat uns bedeutet, dass auch ein auf diplomatischem Weg unterbreitetes Auskunftsgesuch zu keinen weiteren Informationen führen würde, da man die Altstoffe bereits eingeschmolzen und wiederverwertet habe.
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