EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
durch Landlers Firma installiert worden. Das Gebäude, intern Excess Headquarters genannt, figurierte als Zentrale des Experiments. Neben dem SitRoom im Keller befanden sich im Erdgeschoss Aufenthaltsraum, Kantine und Küche, im ersten Stock mehrere Schlafräume und die sanitären Einrichtungen. Nicht besonders luxuriös, aber für zehn Tage akzeptabel. Dreihundert Meter neben dem Gebäude, das vier Meilen ostnordöstlich von Sandrock stand, waren hinter einem Sicht- und Lärmschutz aus Holz und Dämmmaterial die Generatoren aufgestellt worden, die Sandrock während des Experiments mit Strom versorgen würden. Außerdem hatte man dort stromvernichtende Klimaanlagen platziert. Sie sollten vor den texanischen Betreibern des Stromnetzes verbergen, dass die Verbraucher aus Sandrock keine Energie mehr aus dem Netz zogen.
Meilenweise Kabel führten zum Haus und von ihm weg. Ein Hauptstrang lief Richtung Sandrock und diente dem Datentransfer von den öffentlichen Überwachungseinrichtungen und der Ansteuerung der Boxen mit Betäubungsgas sowie den verschiedenen Unterbrechern, um Sandrock von allen öffentlichen Netzwerken zu isolieren. Über sie wurden auch die vorbereiteten Nachrichtenprogramme in das Kabelnetz von Sandrock eingespeist. Der andere Kabelstrang lief am Haus vorbei von Sandrock zu den Stromgeneratoren und Klimaanlagen. Er war direkt neben dem Haus angeflanscht und mit einem Adapter verbunden, der die audiovisuellen Daten aus den Fernsehern zum SitRoom weiterleitete. Einige in Arbeitskleidung eines Stromversorgers gekleidete Mitarbeiter Landlers hatten in Sandrock, ohne Beachtung zu finden, die notwendigen Installationen vorgenommen. Alle Kabel führten auch in die zwei Meilen nordwestlich des Dorfs gelegene Sandrock Correctional Facility SCR. Deren Insassen waren Teil des Experiments. Erst vor wenigen Tagen hatte Landler realisiert, dass in der SCR auch fünf Personen arbeiteten, die nicht in Sandrock lebten. Es hatte ihn fünfzigtausend Dollar des Budgets gekostet, den Direktor des Gefängnisses dazu zu bringen, ihnen ohne Fragen zu stellen ab dem 9. September zwei Wochen Sonderurlaub zu genehmigen. Der Direktor selbst, der in Amarillo wohnte, würde während dieser Zeit ebenfalls nicht an seinem Arbeitsplatz erscheinen. Alle anderen Mitarbeiter wohnten in Sandrock. Da das Gefängnis bereits überbelegt war, bestand keine Gefahr, dass es während der Zeit des Experiments zu Neuzugängen kommen könnte.
Für Gonzalez war es kein Problem gewesen, in den vergangenen Tagen ein zusätzliches Glasfaserkabel zu legen, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Es führte aus dem SitRoom heraus querfeldein Richtung Nordosten und endete dort in einem Verteilerkasten von AT&T, der direkt an der 287 stand. Man hatte Gonzalez an einem Vormittag ein Team von nach AT&T Technikern aussehenden Männern zur Seite gestellt, die das Kabel einige hundert Meter vor dem Verteilerkasten in einen Schacht einzogen. Der Rest des vier Meilen langen ultradünnen Kabels lag, wie auch alle anderen für das Experiment, schlicht auf dem kargen Steppenboden. Für zehn Tage würde das genügen.
Gonzalez wusste nicht, wer seine Auftraggeber waren oder was sie wollten, aber sie hatten sich sehr großzügig gezeigt. Sie machten es dem fünfundvierzigjährigen Mann möglich, ein neues Leben zu beginnen. Weit weg von Krieg und Söldnereinsätzen! Weit weg von Landler! Irgendwo an einem Strand mit vollbusigen Mulattinnen, die nichts sehnlicher wollten, als ihm seine Wünsche von den Augen und anderen Körperteilen abzulesen.
Gonzalez stieg aus dem Auto und nahm die Tasche vom Rücksitz. Grü ß end ging er an der frierenden Wache vorbei, die die Haustür vor dem Eindringen Unbefugter schützte; sie war per Funk vom Wachmann an der Schranke über Gonzalez’ Ankunft informiert worden. Er schob seine Zugangskarte in den Schlitz. Klick . Das Schloss entriegelte und er konnte eintreten. Er schaltete das Licht ein und ging in den Keller. Am Fuß der Treppe musste er durch eine weitere Chipkartentür. Er wusste, dass das System für Landler nachvollziehbar registrierte, dass Juan Gonzalez um 4.08 Uhr den SitRoom betrat. Aber es machte ihm nicht aus. Landler war bekannt, dass er ein Frühaufsteher war. Er hatte sein vollstes Vertrauen und den Auftrag zur Funktionskontrolle der Systeme. Dass er dazu die Überwachungskamera für ein paar Minuten ausschalten musste, würde niemanden wundern.
Durch das Entriegeln der Tür ging
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