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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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Beau Rivage eine halbe Sekunde geblickt hatte. Unter dem Kinn hing dieselbe abscheuliche Mickey-Mouse-Krawatte, die der Dicke in Genf anhatte. Sie war grell gelb und hatte die lachende Komikmaus im Großformat aufgedruckt. Isler schüttelte den Kopf. Er klickte auf Play.
       »›Wenn Washington uns nicht hilft, müssen wir uns eben selbst helfen.‹ Das ist der Slogan des texanischen Multimillionärs Vince Osman, dem Gründer und großzügigen Financier der Texanischen Solidaritätsbewegung. Osman, der sich in den letzten Jahren als erfolgreicher Immobilienmakler einen Namen gemacht hat, will jetzt denen helfen, die ›von Washington verlassen wurden‹. Aus Houston berichtet unser USA-Korrespondent Thomas Ehren.«
       »Aha!« Isler schaute ernst und nickte mit dem Kopf. Seine Konzentration war maximal. Er blickte auf die Uhr, um die Zeit zu nehmen.
       Hofberichterstattung, dachte Isler, nachdem er den dreiminütigen Bericht gesehen hatte. Er hatte ein sehr wohlwollendes Bild von Osman gezeichnet, keinerlei Kritik angebracht und Osmans haarsträubende Statements unkommentiert übernommen – unter anderem »Washington sollte nicht vergessen, dass Texas mal eine unabhängige Republik war. Die Geschichte kann sich wiederholen!«
       Islers Verdacht, über Osman sei nicht einfach so berichtet worden, wurde während des anschließenden Telefonats bestätigt. Ein alter Bekannter, der in der Redaktion der Tagesschau arbeitete, informierte Isler, dass der Bericht über Osman von Mount & Guesston angeregt worden sei. Mount & Guesston – eine der drei größten PR-Agenturen der Welt. Niemand, der ein Projekt hatte, für das er auf öffentliche Unterstützung angewiesen war – sei es die Einführung eines neuen Produkts, der Wahlkampf eines Politikers oder die plausible Begründung für den nächsten Krieg – kam an Mount & Guesston oder ihren Konkurrenten vorbei. PR-Firmen, inzwischen wichtiger als Werbeagenturen, waren für etwa drei Viertel aller Medienberichte zuständig. Da Nachrichtendienste – oft genug im Tandem mit PR-Firmen – ebenfalls einen großen Einfluss auf die Medienberichterstattung hatten, blieb für regulären Journalismus nicht mehr allzu viel Platz.
       Isler hatte noch am selben Abend einer Unternehmensdatenbank entnommen, dass 40 Prozent der Aktien von Mount & Guesston dem Headline & Footage-Konzern gehörten. Er saß noch bis tief in die Nacht in seinem Büro und dachte nach.
       Er hatte immer noch keine Ahnung, wie sich die neu gewonnenen Informationen zu einer plausiblen, unparanoiden Arbeitsthese verarbeiten ließen. Aber aus dem Nebel begannen Teile einer Struktur hervorzutreten. Fragmente nur. Doch diese waren deutlich erkennbar.
     
    Tim Lewis wollte nur ein paar Eier und Brot kaufen, als er ein Angebot sah, an dem er nicht vorbeigehen konnte. Mit zusammengekniffenen Augen las er das Plakat, das einen ultraschmalen Plasmafernseher für weniger als einhundertfünfzig Dollar anpries. Was waren schon einhundertfünfzig Dollar? Einziger, wenn auch irrelevanter Nachteil war ein kleiner Defekt an der rückseitigen Verschalung.
       Er hatte von einigen seiner Gäste vom Angebot des Supermarkts in Sandrock gehört, aber vermutet, man wolle ihm einen Bären aufbinden. Neugierig und interessiert betrachtete er das Gerät. Die Bildqualität war verblüffend.
       »Du solltest nicht lange zögern, Silk. Ich habe nur noch zwanzig Exemplare davon. Ganz Sandrock hat sich schon damit ausgerüstet. Ich selbst natürlich auch. Habe mir sogar zwei gekauft, um genau zu sein. Der Produktionsfehler auf der Rückseite ist nicht der Rede wert.« Stephen Austin, Inhaber des Supermarkts, ließ die Flipflops über den Boden schlurfen, als er seinen Bierbauch Richtung Tim bewegte.
       »Und wo ist der Haken?«, fragte Tim.
       »Hey, Mann, sei nicht immer so misstrauisch. Es gibt nur diesen Haken. Steht doch da. Kleiner Produktionsfehler auf der Rückseite. Hier!« Austin drehte eines der Geräte um und zeigte auf eine etwa handtellergroße Stelle des Gerätes, an der die Kunststoffverschalung eine unschöne Verschmelzung aufwies, ungefähr in der Form eines Spiegeleis.
       »Hatten irgendein Problem beim Pressen der Verschalung. Wirkt sich aber in keiner Weise auf die Funktion des Gerätes aus. Außerdem: zwei Jahre Garantie! Wieso überlegst du überhaupt noch?! Habe schon fast alle vierhundert Geräte verkauft. Sogar der Knast hat ein paar Dutzend bestellt. Und glaub ja nicht, du bekommst

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