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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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wiederholte er seine Frage.
       Sie schluckte aufgeregt und spielte mit ihren Fingern. »Mickeymann im Hotel in Denf! Heute im Fernsehen! Mickeymann!«, sagte sie ungeduldig.
       »Wo hast du diesen ... Mickeymann gesehen?«, fragte Isler, der immer noch nicht verstand. »In der Spielgruppe?«
       »Nein! Nein! Nein! Im Fern-se-hen! Mickeymann! Tezas!«
       Isler begann zu kombinieren. Olivia war nach dem Abendessen von Angela erwischt worden, wie sie im Wohnzimmer saß und mit der Fernbedienung spielte. Aber was hatte sie gesehen? »Vorhin, als du im Wohnzimmer warst?«
       »Jaaaa!«
       »Und was hast du genau gesehen?« Isler nahm seine Tochter sehr ernst, und wenn sie ihm unbedingt etwas erzählen wollte, hörte er zu – wann immer er Zeit hatte.
       »Mickeymann!« Sie verdrehte die Augen.
       »Mickeymann also?«
       »Ja-a! Mickeymann vom Hotel in Denf! Heute im Fernsehen. Ist jetzt in Tezas!«
    Langsam begann er zu begreifen. »Meinst du das Hotel in Genf mit dem Springbrunnen, wo wir ...«
       »Ja-a!«
       »Und wo ist er heute?«
       »Te-zas!«
       »Und das hast du im Fernsehen gesehen?«
    Sie schlug resignierend die kleinen Hände vor dem Gesicht zusammen. »Ja Daddy«, sagte sie in mitleidigem Ton.
       »Schön«, sagte Isler. Er konnte sich schwach erinnern. Sie waren zum Beau Rivage zurückgefahren, um Olivias Stoffhündchen Fidel zu holen. Als die Rezeptionistin es über den Tresen reichte, hatte Olivia jemanden an seiner scheußlichen Krawatte gezupft. Er glaubte sich zu entsinnen, dass sie mit Mickeys bedruckt war.
       »Hast du gesagt, er ist heute in Texas?«
       »Ja!«, strahlte sie. So sprach man es aus. »Texas! Texas!«
       »Und was macht er dort?«, fragte er, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
    Olivia zuckte die Schultern und machte ein fragendes Gesicht. »Weiß nicht.«
       Angela kam herein und setzte sich zu ihnen. Sie sangen das Gute-Nacht-Lied. Dann gaben die Eltern ihr einen Kuss und wünschten schöne Träume. »Bis morgen, mein Schatz!«
       »Ja, bis morgen.« Olivia nahm Fidel in den Arm und zog sich die Bettdecke über den Kopf.
       »Weißt du, was Olivia vorhin im Fernsehen gesehen hat?«, fragte Isler seine Frau, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
       »Unsere Tochter ist seit neuestem auch an amerikanischer Politik interessiert. Vermutlich bist doch du der Kindsvater«, scherzte Angela. »Sie hat einen Bericht über einen dicken Texaner mit unglaublich geschmackloser Mickey-Mouse-Krawatte gesehen, der wohl als texanische Mutter Teresa in die Geschichte eingehen will.«
       Isler blickte sie an, als sei sie ein Gespenst. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Er spürte, dass diese Geschichte relevant war.
       »Auf welchem Sender?« Er versuchte, ruhig zu bleiben.
       »Schweizer Fernsehen. Tagesschau.«
       Isler flog ohne ein Wort der Erklärung die Treppen hinunter und rannte zum Büro im Keller des Einfamilienhauses. Die Armbanduhr! Er hastete wieder ins Erdgeschoss, schnappte die Uhr aus der Küche – er hatte sie zum Abspülen ausgezogen – und war Sekunden später wieder vor der Bürotür. Er hielt die Uhr an ein neben der Tür befestigtes Metallkästchen. Ein leiser Gong signalisierte, dass sie entriegelt war. Die Sicherheitstechnologie stammte vom SND; er hatte deren Installation gefordert, da Isler manchmal zuhause arbeitete. Isler trat ein und schaltete das Licht an. In dem gut zwanzig Quadratmeter großen fensterlosen Raum waren an zwei Wänden vier Metallschienen übereinander befestigt. An ihnen hefteten mit Magneten Dutzende von Zetteln, Fotos, Plänen, Flussdiagrammen, Notizen und anderen Extensionen von Islers Gedächtnis. An der Stirnseite des Raums stand ein gro ß er Schreibtisch. Mehrere Stapel Zeitungen und Papier ließen gerade genug Raum für seine zwei Notebooks. Er schaltete das Online-Notebook ein. Die Zeit, bis es hochgefahren war, nutzte er, um durch Hin- und Herbewegen der Tür die stickige Luft aufzufrischen.
       Als das Notebook Einsatzbereitschaft signalisierte, ging er auf die Webpage des Schweizer Fernsehens und startete die Tagesschau. Er ließ sie schnell vorwärts laufen, bis ... »Das gibt’s doch nicht!« Er schlug sich mit der flachen Hand auf den Schenkel, dass es weh tat. Er stoppte das Bild. Tatsächlich! Seine geniale Tochter hatte recht gehabt! Das Foto neben der Sprecherin, die den Beitrag anmoderierte, zeigte das Gesicht, in das er an der Rezeption im

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