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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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drinnen automatisch das Licht an. Gonzalez, obwohl eigentlich total abgebrüht, staunte immer wieder, wenn er diesen Raum betrat. Nachdem er mit dem Hauptschalter sämtliche Bildschirme zum Leben erweckte – die Server liefen seit zwei Wochen permanent –, wirkte der Keller wie eine Miniaturversion des Mission Control Centers Houston der NASA. Als durchschnittlicher Kellerraum gebaut war er nicht besonders hoch, aber man hatte die Platzverhältnisse optimal genutzt. Nur der Geruch von Küchenvorräten, die hier einmal gelagert waren, konterkarierte die technische Atmosphäre. Einziges Geräusch war das diskrete Surren der Ventilatoren in den Servern.
       Gonzalez setzte sich an den mit Experiment Supervisor betitelten Arbeitsplatz. Er war an der rückwärtigen Wand des Raums auf einem kleinen Podest eingerichtet worden und für Oberst Warren vorgesehen. Er atmete auf. Keine der Wachen war auf die Idee gekommen, in die Tasche zu sehen. In ihr befanden sich fünf schwarze Kunststoffkästchen von der doppelten Größe einer Zigarettenschachtel. Er wusste nicht, was sie enthielten, und er machte sich auch keinen Kopf. Sein Job war es, die geheimnisvollen Boxen in fünf der Server zu installieren und die aus ihnen herausragenden Kabel mit dem Main Bus der Server zu verbinden. Damit wurden sie an das als Netzwerk organisierte System im SitRoom angeschlossen. Außerdem sollte er acht Miniaturkameras an den Rand der Flachbildschirme kleben. Sie übermittelten ihre Signale per Funk an eines der Kunststoffkästchen. Für Gonzalez waren es keine Miniaturkameras, sondern lediglich zwei Zentimeter große Aufkleber, minimal dicker als normale, die mit Server nie Ausschalten! bedruckt waren. Drittens musste er das Glasfaserkabel, das zum AT&T-Verteilerkasten an der 287 führte, mit dem Master Server verbinden. Anschließend würde er wie von Landler beauftragt die Funktionen sämtlicher Systeme testen, ein Protokoll darüber erstellen, es auf den für Landler vorgesehenen Arbeitsplatz legen, seine Sachen einpacken und in den von Landler genehmigten Urlaub fliegen. Und nie wieder zurückkehren.
       Neunzig Minuten später hatte er zwei der Spezialaufgaben ausgeführt. Nun blieb nur noch das Verbinden des Glasfaserkabels mit dem Master Server. Als er auch dies erledigt hatte, erwachten im achttausendzweihundert Kilometer entfernt gelegenen Einsatzraum der STOG bei Luxemburg zwei Dutzend Bildschirme zum Leben.
     
    Es war 8 Uhr, als Tim Lewis wutentbrannt seine Sporttasche auf die Ladefläche des Pick-up schmiss, und sich dann auf den Fahrersitz schwang. »Scheiße, verdammt Scheiße!«, fluchte er und zog die Tür mit Wucht zu. »Diese blöde Zicke!« Er startete den Motor, legte den Gang ein und fuhr zur Ausfahrt des Parkplatzes. Ohne wie sonst das Fenster runterzukurbeln, um im gegenüber der Ausfahrt liegenden Wohnblock Josephina aus dem neunten Stock winken zu sehen, bog er nach rechts in die South East 6th Street. Nach einem Block bog er wieder rechts ab, um der South Taylor Street Richtung Süden zu folgen. Ein paar Minuten später erreichte er die Auffahrt zur 287, die aus Amarillo hinausführte.
       Er schaltete das Radio ein und drehte die Lautstärke auf. So wie sich die Situation darstellte, war es aus mit Josephina! Schon vor zwei Wochen, kurz nachdem sie ihr einjähriges Kennenlernjubiläum feierten, hatte es angefangen zu kriseln. Vielleicht warf die Ehe, die mit der Hochzeit im Dezember auf Hawaii beginnen würde, schon ihre grausamen Schatten voraus. Josephina hatte ihn mit Nichtigkeiten genervt, die sie wie eine Gebetsmühle immer wieder ansprechen musste. Er hatte sie mit seiner Meinung nach unschuldigen Flirtereien, ohne es zu beabsichtigen, eifersüchtig gemacht. Seit Sommer lief ihr ambitioniertes Befruchtungsprogramm, leider bisher ohne Erfolg, was zusätzlich an ihren Nerven zerrte.
       Gestern Abend hatte die vorletzte Stufe der Eskalation mit einem heftigen Streit in ihrem Stammlokal begonnen, dem Bourbonstreet Café im Osten Amarillos. Auslöser unbekannt. Trotzdem war er über Nacht bei ihr geblieben. Heute früh hatte sie ihn um sechs geweckt, um über irgendein nicht vorhandenes Problem stundenlange Diskussionen zu führen. Dabei wusste sie, dass er ein Morgenmuffel war. Gleichmäßig wurde von beiden Seiten die Lautstärke hochgedreht und die Rhetorik verschärft. Bis er schließlich seine Sachen gepackt hatte – auch die Zahnbürste – und mit einem »Wir sollten uns nie wieder sehen!« aus

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