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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Raumschiff, das zu einer planetarischen Landung ansetzte. Er hatte das Geräusch neun Jahre lang nicht gehört, seit dem Beginn seines Exils hier auf Lemnos. Also hatte er mit Besuchern zu rechnen. Waren es zufällige Eindringlinge, oder war man ihm auf der Spur? Was wollten sie? Die alte Erbitterung erwachte, erfüllte ihn mit heißem Zorn. Er hatte genug von ihnen und ihrer Welt. Warum mussten sie ihn hier belästigen? Müller stand breitbeinig auf dem leeren Platz und starrte finster in die Richtung des vermuteten Landepunkts, während ein Teil seines Bewusstseins gewohnheitsmäßig die Umgebung überwachte. Er wollte mit der Erde und ihren Bewohnern nichts zu schaffen haben. Sein Blick fand den schwachen Lichtpunkt in der Stirn des Affen.
    Sie würden ihn nicht erreichen.
    Sie würden im Labyrinth sterben, und ihre Gebeine würden die hunderttausendjährigen Knochenablagerungen vermehren, die in den äußeren Korridoren lagen.
    Und wenn es ihnen gelänge, bis zu den inneren Bereichen vorzudringen, wie es ihm gelungen war …
    Nun, dann würden sie sich gegen ihn zu behaupten haben. Und sie würden das nicht angenehm finden. Müller lächelte grimmig, schob seinen Rucksack zurecht und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den Rückweg durch das Labyrinth. Bald war er in Zone C, und sicher. Er erreichte sein Quartier. Er verstaute das Fleisch und bereitete sein Abendessen. Sein Kopf schmerzte. Nach neun Jahren war er nicht mehr allein auf seiner Welt. Sie hatten seine Einsamkeit befleckt. Wieder fühlte Müller sich betrogen. Er wollte nichts mehr von der Erde als seine Ruhe; und selbst die wollten sie ihm nicht lassen. Aber sie sollten ihr blaues Wunder erleben, wenn sie es fertigbrächten, ihn im Labyrinth zu erreichen.

Kapitel 2
     
    Das Schiff war ein wenig spät in die normale Raumzeit-Relation eingetreten, beinahe schon in den äußersten Bereichen der Atmosphäre. Charles Boardman schätzte das nicht. Er verlangte sich selbst den höchstmöglichen Leistungsstandard ab und erwartete von anderen das gleiche. Besonders, wenn sie Piloten waren.
    Ohne sich seine Gereiztheit anmerken zu lassen, schaltete er die Projektion ein, und auf der Wand seiner Kajüte erschien das Bild des Planeten unter ihnen. Nur wenige Gebiete der Oberfläche waren von Wolken verhüllt; er hatte klare Sicht durch die Atmosphäre. In der Mitte einer ausgedehnten Ebene war eine Serie von Runzeln oder Riefen erkennbar, deren Umrisse noch aus hundert Kilometern Höhe scharf ausgeprägt waren. Boardman wandte sich an den jüngeren Mann zu seiner Rechten und sagte: »Da haben wir es, Ned. Das Labyrinth von Lemnos. Und Richard Müller mittendrin!«
    Ned Rawlins schürzte seine Lippen. »So groß? Es muss einen Durchmesser von ein paar hundert Kilometern haben!«
    »Was Sie sehen, ist die äußere Umwallung. Das eigentliche Labyrinth ist von konzentrischen Ringwällen aus Erde umgeben, die fünf Meter hoch sind. Der äußere Umfang misst ungefähr tausend Kilometer.«
    »Und dieser dunkle Fleck innerhalb der Umwallung – ist das die Stadt selbst?«
    Boardman nickte. »Das ist das innere Labyrinth. Zwanzig, dreißig Kilometer Durchmesser – und Gott weiß wie alt. Vielleicht eine Million Jahre. Dort werden wir Müller finden.«
    »Wenn wir hineinkommen.«
    »Sobald wir hineinkommen.«
    »Ja. Ja. Natürlich. Sobald wir hineinkommen«, verbesserte sich Rawlins errötend. »Sie sind überzeugt, dass wir den Zugang finden werden, nicht wahr?«
    »Müller hat ihn gefunden«, sagte Boardman. »Er ist drin.«
    »Aber er ist der erste, der hineingefunden hat. Alle anderen Versuche sind gescheitert. Warum also werden wir …«
    »Es waren nicht viele, die es versuchten«, erwiderte Boardman. »Und diejenigen, die es taten, waren für das Problem nicht gerüstet. Wir werden es schaffen, Ned. Wir müssen. Machen Sie sich keine Gedanken und genießen Sie die Landung.«
    Das Schiff sank auf den Planeten hinab – viel zu schnell, dachte Boardman, der Abbremsmanöver dieser Art schlecht vertrug. Er hasste Reisen, und am unangenehmsten war ihm der Augenblick der Landung. Aber diese Reise war unvermeidbar. Er schaltete die Projektion aus und kippte seinen Sessel zurück in die Ruhestellung. Ned Rawlins saß noch aufrecht und starrte grübelnd ins Leere. Wie schön, so jung zu sein, dachte Boardman, ohne genau zu wissen, ob er es sarkastisch meinte oder nicht. Jedenfalls war Ned Rawlins kräftig und gesund. Und klüger als es zuweilen den Anschein hatte.

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