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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Prüfungskomitee begutachtet. Sie müssen perfekten Gehorsam, Wendigkeit und Flexibilität beweisen. Die Empfehlungsschreiben und Papiere werden wieder und wieder geprüft. Die Sklaven werden nach Ausdauer und Temperament bewertet; sie werden nach einer Reihe körperlicher Kriterien klassifiziert, und man kann, wenn man will, allein aufgrund des ausführlichen Katalogs und der Fotos sehr gut einkaufen.
    Natürlich wiederholen wir diese Bewertungen für unsere eigenen Bedürfnisse und nach unseren eigenen Standards, sobald die Sklaven zu uns kommen. Aber es ist sichergestellt, daß die Ware aus diesen Versteigerungen erstklassig ist.
    Und kein Sklave gelangt in den Ausstellungsraum der Auktion, wo er gekonnt auf einer beleuchteten Plattform bereit steht, um von unzähligen Händen und Augen begutachtet zu werden, wenn er nicht ein fabelhaftes Exemplar ist.
    Zu Beginn pflegte ich selbst zu den wichtigsten Versteigerungen zu gehen.
    Es ging nicht nur um das Vergnügen, mir diejenigen dieser Grünschnäbel herauszupicken, die ich haben wollte - und egal, wieviel Training sie bereits genossen haben, sie sind Grünschnäbel, bis wir sie ausgebildet haben es ging auch um die Aufregung bei diesen Auktionen selbst.
    Unabhängig davon, wie gut ein Sklave oder eine Sklavin vorbereitet worden ist, die Auktion ist eine Katastrophe. Es gibt viel Gezitter, strömende Tränen, das entsetzliche Alleinsein des nackten Sklaven auf dem sorgfältig ausgeleuchteten Sockel - all diese köstliche Anspannung und dieses so exquisit wie ein Kunstwerk dargebotene Leiden. Es ist in jeder Hinsicht so gut wie irgendein Club-Programm, das ich je erarbeitet habe.
    Stundenlang läßt man sich durch den riesigen, mit Teppichen ausgelegten Ausstellungsraum treiben und schaut sich einfach nur um. Die ände sind immer in beruhigenden Farben gestrichen: Zinnoberrot oder Blaukehlcheneierblau. Die Beleuchtung ist perfekt. Und der Champagner ist hervorragend. Es gibt keine störende Musik. Der Rhythmus ist das eigene Herzklopfen.
    Man kann die Kandidaten anfassen und befühlen, wenn man sie inspiziert, auch denjenigen eine Frage stellen, die gnadenlos ungeknebelt sind (sprachtrainiert nennen wir es. Es heißt, darauf trainiert zu sein, niemals zu sprechen, es sei denn, man richtet das Wort an sie, niemals die leisesten Wünsche oder Vorlieben zum Ausdruck zu bringen). Manchmal machen einen die anderen Trainer auf ein hübsches Exemplar aufmerksam, vielleicht, weil sie meinen, sie könnten es sich selbst nicht leisten.
    Gelegentlich sammelt sich eine Gruppe von Käufern um eine außergewöhnliche Schönheit, die ein Dutzend oder mehr vielsagende Positionen und einem Dutzend Befehlen gehorchen ß.
    Ich habe mir nie die Mühe gemacht, einen Sklaven bei einer Auktionsvorbesichtigung zu peitschen oder zu fesseln. Es gibt genug Leute, die das nur allzugern tun, und man braucht nur abzuwarten und zuzuschauen. Und die wenigen während des Bietens ausgeteilten Schläge können einem alles sagen, was man wissen ß.
    Außerdem bekommt man jede Menge überflüssige Weisheiten zu hören: Dieser Sklave bekommt viel zu leicht blaue Flecken, da kriegst du nie genug für dein Geld, und diese Haut fühlt sich kätzchenweich an, ist aber äußerst zäh, oder solche kleinen Brüste sind wirklich die besten.
    Man kann durchaus etwas daraus lernen, wenn man sich mit dem Champagner zurückhält. Aber die richtig guten Trainer geben nur wenig von sich selbst oder von den armen, zitternden Opfern, die sie untersuchen, preis. Ein richtig guter Trainer kann alles erfahren, was er wissen will, indem er sich einem Sklaven nähert und ihm oder ihr unvermittelt eine Hand auf den Nacken drückt.
    Es ist auch kein geringer Teil des Vergnügens, die anderen Trainer zu sehen, die aus der ganzen Welt zusammenkommen. Wie Götter und Göttinnen wirken sie manchmal, wenn sie aus den schwarzen Limousinen steigen: in abgewetzten Jeans und aufgeknöpften Hemden aus der allerfeinsten indischen Baumwolle oder eine über die Schulter gerutschte Seidenbluse, die fast auseinanderfällt. Wildes Haar und dolchscharfe Fingernägel. Oder die kühlen Aristokraten im schwarzen Dreiteiler, mit eckigen, silbergefaßten Brillen und perfekt gekämmtem, kurzem Haar. Ein Durcheinander von Sprachen (auch wenn sich Englisch als Sprache der Sklaven international mehr oder weniger durchgesetzt hat), und das bei einem Dutzend verschiedener Nationalitäten jeweils besondere Gepräge von dem, was fast immer ein herrisches

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