Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
hatte, es sei ein Wunder, daß ich noch lebte und atmete und herumlief.
    Der letzte Abend war seltsam. Ich hatte das Warten gründlich satt. Seit dem Moment, wo ich den Vertrag unterschrieben hatte, hatte ich nur noch gewartet, Aufträge von Time abgelehnt, auf die ich mich sonst gestürzt hätte, und mich von allen Leuten, die ich kannte, zurückgezogen. Und dann endlich der Anruf.
    Die gleiche freundliche, wohlerzogene Stimme. Ein amerikanischer »Gentleman«, oder ein Amerikaner, der sich wie ein britischer Gentleman benimmt, ohne den britischen Tonfall, irgendwas in dieser Art.
    Ich schloß das Haus in Berkeley ab, ging zu Max's im Opera Plaza und nahm einen Drink. Hübsch, diese Menschenmenge vor dem Hintergrund von Messing, getöntem Glas und Neonlichtern zu betrachten. Einige der bestaussehenden Frauen in San Francisco kommen ins Opera Plaza. Man sieht sie in dem italienischen Restaurant, Modesto Lanzone oder im Max's. Fabelhaft geschminkte Damen mit perfekt frisiertem Haar, in Couturier-Ein wundervoller Anblick.
    Nicht zu vergessen der große Buchladen, der seinen Namen verdient, »ein sauberer, gut beleuchteter Ort«, wo ich ein halbes Dutzend Simenon Krimis, ein paar Ross MacDonalds und Le Carrés ür die Reise kaufte, anspruchsvolle Fluchtlektüre, wie ich sie morgens um drei im Hotelzimmer lesen würde, während die Bomben auf Damaskus fielen.
    Beinahe hätte ich zu Hause angerufen, um mich noch mal zu verabschieden, aber ich tat es nicht. Ich nahm ein Taxi zu der Uferadresse.
    Nichts als ein verlassenes Lagerhaus, bis das Taxi abgefahren war und ein gut angezogener Mann erschien, einer dieser unbeschreiblichen Typen, wie man sie überall im Bankenviertel der Städte zur Mittagszeit sieht, grauer Anzug, warmer ändedruck.
    »Sie müssen Elliott Slater sein.« Er geleitete mich hinaus auf den Pier.
    Eine hübsche Jacht lag vor Anker, totenstill wie ein weißes Geisterschiff, dessen Lichterkette sich im schwarzen Wasser spiegelte, und ich ging allein die Gangway hinauf.
    Ein anderer Mann tauchte auf, der wesentlich interessanter aussah, jung oder wenigstens in meinem Alter, mit ansprechend unordentlichem blonden Haar und gebräunter Er hatte die weißen Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt und zeigte wunderschöne Zähne, als er lächelte.
    Er führte mich zu meiner Kabine und nahm mir die Koffer ab.
    »Die werden Sie jetzt zwei Jahre nicht wiedersehen«, sagte er ausgesprochen freundlich. »Ist irgendwas drin, was Sie vielleicht brauchen, Elliott, nur für die Reise? Alles aus Ihrer Kabine wird anschließend hineingetan, Brieftasche, Paß, Ihre Uhr, alles, was Sie hier zurücklassen.«
    Ich war ein bißchen erschrocken. Wir standen sehr nah nebeneinander im Gang, und mir wurde klar, daß er wußte, was ich war und wo er mich hinbrachte. Er arbeitete nicht einfach nur auf der Jacht.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte er. Er stand direkt unter der Lampe, und ich sah ein paar Sommersprossen auf seiner Nase und sonnengebleichte Strähnen in seinem Haar. Er zog einen kleinen Gegenstand aus der Tasche, ein Goldkettchen mit einer Namensplakette. »Geben Sie mir Ihr rechtes Handgelenk«, sagte er.
    Meine Nackenhaare sträubten sich bei der Berührung seiner Finger, als er mir das Armband anlegte und den Verschluß einschnappen ließ.
    »Ihre Mahlzeiten werden durch diesen Schlitz hier geschoben. Während der Fahrt werden Sie niemanden sehen und mit niemandem sprechen. Aber der Arzt wird noch zu einer letzten Untersuchung vorbeikommen. Bis dahin wird die Tür nicht abgeschlossen.«
    Er öffnete die Kabinentür. Drinnen herrschte sanftes Bernsteinlicht. Dunkelgemasertes Holz unter einer Schicht von Kunstharzlack. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider. Bis dahin wird die Tür nicht abgeschlossen . Das Armkettchen war lästig, es klebte wie Spinnweben an mir. Ich las meinen Vornamen auf dem Namensschildchen und so was wie einen Code aus Zahlen und Buchstaben darunter. Meine Nackenhaare sträubten sich wieder.
    Die Kabine war okay. Üppige, braune Ledersessel, rundum Spiegel, eine breite Koje mit zu vielen Kissen, ein eingebauter Videobildschirm mit einer Bibliothek von Filmen auf Video-CD darunter, viele Bücher. Ausgerechnet Sherlock Holmes, und dann die erotischen Klassiker, Geschichte der O ., Justine , Dornröschens Erwachen, Dornröschens Bestrafung .
    Es gab eine Kaffeemaschine mit Kaffeebohnen in einem Glasbehälter, einen Kühlschrank mit französischem Mineralwasser und amerikanischem Soda,

Weitere Kostenlose Bücher