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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ungewöhnlich begeistert, wieder hier zu sein.
    Ich fand die Ferien aus irgendeinem Grund immer anstrengender, die Tage in der Außenwelt seltsam unwirklich. Und der Besuch bei meiner Familie in Berkeley war unerträglich gewesen, weil ich wieder den gleichen alten Fragen, was ich tat und wo ich den größten Teil des Jahres verbrachte, ausweichen mußte.
    »Warum um Himmels willen ist es denn so ein Geheimnis? Wo fährst du hin?«
    Es gab Zeiten bei Tisch, wo ich absolut nichts von dem hörte, was mein Vater sagte, und nur seine Lippenbewegungen sah. Und wenn er mir eine Frage stellte, mußte ich irgendwas erfinden wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, weil ich den Faden verloren hatte.
    Die besten Momente waren komischerweise die, die ich als kleines Mädchen gehaßt hatte: Wenn wir am frühen Abend zu-sammen um den Block gingen, den Hügel rauf und runter, wenn er seinen Rosenkranz betete und um uns herum dir Abendgeräusche der Berkeley-Hügel zu hören waren und kein Wort gesprochen wurde. Ich fühlte mich während dieser Spaziergänge nicht etwa elend wie als kleines Mädchen, war nur still, weil er still war, und unerklärlich traurig.
    An einem Abend bin ich mit meiner Schwester nach San Francisco gefahren, und wir haben zusammen in einem geschniegelten kleinen Restaurant mit dem Namen » Saint Pierre « am North Beach zu Abend gegessen. An der Bar stand ein Mann, der mich nicht aus den Augen ließ, der klassische junge Rechtsanwalt-Typ mit weißem, grobgestricktem Pullover unter der grauen Hahnentritt-Jacke, mit einem Haarschnitt, der windzerzaust aussehen sollte, und einem Mund, der zum Lächeln bereit war. Genau die Sorte, die ich in der Vergangenheit immer gemieden hatte, gleich, wie hübsch der Mund und wie strahlend der Ausdruck war.
    Meine Schwester meinte: »Schau nicht hin, aber der verschlingt dich bei lebendigem Leib.«
    Ich hatte größte Lust aufzustehen, zur Bar zu gehen und ein Gespräch mit ihm anzufangen, meiner Schwester die Autoschlüsscl zu geben und ihr zu sagen, wir sähen uns morgen wieder. Warum kann ich das nicht, fragte ich mich ständig. Einfach mit ihm reden? Schließlich war er mit einem Pärchen zusammen und offenbar ohne Partnerin.
    Wie wäre das wohl gewesen, Vanille-Sex, wie sie's nennen, in irgendeinem kleinen Hotelzimmer am Pazifik, mit diesem wunderbar gesunden Mister Heile Welt, der im Traum nicht auf die Idee gekommen wäre, mit Miss Spitzen und Leder aus dem großartigsten exotischen Sexclub der Welt zu schlafen? Vielleicht wären wir sogar in sein Apartment gegangen, irgendeine kleine Wohnung, ordentlich eingerichtet, mit Blick auf die Bucht. Er hätte Miles Davis aufgelegt, und wir hätten zusammen ein Abendessen im Wok zubereitet.
    Du tickst nicht richtig, Lisa. Phantasien sind dein Handelskapital, aber nicht solche Phantasien.
    Sieh zu, daß du schleunigst aus Kalifornien verschwindest.
    Aber die üblichen Zerstreuungen anschließend hatten mir auch nicht viel gebracht, obwohl ich den Rodeo Drive für eine neue Garderobe geplündert und einen turbulenten Nachmittag bei Sakowitz in Dallas verbracht hatte, dann in New York Gifts und My One and Only und ein paar Off-Broadway-Shows angeschaut hatte, die wirklich gut waren. Ich hatte alle Museen besucht, war zweimal in der Met gewesen, hatte jedes Ballett gesehen, für das ich Karten bekam, Bücher, massenweise Bücher und Videofilme gekauft, die für die kommenden zwölf Monate ausreichen würden.
    Das alles hätte ein Vergnügen sein sollen. Ich hatte mit siebenundzwanzig bereits mehr Geld verdient, als ich jemals gedacht hatte, in meinem ganzen Leben zu verdienen. Hin und wieder versuchte ich mich zu erinnern, wie das gewesen war, als ich mir alle diese vergoldeten Lippenstifte in Bill's Drugstore auf der Shattuck Avenue gewünscht hatte und nur einen Vierteldollar für ein Päckchen Kaugummi besaß. Aber das Geldausgeben war unbefriedigend. Ich war erschöpft und ausgelaugt.
    Abgesehen von ein paar ganz seltenen, bittersüßen Augenblicken, wenn Tanz und Musik in New York wirklich himmlisch waren, lauschte ich auf diese innere Stimme, die ständig sagte: Geh nach Hause, zurück in den Club. Wenn du nicht auf der Stelle umkehrst und zurückgehst, ist er vielleicht gar nicht mehr da. Und alles, was du vor dir siehst, ist gar nicht wahr .
    Seltsames Gefühl. Diese Vorstellung des Absurden, wie es die
französischen Philosophen nennen, die mir ein solches Unbehagen verursachte, daß ich glaubte, ich würde nirgendwo einen Ort

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