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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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kann.
    Man tut Leuten nur weh, wenn man ihnen die Wahrheit über Dinge sagt, die sie nicht verstehen können. Man stelle sich mal das Gesicht meines Vaters vor. (Er wäre sprachlos.) Und stell dir mal einen verwirrten Mister Heile Welt vor, der hastig den Kaffee und die Croissants im Speisesaal des Pacific Coast Hotel be zahlt. (»Nun, ich denke, ich sollte dich jetzt nach San Francisco zurückfahren«) Nein, stcll's dir lieber nicht vor
    Lieber lügen, und zwar gut, wie Hemingway sagte. Die Wahrheit zu sagen, wäre ebenso bescheuert, wie sich in einem vollen Fahrstuhl umzudrehen und zu sagen: »Also, wir sind alle sterblich; wir werden wir werden begraben und vermodern. Also, wenn wir lebend aus diesem kommen … Wen interessiert das?
    Ich bin fast zu Hause, fast okay.
    Wir überflogen jetzt die Insel, und die Sonne spiegelte sich grell in der Oberfläche von einem halben Dutzend Swimmingpools. Sie blitzte auf den hundert Giebelfenstern im Hauptgebäude. Und überall in dem grünen Paradies unter mir war Bewegung, Leute auf der Krocketwiese und der Frühstücksterrasse, kleine Gestalten, die auf den Reitwegen neben ihren reitenden Gebietern oder Gebieterinnen herliefen.
    Endlich kündigte der Pilot die Landung an, eine freundliche Aufforderung, die Gurte anzulegen.
    »Gleich sind wir da, Lisa.«
    Ich fühlte mich plötzlich aus unerfindlichen Gründen so, als müßte ich gleich zu heulen anfangen. Und in meinem Kopf geschah etwas. Wie eine kleine Explosion im Zeitlupentempo. Fragmente von Gedanken oder Phantasien, Bruchteile und Stücke, die von einem Traum zurückblieben. Aber worum ging es? Es verschwamm beinahe zu schnell, um es herauszufinden.
    Irgendwie das Bild von einem Menschen, aufgebrochen, durchdrungen, aber nicht im wörtlichen Sinn. Eher wie durch ein delikates sadomasochistisches Ritual bloßgelegt - bis man die Hand ausstreckt und das klopfende Herz berührt. Ein Wunder, denn in Wahrheit hat man nie das klopfende Herz von jemandem gesehen, und bis zu diesem Augenblick der Berührung hat man es einfach für ein Märchen gehalten.
    Keine gute geistige Verfassung. Ein ziemlich unbehaglicher Gedanke.
    Ich höre mein eigenes Herz. Ich habe den Puls von Hunderten und Aberhunderten von anderen Herzen gehört und gefühlt. Und egal, wie gut die Sklaven sind, egal wie exquisit, in zwei Stunden ist alles wie immer.
    Darum will ich wieder hier sein, nicht wahr?
    Das ist es, was ich mir wünschen sollte.

ELLIOTT
Die Anreise
     
    Man sagte mir, ich solle die Kleider mitbringen, die ich tragen wolle, wenn die Zeit zur Abreise gekommen sei. Woher sollte ich wissen, wonach mir der Sinn stehen würde, wenn die Zeit zur Abreise gekommen war? Ich hatte einen Zweijahresvertrag mit dem Club unterschrieben, und ich dachte nicht darüber nach, wann ich abreisen würde. Ich dachte daran, wann ich ankommen würde.
    Ich packte also ziemlich schnell zwei Koffer und zog die »ent-behrlichen Kleider«, wie man mir gesagt hatte, für die Reise an. Dann packte ich noch das Übernachtungsköfferchen mit dem, was ich an Bord brauchen könnte.
    Im letzten Augenblick warf ich noch meinen Smoking oben-drauf, weil ich dachte, weiß der Teufel, vielleicht geh' ich nach Monte Carlo, wenn es vorbei ist, und verspiele jeden Pfennig, den sie mir für die zwei Jahre bezahlt haben. Es schien genau das Richtige zu sein, was man mit diesen hunderttausend Dollar machen konnte. Ich meine, es war einfach absurd, daß sie mir überhaupt etwas bezahlten. Ich hätte sie bezahlt.
    Ich packte auch mein neues Buch ein, selbst wenn ich nicht recht wußte, wozu Es mochte noch immer in ein paar Buchläden zu kaufen sein, wenn ich wieder rauskam, falls die Kriege im Mittleren Osten noch immer im Gange waren. Fotobücher hatten die Tendenz, eine Weile herumzuliegen, aber man konnte ja nie wissen.
    Ich hatte einfach die Vorstellung, ich müßte einen Blick hinein werfen, sobald ich den Club wieder verließ, vielleicht sogar im Flugzeug ein bißchen darin blättern. Vielleicht war es wichtig, mich daran zu erinnern, was ich gewesen war. Würde ich mich dann nicht mehr für einen ganz guten Fotografen halten. Vielleicht war in zwei Jahren alles nur noch Schrott.
    Und El Salvador - das Buch, das nicht gemacht wurde-, das Buch, das ich unvollendet zurückließ, nun, dafür war's jetzt zu spät.
    Alles woran mir im Moment lag, war, dieses unbehagliche Gefühl loszuwerden, daß ich eigentlich tot sein mußte, weil irgendein Arschloch mir dieses Gefühl eingeimpft

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