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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Karl das tatsächlich behauptet? S.: Woher soll ich es sonst wissen, Professor? J.: Absurd. Aber er ist eben ein Soziopath, vergessen Sie das nicht. Ein geborener Lügner. Schlimmstenfalls habe ich mich schuldig gemacht, ihn unterschätzt zu haben, nicht erkannt zu haben, wie gefährlich er ist. So wenig ich Denise als menschliches Wesen schätzte - als ich hörte, daß sie ermordet worden war, erschrak ich doch. Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich nie den Brief an den Begnadigungsausschuß geschrieben. Ich hätte auch nie … Mein Gott. S.: Sie hätten nie was? J.: Ich hätte nie leichtfertig mit ihm geredet. S.: Über Denise? T.: Beantworte das nicht.
    J.: Tony, du nervst mich allmählich. Ja, ich habe über sie geredet und über andere Dinge. Ich fürchte, ich habe in einer Weise über Denise gesprochen, die Karl aufs schrecklichste mißverstehen konnte. S.: Was haben Sie ihm zum Beispiel erzählt? J.: Nein, ich kann mir einfach nicht vorstellen… Na ja, ich erwähnte, wie sehr sie mich belästigt. Das muß er wohl falsch verstanden haben. Mein Gott, welch furchtbares Mißverständnis!
    S.: Sie wollen sagen, er hat Ihre Kommentare mißverstanden und sie aus eigenem Antrieb ermordet? J.: Glauben Sie mir, Inspektor, bei dem Gedanken wird mir übel, aber anders kann es nicht gewesen sein. S.: Was genau erzählten Sie Sobran über Denise? J.: Daß sie jemand aus meiner Vergangenheit war und daß sie mir Schwierigkeiten machte. S.: Das ist alles?
    J.: Ja.
    S.: Es gab keinen Auftrag, sie zu ermorden oder zu verletzen?
    J.: Ganz bestimmt nicht.
    S.: Aber es hat eine Zahlung gegeben, Professor. Zweitausend Dollar, die Sobran am Tag nach dem Mord auf sein Konto einzahlte. Einen Teil von dem Geld hatte er in der Tasche, als ich ihn festnahm. Er sagt, er hätte es von Ihnen.
    J.: Stimmt. Ich half Karl über längere Zeit aus, damit er ein neues Leben anfangen konnte und nicht wieder straffällig wurde.
    S.: Zweitausend Dollar?
    J.: Manchmal bin ich ein bißchen zu freigebig. Das ist wohl Berufsrisiko.
    S.: Als Soziologieprofessor?
    J.: Es hat mehr damit zu tun, wie ich aufgewachsen bin. Reichtum kann wirklich ein Fluch sein, wissen Sie? Deshalb habe ich immer versucht, so zu leben, als existierte das Geld nicht. Mein Lebensstandard ist bescheiden. Ich will nichts zu tun haben mit Geld und Geschäften. S.: Und was ist mit Ihren Immobilienspekulationen? J.: Das war alles für Cindy und die Kinder. Ich wollte ihnen ein wenig finanzielle Sicherheit verschaffen. Nur mit meinem Lehrergehalt wäre das unmöglich. Das war, bevor ich erkannte, was sie anstellte. S.: »Was sie anstellte«: Meinen Sie damit ihr Sexualverhalten?
    J.: Genau. Sie treibt es mit jedem, der ins Haus kommt. Die Kinder waren zwar nicht von mir, aber ich kümmerte mich trotzdem um sie. Ich bin eben zu gutmütig. Das sollte ich endlich ändern.
    S.: Chad war auch nicht von Ihnen? J.: Ausgeschlossen. S.:
    Woher wissen Sie das so sicher? J.: Ein Blick genügte. Er war einem Dachdecker, der in unserem Viertel gearbeitet hatte, wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Ähnlichkeit war frappierend. S.: Und deswegen haben Sie ihn umgebracht? J.: Verkaufen Sie mich nicht für dumm, Inspektor. Chad erlag dem Krippentod-Syndrom. Es war ein Fall wie aus dem Lehrbuch. Ich habe es nachgelesen, nachdem der kleine Kerl gestorben war. Ich versuchte, zu verstehen, um damit fertig zu werden. Es war eine furchtbare Zeit für mich. Er war nicht mein Fleisch und Blut, aber ich liebte ihn trotzdem. S.: Gut, nun zu Ihrer Mutter. Warum haben Sie sie umge bracht?
    T.: Ich protestiere!
    J.: Sie verdamm - S.: Sie sehen, ich habe auch ein bißchen nachgeforscht. J.: Sie fettes, dummes - T.: Ich erhebe Einspruch! Ich muß nachdrücklich protestieren gegen diese - S.: Ich versuche nur, Sie zu verstehen, Professor. Ich habe mit Leuten über Ihre Mutter gesprochen. Sie würden sich wundern, wie gern die Leute reden, wenn jemand erst einmal -J.: Sie sind dumm. Sie sind ein Psychopath… Sie sind so abgrundtief dumm und schwachsinnig, daß ich mich frage, wieso ich eigentlich mit Ihnen rede, mit so einem - T.: Chip - S.: Ihre alte Mutter war hypochondrisch, da sind sich alle einig, die ich befragt habe. Sie war gesund wie ein Pferd und gleichzeitig überzeugt, unheilbar krank zu sein. Eine Person, mit der ich sprach, sagte, ihr Schlafzimmer hätte wie ein Zimmer im Krankenhaus ausgesehen - sie hatte sogar ein richtiges Krankenhausbett. Erinnern Sie sich noch an den kleinen Tisch, auf dem all

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