Exit
Universitätsbibliothek und benutzten dort die Ausleihe-Datenbank, das SAP-System. J.: (Unverständlich.) S.: Wie bitte?
J.: Keine Fragen mehr, okay? Ich werde ein bißchen müde. S.: Habe ich irgend etwas Falsches gesagt? J.: Tony, sorg dafür, daß er aufhört. T.: Die Vernehmung ist beendet.
S.: Sicher, aber das verstehe ich nun nicht. Wir unterhalten uns gemütlich, und dann, sobald ich die SAP-Datenbank erwähne, dieses großartige Computersystem, das man dort hat, wo man Artikel direkt auf den Bildschirm holen und ausdrucken kann, macht es plötzlich Klick bei unserem Professor. Fällt ihm vielleicht ein, daß die Bibliothek monatliche Rechnungen ausstellt, alle Artikel einzeln aufgeführt, mit Datum und Uhrzeit der Entnahme? T.: Mein Mandant und ich wissen nicht, wovon Sie reden. S.: Steve?
M.: Hier, bitte schön. T.: Noch etwas aus der Trickkiste? S.:
Schauen Sie sich das an, Herr Rechtsanwalt. Die Artikel mit dem roten Stern daneben sind über Krippentod. Überprüfen Sie die Daten, wann Ihr Mandant und Miss Kirkash sie aus dem Computer holten. Sechs Monate vor Chads Tod. Die mit dem blauen Stern sind übers Münchhausen-Syndrom. Schauen Sie sich die Daten an. Sie werden feststellen, daß er sie ausdruckte, als Cassie zwei Monate alt war - lange bevor ihre Symptome auftraten. Für mich riecht das nach Vorsatz, was meinen Sie, Herr Anwalt? Das Theater, das Herr Professor uns eben vorgespielt hat, fand ich trotzdem ganz lustig - vielleicht können seine Kumpel im Knast darüber lachen. Falls Sie es irgendwann schaffen, ihn aus der Hochsicherheit herauszubekommen, so daß er sich unters Gefängnisvolk mischen und den Soziopathen ein wenig Soziologie beibringen kann, nicht wahr, Herr Anwalt? - Wie bitte?
J.: (Unverständlich.)
T.: Chip - S.: Seh ich da Tränen, Chip? Armes Baby. Bitte lauter. Ich kann Sie nicht hören. J.: Laßt uns verhandeln. S.: Verhandeln? Worüber?
J.: Über die Anklage. Wie war's mit Körperverletzung - Körperverletzung mit einer tödlichen Waffe. Für mehr haben Sie sowieso keine Beweise.
S.: Ihr Mandant möchte verhandeln, Herr Rechtsanwalt. Ich schlage vor, Sie beraten ihn. T.: Sag nichts, Chip, laß mich das machen. J.: Ich will verhandeln, verdammt noch mal! Ich will hier raus!
S.: Was können Sie denn anbieten, Chip? J.: Informationen - harte Fakten über die Aktivitäten meines Vaters. Echter Mord. Es gab im Krankenhaus einen Arzt, Dr. Ashmore. Er muß meinen Vater mit irgend etwas belästigt haben. Ich hörte, wie mein Vater sich mit einem seiner Lakaien unterhielt - ein Wurm namens Novak. Ich hörte sie reden, als ich meinen Vater besuchte. Sie waren in der Bibliothek und hatten keine Ahnung, daß ich vor der Tür stand. Sie beachteten mich sowieso nie. Sie sagten, um diesen Kerl, diesen Arzt, müßte man sich kümmern. Daß es bei all den Sicherheitsproblemen im Krankenhaus ziemlich einfach wäre. Ich dachte mir nicht viel dabei, aber einen Monat später wurde Ashmore im Parkhaus ermordet. Verdächtig, nicht wahr? Ich bin sicher, mein Vater hat ihn umbringen lassen. Schauen Sie sich den Fall genau an - und glauben Sie mir, dagegen ist der Quatsch hier vollkommen unbedeutend. S.: Der Quatsch hier?
J.: Glauben Sie mir, untersuchen Sie die Sache. S.: Es macht Ihnen nichts aus, Ihren alten Herrn zur Hölle fahren zu sehen, nicht?
J.: Er hat für mich auch nie etwas getan. Er hat mich nie beschützt, nicht ein einziges Mal!
S.: Hören Sie das, Rechtsanwalt? Da haben Sie Ihre Verteidigung: eine schwere Kindheit. Wiedersehen, Chip. Komm, Steve.
M.: Wir sehen uns dann vor Gericht. J.:
Warten Sie-
T.: Chip, du brauchst nicht –
ENDE DER AUFZEICHNUNG.
36
Die Anklage schaffte es auf die dritte Seite der nachrichtenarmen Samstagszeitung. Die Überschrift lautete:
PROFESSOR DES MORDES UND DER KINDESMISSHANDLUNG BESCHULDIGT.
Ein altes College-Foto von Chip war auch dabei. Er sah darauf aus wie ein glücklicher Hippie. Der Artikel beschrieb ihn als »anerkannten, mehrfach ausgezeichneten Sozialwissenschaftler«. Auch die obligate Sammlung von Aussagen ungläubiger Kollegen fehlte nicht.
Die Story der folgenden Woche kam größer heraus: Chuck Jones' und George Plumbs Verhaftung wegen Verschwörung zum Mord an Laurence Ashmore.
Ein Mitverschwörer namens Warren Novak - einer der grauen Männer - war einen Handel eingegangen und hatte alles erzählt, einschließlich der Tatsache, daß Plumb ihn beauftragt hatte, Bargeld von einem Krankenhauskonto abzuheben, um einen
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