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Exodus

Titel: Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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daß Kommandeure der Hagana wissen, wo unser Hauptquartier ist.«
    »Sie sprechen nicht mit einem Kommandeur der Hagana. Sie sprechen mit Ari ben Kanaan, dem Neffen von Akiba.«
    »Ari, ich halte Sie persönlich für zuverlässig — aber Befehl ist Befehl.«
    Ari riß Bar Israel von seinem Stuhl hoch, daß der Tisch umfiel und die Schachfiguren über den Fußboden rollten. Er faßte den kleinen Orientalen an den Rockaufschlägen und schüttelte ihn, wie man einen leeren Sack schüttelt. »Sie bringen mich zu Ben Mosche, oder ich drehe Ihnen den Hals um.«
    Ben Mosche saß an seinem Schreibtisch im Hauptquartier der Makkabäer, das sich in einem Haus des Griechischen Viertels befand. Neben ihm stand Nachum ben Ami. Die beiden Männer betrachteten den verlegenen Bar Israel und Ari ben Kanaan mit sehr unfreundlichen Blicken.
    »Wir alle wissen doch, wer Ari ist«, sagte Bar Israel, auf dessen Stirn kleine Schweißperlen standen, mit unsicherer Stimme. »Ich dachte, ich könnte es riskieren.«
    »Raus!« fauchte ihn Ben Mosche an. »Wir sprechen uns noch.« Bar Israel verließ eiligst den Raum.
    »Ja, Ben Kanaan, nachdem Sie einmal da sind — was wünschen Sie?«
    »Ich möchte wissen, was Sie in bezug auf Akiba und den Jungen zu tun beabsichtigen.«
    »Was wir zu tun beabsichtigen? Selbstverständlich gar nichts. Was könnten wir schon tun?«
    »Sie lügen!« sagte Ari.
    »Ob wir nun etwas unternehmen oder nicht, jedenfalls geht es dich nicht das geringste an«, sagte Nachum.
    Ari knallte die Faust mit solcher Wucht auf die Platte des Schreibtischs, daß das Holz krachte. »Es geht mich etwas an! Akiba ist mein Onkel!«
    Ben Mosche blieb eisig. »Wir haben keine Lust mehr, mit Verrätern zusammenzuarbeiten.«
    Ari beugte sich über den Schreibtisch, bis sein Gesicht kaum eine Handbreit von dem Gesicht Ben Mosches entfernt war. »Ich kann Sie nicht riechen, Ben Mosche, und dich kann ich auch nicht riechen, Nachum ben Ami. Doch ich verlasse diesen Raum nicht eher, als bis ich weiß, was ihr vorhabt.«
    »Du scheinst zu wünschen, daß wir dir eine Kugel durch den Kopf jagen.« »Du hältst jetzt den Mund, Nachum, oder ich mache Kleinholz aus dir«, sagte Ari.
    Ben Mosche nahm bedächtig seine Brille ab, hob sie gegen das Licht, putzte sie und setzte sie wieder auf. »Ari, Sie haben so eine liebenswürdige Art der Überredung«, sagte er. »Wir haben die Absicht, uns in das Gefängnis zu begeben und Akiba und den Kleinen Giora herauszuholen.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht. Und wann?«
    »Übermorgen.«
    »Ich komme mit.«
    Nachum wollte protestieren, doch Ben Mosche hob die Hand und gebot ihm, zu schweigen.
    »Geben Sie mir Ihr Wort, daß die Hagana nichts davon weiß, daß Sie hier sind?«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Was ist sein Wort schon wert?« sagte Nachum.
    »Wenn jemand, der Ben Kanaan heißt, mir sein Wort gibt, so genügt mir das«, sagte Ben Mosche.
    »Mir gefällt das Ganze nicht«, sagte Nachum.
    »Das tut mir leid, aber da kann ich nichts machen«, sagte Ben Mosche. »Sie sind sich ja wohl klar, Ari, was dieses Unternehmen bedeutet. Wir haben alle Kräfte aufgeboten, die wir zur Verfügung haben. Sie haben im Gefängnis von Akko gesessen, Sie wissen, was das für ein Ding ist. Wenn uns diese Sache gelingt, dann bricht das den Engländern das Genick.«
    »Akko ist eine rein arabische Stadt«, sagte Ari. »Das Gefängnis ist die stärkste Festung, die die Engländer in Palästina haben. Zeigen Sie mir Ihre Pläne.«
    Ben Mosche machte seinen Schreibtisch auf und holte ein Bündel Blaupausen heraus. Das ganze Gebiet von Akko war bis in alle Einzelheiten genau aufgezeichnet:    Der Stadtgrundriß, die
    Zufahrtsstraßen und die Fluchtwege. Der Grundriß des Gefängnisses war, soweit Ari es beurteilen konnte, genau. Er mußte von Leuten gemacht worden sein, die selbst längere Zeit in diesem Gefängnis gesessen hatten. Die Wachttürme, die Waffenkammer, die TelefonVermittlung, alles war exakt eingezeichnet.
    Ari studierte den Angriffsplan, auf dem der genaue Zeitpunkt jeder einzelnen Phase angegeben war. Es war ein Meisterwerk.
    »Nun, Ari, was halten Sie davon?«
    »Alles ist einwandfrei — bis auf eins. Ich zweifle nicht daran, daß es Ihnen auf diese Weise gelingen wird, in das Gefängnis hineinzukommen und die Gefangenen herauszuholen. Doch die Flucht« — Ari schüttelte den Kopf —, »das haut nicht hin.«
    »Wir sind uns darüber klar, daß die Chancen für ein endgültiges Gelingen der

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