Exodus der Xabong
das ein Vorurteil wäre.«
»Sehr lustig.«
Saul Darren hörte dem Gerede seiner Leute nicht zu. Obwohl der Kanal des Helmfunks eingeschaltet war, hatte er die Wortwechsel seiner Leute mehr oder weniger innerlich ausgeblendet.
Er konnte das und es hatte ihm schon in manch kritischer Situation geholfen. In seinem Hirn arbeitete es fieberhaft. Die Strategie des Gegners verstehen und dagegen vorgehen. Genau das hatten die Kridan getan.
»Was machen wir jetzt, Sergeant?«, fragte Jason Tantor, der direkt neben seinem Kommandanten gelandet war. »Die Kridan haben sich völlig abgekapselt …«
»Das trifft es auf den Punkt, Corporal. Aber das hindert sie nicht daran, ihre Aufgabe zu erfüllen und den Funkverkehr zu stören.«
Die Fontäne wurde schwächer. Ihre Höhe nahm stetig ab.
Das Ende vom Lied war vermutlich ein Eispfropfen, der den Schlauch verstopfte und ihn unpassierbar machte.
Jason Tantor erkannte das auch. »Wie kommen wir nach unten, Sergeant?«
»Auf dieselbe Weise wie die Kridan.«
»Sir?«
Darren lachte heiser.
Niemand wusste, wie die Kridan es geschafft hatten, in dieser Tiefe ihre Störstation zu errichten. Jedenfalls waren die entsprechenden Teile wohl nicht durch den Schlauch herabgelassen worden.
Natürlich wusste niemand, was tatsächlich geschehen war, aber man konnte es rekonstruieren. Und es entsprach nun einmal der kridanischen Vorgehensweise, Stationen, mobile Industrieanlagen oder Raumforts aus sehr großen, transportablen Fertigteilen zu errichten.
Es gab keinen Grund, weshalb sie hier anders hätten vorgehen sollen.
»Ich nehme an, dass die Kridan irgendwo eine sehr viel größere Öffnung ins Eis gebrannt haben. Und zwar mit Graserfeuer.«
»Glauben Sie das wirklich?«, meinte Tantor skeptisch. »Sie haben gesehen, was für ein Druck da unten herrscht. Die Fontäne spricht für sich …«
»Die entstand aber nur, weil der Schlauch so eng ist und es für die Wassermassen der einzige Ausweg ist.«
»Wie groß glauben Sie ist die Öffnung gewesen, die die Kridan Ihrer Meinung nach ins Eis gebrannt haben?«
»Groß genug für die üblichen Fertigteile, die die Kridan benutzen.«
»Das Areal ist längst wieder zugeeist.«
»Natürlich, Corporal. Aber die Eisschicht ist dünner. Die Station liegt in etwa tausend Metern Tiefe. Normalerweise wäre das Eis hier noch viel dicker.«
»Sie meinen, wir hätten dort leichteres Spiel.«
»So könnte man es nennen.«
Tantor überlegte einige Augenblicke. Schließlich fragte er: »Meinen Sie, unsere Gauss-Gewehre schaffen es, ein derartiges Loch in die Eisschicht zu stanzen, dass der Druck des austretenden Wassers uns nicht in den Orbit reißt?«
»Käme auf einen Versuch an, würde ich sagen.« Saul Darren klang zuversichtlich. »Wenn wir den Eispanzer an der Stelle aufschmelzen, an der es schon die Kridan getan haben, wird es klappen.«
Das Areal, das die Kridan aufgeschmolzen hatten war etwa einen Quadratkilometer groß.
Ein derart großes Eisareal hatte man in eine Tiefe von tausend Metern nur durch Bordgeschütze eines Raumschiffs bearbeiten können.
Wahrscheinlich waren sogar mehrere Schiffe nötig gewesen, um das zu schaffen.
Mithilfe des internen Computers in seinem Anzug rechnete Saul Darren die ungefähre Menge an Energie aus, die nötig war, um die Eisdecke zu öffnen. Dann führte er eine Simulation des Beschusses der Eisfläche durch. Zumindest in der Theorie ist das Ganze machbar! , stellte er dabei erleichtert fest.
Darren befahl die einzelnen Marines an bestimmte Koordinaten innerhalb eines virtuellen Ein-Kilometer-Kubiks.
Auf ein Signal hin wurde das Feuer in genau vorgeschriebener Stärke eröffnet.
Eine Unzahl von Projektilen prasselte in das Eis, Bruchstücke flogen umher. Die Gauss-Geschosse drangen mit so großer Wucht in die Oberfläche ein, dass regelrechte Explosionen ausgelöst wurden. Auf ihrem Weg durch den Eispanzer wurde Hitze erzeugt, die kurzeitig entlang der Schussbahnen dafür sorgte, dass es zur Schmelze kam. Gewaltige Brocken verschoben sich gegeneinander.
Saul Darren ließ den Dauerbeschuss über Minuten anhalten. Dann brachen ganze Stücke empor, hoben sich unter dem Druck der darunter liegenden und sofort gefrierenden Wassermassen.
Schließlich war ein Einstiegsloch geschaffen worden.
Es hatte Ausmaße von ungefähr dreißig mal vierzig Metern.
Darren gab den Befehl zur Feuereinstellung.
»Die entstand aber nur, weil der Schlauch so eng ist und er für die
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