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Exodus

Exodus

Titel: Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DJ Stalingrad
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Versager, die einen
beschissenen Wahnsinnsanteil an der Bevölkerung unseres Landes
ausmachen. Ich werde ihm mit diesem Eisenrohr für uns alle den
Kopf einschlagen, und es wird etwas von Heiligkeit haben.
Beziehungsweise hat Heiligkeit immer etwas davon.
    »Die
Kinder von Bullen hassen Bullen!« Im Winter 2005 sind wir mit
Vorortzügen nach Rjasan gefahren, es war Frost, arschkalt, alle
sind schlicht durchgedreht. Wir kamen in das abgewichste Kino,
Rjasaner waren fast keine da, also blieben wir beim Konzert unter
uns. Uns alle, rund vierzig Leute, die im Saal waren, überfiel
eine kranke Aufregung, die sich in Euphorie verwandelte. Wie wir es
liebten.
    Der
besoffene Gena kroch auf die Bühne, griff sich das Mikro,
skandierte irgendwelche Zeilen, wir kapierten nicht gleich, dass das
Lieder waren, eines nach dem anderen. All seine verfickten
Schwachsinnshits. Wir gerieten in Raserei, fielen krampfend zu Boden,
zuckten in qualvollen Tänzen, tanzten epileptische Reigen,
verprügelten einander. Nachts dann quer durch die ganze Stadt
zum Bahnhof, Mischa hätte fast seine Freundin umgebracht, als er
ihr einen Ziegelstein an den Kopf schmiss. Ein paar Leute schlug es
unterwegs derart gefickt auf den Asphalt, dass sie nicht mehr laufen
konnten, wir mussten sie tragen. Serjosha, Vater von zwei Kindern,
sagte, dass er gleich stirbt, hielt ein Auto an und fuhr zum Bahnhof.
Es war Quatsch, ihn alleine vorfahren zu lassen – dort geriet
er mit Angehörigen einer Spezialeinheit bewaffneter
Fallschirmjäger aus Tschetschenien aneinander, die sofort ihr
Urteil über ihn fällten. Sie tranken gerade im Wartesaal
mit örtlichen Bullen Wodka und aßen dazu Eistorte, die sie
mit einem Bajonettmesser aufspießten. Alle hatten
Maschinengewehre. Wir waren auch irgendwie bewaffnet, außerdem
waren wir in der Überzahl und aggressiv drauf, die Soldaten
entschieden, sich auf Verhandlungen zu verlegen und boten den
Unterhändlern Wodka an. Die tranken und begannen eine
Antikriegsdiskussion, erklärten, dass es in der libertären
Welt der Anarchie keine Armee braucht. Während die
Fallschirmjäger noch die Information verdauten, kam die
morgendliche Elektritschka und wir zogen ab. Fingen an, uns in die
Waggons zu hieven, ich gucke – wieder kein Serjosha. Denke, die
haben ihn geschnappt, renne über den Bahnsteig und seh plötzlich
– da steht ein Bulle an der Kasse, der wartet auch auf die
Elektritschka, von hinten nähert sich ihm Serjosha, Vater von
zwei Kindern, öffnet seinen Hosenstall und fängt an, auf
dessen Hose zu strullern ... Beherzt schlagen wir Serjosha k.o.,
schubsen ihn in den Waggon ... Bis bald.
    Serjosha
kann Bullen echt nicht leiden, immer wenn er sich besäuft, läuft
er durch die Stadt und fickt sie, dann ficken sie ihn, packen ihn,
schleppen ihn aufs Revier, nachts kommt dann Serjoshas Frau und löst
ihn aus. Das passiert regelmäßig. Einmal hätten sie
Serjosha beinahe richtig eingelocht, als er, während er auf dem
Revier im Affenkäfig saß, durch das Gitter auf einen
Untersuchungsbeamten eindrosch, der gerade vorbeilief.
    Sergej
ist ein sehr guter, im Leben verlorener Sowjetmensch. Davon gibt es
nicht mehr viele.
    Alles
begann vor langer Zeit. Der rote Tag. Volk in Riesenmassen: Alte
Männer, alte Frauen, Irre, Clowns, Narren, Psychos, Idioten,
Lügner, Diebe, Spaßvögel. Wir alle. Am roten Tag
morgens auf dem Platz zu Füßen des Führers. Bereit,
von ihm weg und wie ein purpurnes, flammendes Hallo hinüber zum
Großen Lehrmeister zu gehen, der gegenüber vom Bolschoj
Theater steht. Ich bin stark erkältet, habe mich nachts mit
Medikamenten vollgepumpt, es hat nicht geholfen. Morgens sind wir auf
der Suche nach einer Apotheke durch das menschenleere Viertel
Samoskworetschje gelaufen, ich im Fieberwahn, glühe, alles
verschwimmt vor den Augen. Na geil, das hat gerade noch gefehlt.
    Unsre
Leute haben sich allmählich versammelt, die Stiefel so rot wie
die Flaggen. Daneben eine imposante Kolonne in Schwarz, sieht sehr
hart aus, romantisch-revolutionär. In der Mitte steht eine
blonde Schönheit im schwarzen Military-Look, die sich auf eine
Fahnenstange mit schwarzem Hammer und Sichel stützt, mit den
Kämpfern herumblödelt, ihnen Zigaretten anbietet. Ja ...
von denen sind wir weit entfernt.
    Unsere
rote Kolonne, also eigentlich keine Kolonne sondern ein Haufen, ist
die letzte bei dieser Parade, hier laufen die Punks, Leute in
Rockerlederjacken, Idioten in Stalinmänteln, wir, die
Revolution. Alle sind besoffen

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