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Exodus

Exodus

Titel: Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DJ Stalingrad
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in der traditionell feindlich gesinnten Stadt Lwow an der westlichen Grenze der Ukraine – alle Fans des dortigen Teams unterstützen die Nazis. Ich nahm das als Herausforderung: Innerhalb von vier Tagen musste ich ans andere Ende Europas gelangen, um mich mit einer Horde Nazis aus den Karpaten zu prügeln – und das alles mit ein nur paar Groschen in der Tasche. Ich machte mich umgehend auf den Weg, über den Bottnischen Meerbusen, Finnland, Sankt Petersburg, Moskau, Kiew – und hab natürlich meinen Teil abgekriegt.
    13 – Die orthodoxe Kirche in Russland – das ist ein sehr komplexes Thema. Einerseits ist sie eine gigantische Finanzmaschine, die unmittelbar mit dem Staat verbunden ist, ein Weg der Steuerhinterziehung und des Waschens krimineller Gelder, andererseits sprechen wir hier von einer (ziemlich großen) soziologisch recht seltsamen Bevölkerungsschicht, deren Angehörige ein großes Spektrum unterschiedlicher, oft konträrer Ansichten vertreten. Monarchistischer, antisemitischer, faschistischer Mist kommt aus den Mündern von Leuten, die nicht wie die Basis eines zukünftigen orthodoxen Imperiums aussehen: arme, abgerissene, ausgemergelte Figuren. Viele Versager des Typs Sowjetischer Mensch sind zu den Orthodoxen übergelaufen – de facto fanden sie in der Kirche die verlorene Mutter, die sie nährte wie ihre untergegangene Sowjetische Heimat, in der ebenfalls das Geld verachtet wurde und man dazu ermutigt war, im Namen von irgendwas zu leiden. Ich habe viele verschiedene nicht kommerzielle Bettelklöster in Russland besucht und dort solche Menschen getroffen – die Gespräche mit ihnen waren sehr interessant.
    14 – Die Nazis hatten kapiert, dass sie den Krieg verlieren – wer versuchte, unsere Veranstaltungen zu sprengen, landete hinterher in der Notaufnahme. Sie selbst konnten bereits keine öffentlichen Veranstaltungen mehr durchführen – jede endete mit der Ankunft unserer Leute. Also baten sie zunächst die Polizei um Hilfe, der sie alle ihre Informationen über uns gaben, und dann einen Parlamentsabgeordneten, einen ehemaligen Militär, der ultra-rechte Ansichten vertrat. Der setzte einen offiziellen Brief an den FSB und die Staatsanwaltschaft auf, in dem er forderte, dass alle Mitglieder der extremistischen Organisation der Antifaschisten so schnell wie möglich zu verhaften seien. Als Köpfe dieses kriminellen Komplotts, das eine Gefahr für die konstitutionelle Regierungsform Russlands darstellte, wurden ich und einige weitere Helden dieses Buches genannt. Wir beschlossen, einige Zeit unterzutauchen, erst recht, da bereits seit zwei Wochen Berichte über die Schlacht in der Metro in den Nachrichten waren. Einige Leute wurden nach Weißrussland geschickt, zu unseren Freunden von MTZ Partizan, ich fuhr nach Finnland. Damals landete ich zwar nicht auf einer landesweiten Fahndungsliste, doch seither versuchte ich immer, ein offenes Visum im Pass zu haben.
    15 – In Finnland hatte ich nur einen Bekannten – Aleksej, den ich bis dahin zweimal in höchst speziellen Situationen getroffen hatte. Fünf Jahre zuvor war er, von der Polizei verfolgt, aus Russland geflüchtet, und nun hatte ihn dort im Norden tödliches Heimweh überfallen. Alle klassischen Merkmale eines russischen Emigranten waren bei ihm zu finden: Er fing an, fürchterlich zu trinken, sammelte Balalaikas und andere Artefakte der russischen Kultur, übte auf der Gitarre alte Gefängnislieder. Im Winter wird es in Finnland nur drei bis vier Stunden trübe hell – ich hatte klar vor Augen, welches Schicksal mich erwarten würde, wenn ich in der sanften Gefangenschaft der Schneekönigin verweilen würde. Ich versuchte, mich für den Fall einer Flucht eher Richtung Südeuropa zu orientieren.
    16 – Während meiner Abwesenheit war in Moskau zu viel passiert. Einige Tage vor meiner Rückreise hatte ich eine griechische Zeitung aufgeschlagen und auf einer ganzen Doppelseite das Foto eines Freundes gesehen, des Anwalts Stanislaw Markelow, der uns alle in diversen Verfahren vertreten hatte. Er lag auf dem Gehweg, das Gesicht blass wie Schnee, der Schnee um ihn herum rot wie Kirschsaft. Die Nazis hatten sich an ihm gerächt – ein Kerl war auf der Straße von hinten an ihn rangetreten und hatte ihm mit zwei Schüssen den Schädel weggeblasen. Direkt vor meiner Abfahrt hatten wir mit Stas zusammengesessen und Fälle durchgesprochen, Pelmeni gegessen und rumgescherzt – und nun lag er bleich da.
    Der Krieg ist mit neuer Kraft

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