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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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Gelegenheit versaut hatte.
    Am nächsten Tag war ich immer noch sauer. Kinza ist eine große Shopperin und wollte losziehen. Außerdem war sie sauer auf mich, weil ich so blöd war und mir nicht Abduls Nummer habe geben lassen und jetzt so schlecht gelaunt war. Dann haben wir uns irgendwie gestritten, und ich habe zu ihr gesagt: »Ach, fuck you.« Ich war wirklich gemein, dann habe ich nur noch gesagt: »Geh du zu deinem Shopping.« Und ich setzte mich da oben ins Café. Also sitze ich da und schaue über den Platz, immer noch sauer und traurig.
    Plötzlich kommt Kinza von hinten an und sagt: »Jetzt sagst du aber sorry, Entschuldigung, zu mir.«
    Und ich: »Ja, das tut mir leid. Ich war gleich so auf der Palme.«
    »Fuck you, hast du zu mir gesagt«, sagte sie dann noch streng. »Jetzt entschuldige dich.«
    »Ich entschuldige mich. Es tut mir leid.« Und dann strahlt sie übers ganze Gesicht, geht nach hinten raus und kommt mit Abdul im Schlepptau zurück.
    Er war nach Marrakesch getrampt mit einem französischen Paar und hat mich dann gesucht. Ein Wahnsinn, wenn man überlegt, in diesem Gewirr am Markt mit den dunklen Gängen und Gassen. Da kannst du jahrelang aneinander vorbeilaufen. Aber es hat wohl so sollen sein.
    Er hat Kinza im Basar getroffen und sie gefragt, wo ich bin. Er suchte mich.
    Dass er so eine Action auf sich genommen hat, das hat mich sehr beeindruckt. Und so ging es weiter …

Abdul

Als ich wieder zurück war in L.A., habe ich mir gedacht: »Was war denn das jetzt, was war denn da los?« Da war doch noch etwas mehr. Da muss ich noch einmal hin, das muss ich noch einmal auschecken. Dann bin ich nach knapp sechs Wochen wieder hingeflogen. Und dann haben wir einen Trip mit dem Bus gemacht, »unsere« Marokkoreise. Er wollte mir zeigen, wie man unterwegs sein kann, ohne viel Geld auszugeben, und so das Land richtig kennenlernt. Auf seine Art eben. Dann ging’s also los mit örtlichen Bussen, für die es noch nicht einmal Fahrpläne gab. Wir kamen zum Bahnhof, und natürlich ist der Bus, den wir brauchten, genau vor unserer Nase davongefahren. Wir nahmen dann einen anderen, der uns aber weg von unserer Route gebracht hat und über Tanger fuhr. Die Busse fahren dort allerdings nur nachts, weil es tagsüber zu heiß ist. Mir machte das nichts. Ich habe auf Reisen immer mein kleines Kissen dabei und kann damit überall schlafen. Abdul hat sich also mein Kissen auf den Schoß gelegt, und ich habe mich hingelegt, um zu schlafen. Dann hat er mir noch frisches Wasser besorgt, und ich hatte also ein bisschen basic comfort. Das hat mich an meine Abenteuer von früher erinnert. Es war toll und auch so geerdet! Das hat mir gut gefallen.
    Natürlich mag ich beim Reisen normalerweise auch Luxus und Bequemlichkeit. Aber zwischendurch ist diese Art, sich weiterzubewegen, ganz schön und belebt einen irgendwie. Das ist so direkt, earthy. Das mal wieder auszuprobieren – andere Lebensweisen einzuatmen – finde ich sehr gesund. Und du bekommst wieder ein Gespür dafür, wie andere Leute leben, und bekommst es direkt an deiner Haut mit.
    Aber es gab auch die andere Seite von Marokko, die ich nicht mag: Abdul als Berber mit seinen langen Haaren, Tattoos und Piercings wurde immer wieder von der Polizei gefilzt. Als wir in Marrakesch waren, wollten sie seinen Pass sehen. Und als ich gesagt habe, dass er mein Freund ist, kam die Frage zurück: »This is your friend?« Abfällig, gemein, macho. Wie in einem Polizeistaat. Aber am meisten hat mich genervt, dass wir noch nicht einmal zusammen in ein Hotel konnten. Das war gegen das Gesetz. Wenn man nicht verheiratet ist, kann man in Marokko nicht gemeinsam in einem (schönen) Hotel die Nacht verbringen. Also mussten wir in irgendwelche Absteigen gehen, haben da so viel bezahlt wie für ein Zimmer in einem Luxushotel. Dann wurde da auch noch durchs Fenster gelurt. Das war wirklich hart. Du kommst dir dreckig vor. Wie in einer anderen Zeit oder in einer anderen Welt, in der Sex als schmutzig galt. Katholisch, muslimisch, egal, es war furchtbar erniedrigend. Mich würde interessieren, ob es für einen älteren Mann mit seiner jüngeren Geliebten genauso gewesen wäre. Ob ihnen dasselbe passiert wäre. Wohl kaum. Irgendwie war es das für mich auch mit Marokko. So schnell, das habe ich mir damals vorgenommen, komme ich nicht mehr her.
    Trotzdem hatte diese zweite Reise nach Marokko auch ihre ganz besonderen Schönheiten, weil sie eben so urig war. Als wir in diesem

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