Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
dass ich diese Geschenke angenommen habe. Irgendwann war mir dann klar, dass das nicht gut von mir war, da er sich wohl immer noch Hoffnungen machte. Ich benutzte ihn nur, um mein Ego zu streicheln, dabei wollte ich ja nichts mehr von ihm. Als mir das klar wurde, war Schluss mit dem Saft.
Es ist einfach ein Gebot der Fairness, klar zu sein, wenn es ums Beenden von einer Situation oder einer Beziehung geht. Dann können alle Beteiligten anschließend weitermachen und sind nicht blockiert durch ihren Schmerz.
Anna: Du spielst auf die Trennung von deinem letzten Freund an?
Uschi: Ja, da litt ich wie ein Hund fast dreieinhalb Jahre, weil es da nie einen offenen Abschied gab, weil da nie ein Abschluss war. Ich war so schlecht drauf. Jeden Morgen beim Aufstehen habe ich mir gesagt: »Ich hab’s doch so schön, ich wohne an so einem schönen Platz und so weiter. Aber das half alles nichts in meinem Schmerz. Dann wurde ich auch so böse mit meinen Freunden wie ein wildes Tier, das im Schmerz um sich beißt … richtig schwierig. Ich habe in der Zeit viele Streits angefangen und hatte nur negative Gedanken. Bis ich gemerkt habe: Wenn ich so weitermache, habe ich bald keine Freunde mehr. Also habe ich eine wirklich kluge Entscheidung getroffen und quasi als lebensrettende Maßnahme zum ersten Mal in meinem Leben eine Therapie angefangen. Das hat mir sehr geholfen
Anna: Nichts zu erwarten ist also das eine, wenn man nicht enttäuscht werden will. Ein guter Abschluss ist genauso wichtig.
Uschi: Das sagt mir meine Lebenserfahrung, und das muss niemand anders unterschreiben. Aber ja, das muss sein. Wenn du das versäumst, schleifst du nur negative Energien und Emotionen hinter dir her, und das forever. Man muss einen guten Abschluss finden, um neu anfangen zu können. Es ist im Grunde genau so, als ob man in einer Beziehung stecken bleibt, die unbefriedigend ist. Ich habe das zwar nie erlebt, bekomme es aber manchmal im Freundeskreis mit. Dieses Steckenbleiben tötet alles Lebendige in einer Beziehung. Viele Menschen bleiben in Beziehungen stecken, weil sie nicht alleine sein möchten. Zum einen ist das verständlich, aber dann musst du auch mit viel Unglücklichsein und Frustration leben. Gut, wenn du alleine lebst, hast du auch deine Phasen von Frustration und Traurigkeit, das ist unterschiedlich und hängt auch davon ab, wie jemand gelagert ist. Das ist gar nicht zu bewerten. Ich bin auch gelegentlich alleine und frustriert, aber mich würde es noch mehr nerven, wenn ich das mit jemandem zusammen wäre. Am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit. Dann fühle ich mich tagtäglich und immer im Spiegel des anderen und behindert in dem, was ich tun möchte, wohin ich gehen und mich entwickeln möchte.
Anna: Alleinsein als spirituelle Aufgabe?
Uschi: Na ja, nicht so richtig. Das ist mir zu heilig (lacht). Aber es hat schon etwas mit der Fähigkeit zu tun, sich weiterzuentwickeln. Wenn du alleine bist, bist du ganz auf dich geworfen. Nichts und niemand lenkt dich ab. Du bist dein eigener Spiegel und stellst sehr schnell fest, ob du dein Gesicht im Spiegel jeden Morgen aushältst. Eine Beziehung kann einen auch ein bisschen faul machen, und wenn etwas nicht klappt, zeigt man gleich mit dem Finger auf den anderen. Ich weiß, ich bin so. Man versucht immer erst mal, dem anderen den Fehler zuzuschieben. Ist ja auch bequemer. Wenn du aber alleine bist, dann weißt du auch: Du bist für dich selbst verantwortlich von A bis Z. Das ist auch eine gewisse Befreiung.
Anna: Wie das?
Uschi: Du musst dich nicht ständig mit jemand anderem über dies und das abstimmen und bist einfach ein freier Mensch. Gleichzeitig erzieht einen das auch. Denn wenn ich jetzt unglücklich bin, dann liegt das nur an mir selbst. Niemand anders ist schuld daran, ich bin allein für meine Stimmung verantwortlich. Wenn du alleine lebst, wirst du bei einem Problem immer versuchen, einen Weg herauszufinden, oder du gehst darin unter. Keiner kann dich an deinem eigenen Schopf herausziehen, das kannst nur du allein. Und wenn du hinfällst, kannst auch nur du alleine aufstehen. Gut, es kann dir jemand hochhelfen. Aber wenn du nicht stehen willst, dann bleibst du eben liegen. In einer unglücklichen Beziehung kommt es ja zu den Vorwürfen: Du hast, du bist … weil man nicht in sich selbst sucht. Dann kann das Ganze nichts werden, da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Langsam werde ich ja ruhiger, vor allem nach der Trennung von meinem letzten Lover. Da habe ich
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