Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Freundinnen und Freunden gemacht, dass der Alltag oft die Romantik und die Liebe killt. Aber ich denke, dass es verschiedene Ebenen in Beziehungen gibt. Klar hast du nicht mehr die heiße, romantische Geschichte, wenn eine Liebe in die Jahre kommt, aber dafür kannst du Partner werden – was ich mir seltsamerweise heute wünsche. Ich wünsche mir gar nicht mehr unbedingt die heiße Liebe, Romanze et cetera. Heute hätte ich lieber einen Partner, mit dem ich gemeinsame Interessen habe. Das wäre für heute mein Ideal. Nur bei mir wohnen soll er bitte nicht.
Wahrscheinlich hat man in jeder Lebensphase …
… unterschiedliche Beziehungsvorstellungen. Mich hat eine Geschichte beeindruckt, die mir mein Freund Halko einmal erzählt hat. Es ging um eine Frau, die eine lange, glückliche Ehe geführt hat. Dann starb ihr Mann, und sie war lange Jahre allein. Mit etwas über achtzig Jahren hat sie dann wieder einen Mann kennengelernt, und der ist jetzt die große, heiße Liebe. Das kritisierte jemand aus ihrer Familie: »Aber ihr kennt euch doch gar nicht. War denn nicht dein Mann vorher die große Liebe?« Sie antwortete darauf: »Ja, schon, aber jetzt ist es eben die heiße Liebe.«
Das ist auch meine Erfahrung. Du verlierst einen Menschen, du trauerst und verarbeitest den Verlust, und du wirst wiedergefunden von einem, der dich liebt, oder du entdeckst einen Rubin inmitten von lauter Halbedelsteinen. Wenn du mit dir eins bist, weißt, dass du es allein schaffst und niemanden brauchst, dann ist das optimal. In dem Moment, wo du jemanden brauchst, erwartest du wieder, und die Enttäuschung steht bereit. Denn kein Mensch kann alle deine Erwartungen erfüllen, das kannst nur du selbst.
Passion, was im Deutschen ja für »Leiden-schafft« und Besessenheit, aber auch für den dornigen Weg steht, ist für mich, auch wenn es manchmal wehtut, das einzig Interessante to live for. Passion für alles um mich herum, zu meinem Lover, meinen Freunden, meinen Tieren, jeden Tag, an dem ich lebe.
Ich kann ein großes Lied davon singen, wie Leben und Lieben Leiden schafft, und zwar so, dass es richtig wehtut. Auf der anderen Seite: Ich bereue nichts, ich bin froh, dass ich immer so gelebt habe. Heute würde ich vorsichtiger sein und nicht mehr so gerne eine Passion eingehen, von der ich weiß, dass sie nur schmerzhaft enden kann und alle Beteiligten die Verlierer sind. Da wäre ich jetzt ruhiger. Aber lieben möchte ich natürlich weiterhin gerne und mich teilen. Man kann wirklich emanzipiert sein und doch die Männer mögen. Aber eigentlich muss ich gar nicht emanzipiert sein, weil ich eh das tat und tue, was ich wollte und will.
Das merke ich spätestens daran, wenn ich auf meinem market in Santa Monica einkaufen gehe und es mir beim Anblick eines tollen Mannes den Kopf herumreißt.
Ich fände es also schön, wenn mir noch ein Rubin in meinem Leben begegnet. Andererseits bin ich momentan total happy. Liebe ist in so vielen Dingen im Leben: Liebe zu meinen Freunden, zu meinem Haus, zur Natur, zu den Tieren, zu gutem Essen. Einfach ein gutes Leben in jedem Moment.
Vergangen ist vergangen. Das Einzige, was wirklich existiert, ist right now. Und für die Zukunft kannst du zwar Pläne machen und Vorstellungen entstehen lassen, aber du kannst auch nicht verweilen, weil es noch nicht da ist. Vor allem: Es kommt immer anders, als du denkst!
Anna: Du hast viele Abschiede hinter dir, große und kleine. Alle haben eine gewisse Dramatik, aber auch eine große Zärtlichkeit, egal, ob der Abschied von Bockhorn, von Keith Richards und später von Walter Schönauer. Aber auch der von deiner Mutter.
Uschi: Wahrscheinlich spiegelt die Art und Weise, wie man sich trennt, auch ein bisschen die Beziehung und das, was vorher war. Nicht jede Trennung von einem Lover war bei mir dramatisch. Mit Mikee ging es ziemlich zivilisiert auseinander und auch mit Abdul, den ich auf meiner Marokkoreise 2008 kennengelernt habe und der eine Zeit lang mein Reise-Toyboy war (sie lächelt etwas wölfisch, aber durchaus liebevoll).
Anna: Der sieht aus wie Keith Richards in Jung.
Uschi: Ach, schau, das ist mir gar nicht so aufgefallen (schallendes Gelächter). Das mit der Zärtlichkeit aber stimmt: Ich werde nie vergessen, wie mir Rainer nach unserer Trennung täglich eine Flasche mit frisch gepresstem Apfelsaft vor die Türe gestellt hat. Das war sehr liebevoll, allerdings habe ich damals den Schlussstrich gezogen und deshalb immer ein schlechtes Gewissen gehabt,
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