Expedition ins Paradies
geflogen hatte.
Zwischen ihnen hatte es sofort gefunkt. Während der darauf folgenden beiden Monate waren sie, sooft sie konnten, zusammen gewesen. Sie waren so sicher gewesen, füreinander bestimmt zu sein - zwei Freigeister, die einander gesucht und gefunden hatten und beide dasselbe wollten … jedenfalls hatte Elizabeth das geglaubt.
Doch der Traum war geplatzt, als Tom nach Sydney geflogen war und ihr nur erklärt hatte, er
“müsse etwas erledigen”.
“Verkaufst du es?”
Toms Stimme riss Elizabeth aus ihren Erinnerungen. Er wollte ihr Gemälde kaufen? Hatte er denn keine Ahnung, was ihre Werke inzwischen kosteten? Ihre traditionellen australischen Landschaften waren in den letzten Monaten berühmt geworden und überall in Australien hoch begehrt. Sogar der Premierminister hatte eins fürs Parlament in Canberra bestellt. Als Folge davon waren ihre Preise sprungartig in die Höhe geschnellt. So hoch, dass sie inzwischen außerhalb der Reichweite von Toms Brieftasche waren - vorausgesetzt, er sparte auch jetzt noch jeden Cent, um sich eines Tages die Rinderfarm kaufen zu können, von der er träumte.
Auf keinen Fall konnte Elizabeth sich vorstellen, dass Tom genug Geld übrig hatte, um sich Luxusgüter wie ein Original-Ölgemälde von ihr leisten zu können.
Aber vielleicht hatte er seinen langjährigen Traum ja auch aufgegeben, seit er dieser Sirene aus Sydney verfallen war. Ich brauche neue Herausforderungen, Tapetenwechsel, hatte er damals behauptet. Seine Stelle als Hubschrauberpilot hatte er da bereits aufgegeben, offenbar entschlossen, seine Bande zum australischen Busch zu kappen, den er bis dahin so geliebt hatte. Möglicherweise hatte er seine schwer erarbeiteten Ersparnisse dazu benutzt, um für sich und seine neue Liebe ein schickes Apartment in der Stadt zu kaufen. Ein Zuhause, das er jetzt mit ebenso schicken Gemälden schmücken wollte.
Um gefasst zu erscheinen, versuchte Elizabeth, ruhig zu atmen. Wo war die neue Frau in Toms Leben? Ob er sie mit nach Brisbane gebracht hatte? Ahnte seine Freundin, dass er seine Exverlobte besuchte?
Es lag Elizabeth auf der Zunge, Tom diese Fragen zu stellen, doch dann verzichtete sie darauf. Er sollte nicht denken, dass sie sich für ihn und sein neues Leben interessierte. Denn das tat sie natürlich nicht!
“Es ist unverkäuflich”, erwiderte Elizabeth kurz angebunden. Sie hatte ähnliche Gemälde vom Sonnenuntergang über Ayers Rock für eine Vernissage angefertigt, die sie vor einigen Monaten veranstaltet hatte, und alle Bilder waren im Nu verkauft worden. Es hatte ihr Leid getan, auch das Letzte abzugeben, und sie hatte impulsiv beschlossen, noch eins zu malen, das sie behalten würde. Warum, wusste sie selbst nicht genau. Sie besaß nicht einmal einen freien Platz an der Wand, um es aufzuhängen. Die Galerie nebenan und die Apartments der Familie im Obergeschoss platzten bereits aus allen Nähten.
Beunruhigt bewegte Elizabeth sich. Vielleic ht würde sie das Gemälde doch nicht behalten. Es würde sie zu stark an eine Zeit erinnern, die sie vergessen wollte. Eigentlich war es verrückt, so etwas überhaupt ins Auge zu fassen. Verkaufen ließe es sich mühelos. Außerdem konnte sie dieses Motiv jederzeit unzählige Male nachmalen, wenn ihr danach war.
Doch falls sie dies hier verkaufte, dann bestimmt nicht an Tom Scanlon. Das wäre das Allerletzte. Es wäre einfach zu demütigend, zu wissen, dass er diese ganz besondere Stimmung, diesen unvergesslichen Abend, diesen einmaligen Augenblick in ihrem Leben mit der Frau teilte, die ihre Nachfolgerin geworden war.
“Wirklich schade.” Tom zuckte die Schultern, und Elizabeth presste die Lippen zusammen.
Wahrscheinlich bereute er sein übereiltes Kaufangebot bereits wieder. Auch er wollte vermutlich nicht an diesen berauschend romantischen Abend erinnert werden.
Flehend blickte Elizabeth zu ihrem Vater, und endlich begleitete Charlie den Besucher, wenn auch mit bedauernder Miene, nach draußen. Sicherheitshalber wandte Elizabeth sich ab. Die Begegnung mit ihrer alten Liebe hatte ihr mehr zugesetzt, als sie sich eingestehen wollte.
Glücklicherweise würde sie morgen mit ihrem Vater eine zweiwöchige Flugreise in den Busch antreten, um auf Motivsuche für neue Bilder zu gehen. Dort bestand für sie keine Gefahr, Tom erneut über den Weg zu laufen. Vermutlich blieb er einige Tage in Brisbane, oder aber er flog schleunigst zu seiner neuen Liebe zurück.
Nachdem Tom gegangen war, konnte Elizabeth
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