Expedition ins Paradies
schwach. “Ich habe eine Safarigesellschaft angerufen …”
“Dad, ich gehe auf keine von diesen organisierten Safaris, nicht mal in einem Geländewagen mit nur einer Hand voll Leute. Ich will jederzeit mein eigener Herr sein und malen können, wo, wann und wie lange ich will.”
“Aber das kannst du doch alles, Liebes. Der Reiseleiter wird dich persönlich herumfahren. Ich habe mit ihm gesprochen. Der Mann ist absolut tüchtig und zuverlässig und genießt dort oben im Nationalpark bei allen hohes Ansehen. Er bringt dich, wohin du willst. Außerdem kümmert er sich um den Proviant, er wird dir beim Zeltaufbauen helfen, trägt dir die schweren Sachen und schützt dich vor den Krokodilen …” Jetzt brachte ihr Vater sogar ein Lächeln zustande.
“Charjle …”
“Am Flughafen von Darwin erwartet er dich. Er wird ein Schild mit deinem Namen hoch halten. Sein Name ist… wie hieß er doch noch? Cannon … oder so ähnlich. Auf Hemd und Hut wird er die Erkennungsabzeichen tragen, eine Wildgans, sagte er, mit dem Namen der Wild-Goose-Chase Tours.”
“Wild-Goose-Chase Tours?”
“Netter Name, nicht? Fällt sofort auf. Ich habe ihm gesagt, du seist eine attraktive Blondine und würdest ein T-Shirt mit Wasserlilien von Monet vorn und hinten tragen. Also sieh zu, dass du es anhast, ja?”
“Ach Dad.” Hilflos seufzte Elizabeth. Obwohl ihr Vater so krank war, hatte er wirklich an alles gedacht. Glücklicherweise war ihr Monet-Hemd sauber. Es war ihr Lieblings-T-Shirt, und sie hatte sowieso vorgehabt, es mit auf die Reise zu nehmen. Da konnte sie es rasch überziehen, wenn sie den Kaffee ausgetrunken hatte. Falls sie sich auf diese Re ise einließ …
“In ein, zwei Tagen geht es dir bestimmt wieder besser, Dad…”
“Nein, ganz sicher nicht. Und komm mir bloß nicht zu nahe! Du wirst dich doch nicht anstecken wollen, Liz?” Mit einer müden Handbewegung versuchte Charlie, sie zu verscheuchen. “Selbst wenn die Gicht in einigen Tagen verschwindet, wird die Grippe fürchterlich werden. Wahrscheinlich bekomme ich dann auch wieder wie immer eine Ohrentzündung, und dann darf ich wochenlang nicht fliegen. Aber mach dir keine Sorgen, Liebes. Ich komme schon zurecht”, versicherte er. “Edith kümmert sich um mich.”
“Dad…”
“Du musst überhaupt nichts tun, Liebes. Den Geländewagen, den wir in Darwin mieten wollten, habe ich bereits abbestellt. Die Safarigesellschaft stellt dir einen zur Verfügung. Sie kümmert sich auch um den Proviant und alles andere. Du musst dich nur dort melden. Und jetzt geh schon, und mach dich fertig.”
Elizabeth erkannte, dass ihr Vater sich nur aufregen würde, wenn sie blieb und sich weiter gegen seine Pläne stemmte. “Danke, Dad.” Sie lächelte ihm aufmunternd zu. So schlecht es ihm ging, er hatte nichts unversucht gelassen, um ihr die Reise doch noch zu ermöglichen. Da musste sie sich wenigstens dankbar zeigen. “Ich nehme mein Handy mit nach Darwin, damit wir laufend in Kontakt bleiben können.”
Ihr Vater brummelte etwas. “Vergeude bloß nicht die Zeit mit Anrufen zu Hause. Meistens wirst du sowieso irgendwo im Busch stecken. Außerdem sagt Edith, sie würde mir das Handy abnehmen.” Er seufzte schwer. “Tut mir Leid, Liebes … ich bin so schrecklich müde.”
“Dann schlaf, Dad. Und versprich mir, dass du Tante Edith den Arzt rufen lässt, falls es dir schlechter gehen sollte.” Liebevoll tätschelte Elizabeth ihrem Vater die Hand, vermied es jedoch, seine Füße zu berühren. “Pass gut auf dich auf, Charlie. Gute Besserung.”
Unglaublich, auf was sie sich da eingelassen hatte! Ihr Vater hatte sie doch tatsächlich zu dieser Reise überredet. Sie sollte mit einem völlig Fremden in die australische Wildnis aufbrechen. Aber wenn Charlie wirklich wollte, dass sie für zwei Wochen auf Zeltsafari mit einem Reiseführer loszog, den keiner von ihnen beiden persönlich kannte, musste er den Mann für absolut vertrauenswürdig halten.
Dieser Cannon, der Chef und vermutlich wohl auch Eigentümer der Wild-Goose-Chase Tours, war sicher ein reifer, älterer Mann, wahrscheinlich verheiratet und mit langjähriger Buscherfahrung.
Außerdem, so sagte Elizabeth sich, musste sie fahren … das erwarteten die Leute von ihr.
Wenn sie die Gemälde aus dem Kakadu National Park nicht wie versprochen zum Frühjahrsbeginn ablieferte, würde man ihr möglicherweise keine Ausstellung in Sydney mehr anbieten. Dann würde man sie als unzuverlässig abstempeln, und
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