Expedition zur Sonne
Jetzt war er sicher. Die Flammenpistole konnte der inneren Tür nicht gefährlich werden. Er ging zum Funkgerät und gab mit ruhiger Stimme seinen Hilferuf durch. Dann schaltete er das Signallicht ein, damit die Rettungsmannschaft das Schiff finden konnte. Erst dann nahm er mit den beiden Männern Verbindung auf und erzählte ihnen, was er getan hatte.
»Ich wollte Ihnen ja nichts antun«, sagte Malmeson. »Ich wollte nur das Schiff haben. Ich weiß, Sie haben uns gute Löhne bezahlt, aber als ich dachte, wieviel Geld man auf einigen Planeten machen könnte, wenn man nach etwas anderem sucht als nach verrückten Bestien und Pflanzen, konnte ich nicht widerstehen. Sie können uns jetzt in den Kontrollraum lassen. Ich verspreche, wir werden nichts mehr gegen Sie unternehmen. Sie sagten, eine Rettungsmannschaft ist unterwegs?«
»Es tut mir leid, daß Ihnen mein Hobby nicht gefällt«, sagte Cunningham. »Ich finde es sehr amüsant, und manchmal erweist es sich sogar als sehr nützlich, wie zum Beispiel heute. Übrigens glaube ich, daß mir wohler sein wird, wenn ihr beide da draußen bleibt. Ich hoffe, ihr habt genügend Verpflegung und Wasser in euren Raumanzügen mitgenommen, denn es kann einige Stunden dauern, bis das Rettungsschiff eintrifft.«
»Okay, Sie haben gewonnen«, sagte Malmeson.
»Das glaube ich auch«, erwiderte Cunningham und schaltete das Sprechgerät aus.
Der Trojanische Punkt
Eigentlich sollte die Galaxis ein perfektes Versteck sein. Hundert Milliarden Sonnen und hunderttausend Lichtjahre bilden einen riesigen Heuhaufen, in dem man eine mikroskopisch kleine Nadel von der Größe eines Menschen oder sogar eines Planeten nur unter großen Schwierigkeiten finden dürfte. Eine Photographie der Milchstraße gibt vielleicht Aufschluß darüber, wie verwirrend es sein muß, solche Sternenmassen durchzukämmen.
Das war La Roques erster Eindruck von der Galaxis, und den hatte er nicht durch Photographien gewonnen. Zugegeben, er war an interplanetarische Flüge eher gewöhnt als an interstellare. Aber man konnte sich genauso gut in einem Sonnensystem verirren wie zwischen mehreren. Und als es ihm zweckmäßig erschien, für einige Zeit zu verschwinden, brauchte er nicht lange zu überlegen.
Es war nicht allzu schwierig, ein Schiff zu bekommen, sogar auf legale Weise. Die Flüge zwischen den einzelnen Planeten des Sonnensystems gehörten längst zum Alltag, und Privatflüge wurden durch die üblichen Zollformalitäten kaum behindert. La Roque hatte allerdings eine Reise vor, die noch viel privater war, als dies normalerweise üblich war.
Er erwarb ein Schiff. Das Ereignis, das seine Flucht ratsam erscheinen ließ, hatte ihn zu einem vermögenden Mann gemacht. Es war ein kleines Schiff zweiter Ordnung, ein Metallei von siebzig Fuß Länge und dreißig Fuß Breite. Das Schiff konnte sechshundert Tonnen Gewicht tragen und besaß alle Einrichtungen, die es zum interstellaren Flug mit Überlichtgeschwindigkeit befähigten. Die Konverter verbrauchten Quecksilber, konnten aber genauso auf ein anderes Metall mit niedrigem Schmelzpunkt eingestellt werden.
La Roque zog es vor, in der Menge unterzutauchen, und so wählte er für seinen Abflug den stets überfüllten Flughafen Allahabad. Es war nach Mitternacht in einer warmen Julinacht, als er mit Hilfe eines Leitstrahls die Erdatmosphäre verließ. Um ein Uhr war er außerhalb des Leitstrahlbereichs, und nach einem Blick auf seinen Richtungsanzeiger ging er auf Überlichtflug.
La Roque wußte nicht mehr von Astronomie als jeder andere seiner Zeitgenossen, der über eine durchschnittliche Bildung verfügte. Obwohl die Leuchtfeuer Rigel, Deneb und Kanopus von jedem Teil der Galaxis, den er mit seinem Schiff erreichen würde, gesehen werden konnten, waren sie nutzlos für ihn. Die einzige Vorrichtung, die ihm die Hoffnung auf eine eventuelle Rückkehr zur Erde ließ, bestand in der Kamera, die jeden Sekundenbruchteil den Stand der Sterne photographierte. Aber auch dieser Vorteil wurde nutzlos, wenn er durch eine Region von geringer Sternendichte kam, die keine charakteristischen Sternkonstellationen bot, an denen er sich orientieren konnte. Er war vernünftig genug, das zu erkennen, und behielt konsequent eine Richtung bei. Er war ziemlich sicher, einen bewohnbaren Planeten zu finden. Ein Stern ohne Planeten war eine Seltenheit. Welten, auf denen ähnliche Bedingungen wie auf der Erde herrschten, kamen nicht allzu oft vor, aber oft genug, so daß die
Weitere Kostenlose Bücher