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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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Sekunden konnten ihm dann seine Instrumente sagen, wo er sich jeweils befand.
    Er begann sich zu sagen, daß das Glück gegen ihn war – nicht nur gegen seine Flucht, sondern auch gegen sein Überleben. Es war ein Fehler gewesen, etwas zu unternehmen, von dessen Gefahren und Risiken er keine Ahnung hatte. Jetzt suchte er schon seit Stunden den Raum ab, ohne genau zu wissen, wo er sich befand, wo sein ersehntes Versteck war.
    Seine Geduld erlahmte, und immer unwiderstehlicher wurde der Drang in ihm, seine Instrumente zu zertrümmern. Nach zwei Stunden Schlaf fühlte er sich ein wenig besser. Doch nach weiteren zehn Stunden war er nicht mehr fähig, einzuschlafen.
    Und dann hatte er unverdientes Glück. Einer der Radiometer reagierte nach all den Stunden blinder Suche. Seine beginnende Hysterie wich einer Welle der Erleichterung. Er änderte den Kurs, bis er im Vorderfenster mit bloßem Auge die Quelle der Strahlen, die sein Radiometer aufgespürt hatte, sehen konnte.
    Es war unvorteilhaft, daß er sie mit bloßem Auge sehen konnte. Andernfalls hätte er noch ein paar glückliche Minuten mehr erlebt. Aber jetzt stieß er erbitterte Flüche aus, die einem Matrosen alle Ehre gemacht hätten. Denn er sah nicht einen einzelnen Stern, wie in der Karte eingezeichnet, sondern zwei rote Doppelsonnen.
    Das astrographische Beobachtungsschiff hatte offensichtlich nur beiläufig reagiert, als es fünfzig Milliarden Meilen an dem System vorbeigeflogen war und der Radiometer gezuckt hatte. Größe? Gewicht? Nebensterne? Planeten? Wen kümmerte das schon!
    La Roque, natürlich.
     
    Die Sterne waren kleine Rote Zwerge und standen dicht beieinander. Ihre Temperatur war so niedrig, daß sich in ihrer Atmosphäre Wolken aus festen Kohlenstoffteilchen gebildet hatten. Der größere Stern maß vielleicht hunderttausend Meilen im Durchmesser, der andere war nur wenig kleiner. Ihre Mittelpunkte waren etwa eine halbe Million Meilen voneinander entfernt, und ihre Kreisbahn dauerte acht Stunden. Auf beiden Sternen zeigten sich beachtliche Erhebungen.
    Diese Fakten hätten vielleicht einen Astronomen interessiert, der sein Leben der Erforschung Roter Zwergsterne gewidmet hat. La Roque waren sie egal. Er fragte sich, wie er in eine stabile Umlaufbahn nahe genug bei diesem System geraten konnte, um, ohne seine Energiereserven anzugreifen, dem Erfrierungstod zu entgehen. Die Bahn, die er für die eine Sonne errechnet hatte, konnte er sich jetzt natürlich aus dem Kopf schlagen.
    Der Gedanke, zu einem der anderen Systeme zurückzukehren, die auf der Karte als Einzelsystem eingezeichnet waren, bewegte ihn nur kurz. Die nervenaufreibende Suche hatte ihm die Energie genommen, sich noch einmal auf eine so weite Reise zu wagen.
    Doch dann fiel ihm etwas ein. Er hatte einmal ein Erlebnis auf Hektor gehabt, einem der Trojanischen Asteroiden. Verschiedene Umstände hatten ihn gezwungen, dort für einige Zeit zu bleiben. Ein freundlicher Mitgefangener hatte ihm einmal gesagt, wo Hektor war und warum er auch dort blieb. Er befindet sich stabil in der dritten Ecke eines gleichseitigen Dreiecks, dessen andere Punkte die Sonne und Jupiter bilden. Und obwohl er Millionen Meilen im Umkreis seines Festpunkts schwankte, zwingt ihn die Schwerkraft doch immer wieder an seinen ursprünglichen Standort zurück.
    La Roque blickte zu den Zwillingssonnen. Konnte sein Schiff mit ihnen den dritten Punkt eines gleichseitigen Dreiecks bilden? Und was noch wichtiger war, konnte es diesen Punkt auch halten?
    Es mußte einfach. Seine Instrumente zeigten die Energiekurven an, die von den Sonnen ausgingen. Auf seiner Karte las er, wie diese Kurven in Oberflächentemperaturen umgesetzt wurden. Er konnte die Entfernung zwischen den Mittelpunkten der Sonnen messen, ebenso die Entfernung seines Schiffes von diesen Mittelpunkten. Eine halbe Million Meilen von der Oberfläche eines Sterns entfernt, dessen Radius fünfzigtausend Meilen betrug und der eine Temperatur von tausend Grad ausstrahlte, mußte die Temperatur etwa dreißig Grad sein. Die Gegenwart der beiden Sterne erhöhte die Wärme zwar, aber das Schiff war isoliert.
    Es schien also, als sei der Trojanische Punkt der beste Platz für ihn. Er konnte ihn leicht finden. Wo die Linien, die von den Mittelpunkten der beiden Sterne in einem Winkel von sechzig Grad abgingen, zusammentrafen, an diesen Punkt mußte er sich begeben. Er veränderte seine Position, bis die beiden Sonnen auf gleicher Höhe vor ihm lagen. Da sie sich in

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