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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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eine Idee. Wenn er sich dem Mittel der beiden Kreisbahnen anpaßte, konnte es ihm gelingen, in eine elliptische Umlaufbahn zu kommen. In der Nähe der toten Sterne konnte er unsichtbar bleiben ... Aber noch bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, hatte er das System passiert.
    Blieben noch vier einzelne Sonnen. Jeder vernünftige, normale Mensch hätte nun ohne zu zögern das nächste System gewählt. Aber La Roque wählte das entfernteste, was vielleicht mit seiner Spielernatur zusammenhing. Denn es bestanden einige Zweifel, ob er das System erreichen würde, bevor ein Suchschiff in seine Nähe kam.
    Von seiner derzeitigen Position aus konnte er das System nicht direkt anfliegen. Seine Kenntnisse von Geometrie und Trigonometrie waren so gering, daß er sich gezwungen sah, seinen jetzigen Kurs beizubehalten, bis er an eine Stelle kam, von der aus er mit Hilfe der heliozentrischen Karte die genaue Entfernung zu dem System feststellen konnte. Dann würde er eine bestimmte Zeitlang fliegen und sein Ziel erreichen.
     
    Die Zeit kroch dahin. Die Sterne glitten an ihm vorbei. Die meiste Zeit schlief er. Außer den Karten, einigen astrographischen und planetographischen Plänen und den Geldscheinen, die seine Flucht von der Erde verursacht hatten, hatte er nichts zu lesen. Letztere hielten seine Moral für eine Weile hoch.
    Der Flug auf einem Schiff zweiter Ordnung war nicht schwierig. Man mußte nur das Ziel einstellen, bevor man die Konverter einschaltete. Das Schiff kam von seinem einmal eingeschlagenen Kurs nicht ab. Das tat es nur, wenn man die Konverter ausschaltete und den Kurs neu einstellte. Tatsächlich beschrieb das Schiff einen Bogen, was auf die Energie der Generatoren zurückzuführen war, aber der Bogen war so weit, daß man den Flug als geradlinig betrachten konnte.
    Die drei Sternensysteme, die La Roque als Zufluchtsstätten abgelehnt hatte, flogen vorbei. Jedesmal war er versucht, abzubiegen und seine Flucht zu beenden, aber er bekämpfte die Versuchung. Tage wurden zu Wochen, zu drei Wochen, und der Vorsprung, den er vor dem Gesetz hatte, schmolz zusammen. Noch sieben Lichtjahre bis zu dem Versteck seiner Wahl.
    Endlich kam er zu der Stelle, an der er seinen Kurs ändern mußte. Er stellte alle Sichtfenster an. Der helle Stern im Rückfenster war zweifellos die Erdensonne. Er hielt nach Deneb Ausschau, aber Cygnus war durch eine parallaktische Variation von neun Parsek so verzerrt, daß es ihm unmöglich war, seinen Alphastern mit Sicherheit zu erkennen. Orion war erkennbar, da er sich mehr oder weniger in gerader Linie von ihm entfernt hatte. Er beschloß, sich an Rigel zu orientieren.
    Er schaltete die Konverter aus, schwang das Schiff herum, bis die Sonne in einem Mittelfenster erschien. Glücklicherweise war Rigel im selben Fenster zu sehen. Er kontrollierte die Steuerung, bis Rigel im richtigen Winkel zu seinem neuen Kurs stand, und schaltete die Konverter wieder ein.
    Er hatte noch acht Stunden und dreißig Minuten zu fliegen, bis er sein Ziel erreicht haben würde. Besorgt fragte er sich, ob die Gefahr eines Zusammenstoßes bestand. Das war nicht überraschend. Ein Flugneuling macht einen Punkt auf die Karte, wenn er seine Position bestimmen soll. Ein Pilot, der zum zweitenmal fliegt, malt einen Kreis, und der erfahrene Navigator legt seine Handfläche auf die Karte und sagt: Hier müßten wir sein. Und der Punkt, auf den sich La Roque verließ, konnte leicht in gefährlicher Nähe von Meteoren sein.
    Erwartungsvoll starrte er auf das vordere Sehfenster. Eine halbe Milliarde Meilen vor ihm sollte eine rotglühende Kugel sein. Natürlich war sie nicht da.
    Sekundenlang war er sehr verwirrt. Offensichtlich hatte sich in seine Berechnungen ein Fehler eingeschlichen. Es mußte nicht unbedingt ein großer Fehler sein. Er hatte bereits die spektrobolometrische Kurve des Sterns erreicht und steckte jetzt die passenden Schablonen in den Sucher, stellte die Radiometer auf die Strahlungen der gesuchten Sonne ein. Keine Sonne mit einer solchen spektrobolometrischen Kurve konnte von seinen Geräten in einer größeren Entfernung als ein paar Milliarden Meilen aufgespürt werden. Natürlich war die Galaxis voller verlöschender Sterne, aber dazwischen befand sich genug leerer Raum, und da würde er wohl auch »seinen« Stern finden.
     
    La Roque begann mit der Arbeit. Er mußte den Raum rings um sich untersuchen, alle zehn Millionen Meilen, das hieß, alle zwei Minuten anhalten, und innerhalb von zehn

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