Expedition zur Sonne
hatten, daß ein normaler Mensch nicht damit umgehen konnte, die Männer, die die Meßgeräte erfunden hatten, mit deren Hilfe er die Temperatur unter Berücksichtigung der Entfernung der beiden Sonnen eingestellt hatte. Seine eigenen Rechenkünste zu verfluchen, darauf kam er nicht.
Schon war er beinahe entschlossen, etwas weiter weg von den Sonnen zu fliegen, als ein Zittern der Zeiger der Suchgeräte ihn rasch zur Änderung seines Entschlusses bewog. Er wartete und schwitzte. Und die Temperatur stieg.
Als er es schließlich aufgab, betrug die Temperatur hundertfünfzig Grad Fahrenheit. Noch dazu hatte die Klimaanlage zu arbeiten aufgehört, wie die anderen Geräte, die er abgeschaltet hatte, um möglichst wenig Strahlungen zu erzeugen. Die Luft im Schiff war verbraucht. Wenn man das alles in Betracht zog, dann hielt er es ohnehin verhältnismäßig gut aus. Aber langsam ließ seine Willenskraft nach. Auf schwachen Beinen ging er zum Schaltbrett und stellte die Sehfenster ein.
Die Energie zu fluchen, fehlte ihm. Sekundenlang konnte er nur in starrem Schreck auf die Sehfenster starren – und erkennen, wie falsch wieder einmal seine Annahmen gewesen waren. Mit der Heizung war alles in Ordnung. Aber eine der Sonnen – er wußte nicht, welche – füllte das vordere Sichtfenster fast vollständig aus, mit rußigem Purpurrot. Er mußte sich etwa dreißig- oder vierzigtausend Meilen von ihrer Oberfläche entfernt befinden. Seine Hand zuckte zu einem der Schalter, aber sofort zuckte sie wieder zurück. Mit diesem Schalter würde er das Schiff nur geradewegs in das Inferno, das ihm das Vorderfenster zeigte, hineintreiben. Er mußte das Schiff wenden.
Er stellte die Steuerung ein, und es war ihm gleichgültig, welche Wellen er damit aussandte. Die Kontrollknöpfe waren glühend heiß, als er darauf griff. Der Geruch verbrannten Öls drang ihm in die Nase, als die Gyroskope sich drehten. Das Schiff erzitterte. Angespannt beobachtete er, wie es wendete. Seine Hand lag zitternd auf dem Schaltbrett. Aber das rote Glühen auf dem Vorderfenster wich nur kurz dem friedlichen Schwarz des Raums. Das Schiff begann um seine Längsachse zu rotieren.
Verzweifelt drückte er auf Knöpfe, die anderen Gyroskope setzten ein, aber das Schiff änderte die Position seiner Längsachse nur um etwa dreißig Grad und drehte sich weiter. Er wurde quer durch den Kontrollraum gewirbelt, prallte an die gegenüberliegende Wand. Er schrie auf, als er das heiße Metall spürte. Wieder schoß sein Körper quer durch den Raum, schlug abermals gegen eine Wand. La Roque versuchte sich zum Schaltbrett zu kämpfen, seine Brandwunden zu ignorieren. Da versagte die Isolation des Schiffes. Die Wassertanks, die sich außen am Rumpf entlangzogen, enthielten nur noch heißen Dampf und konnten dem Druck nicht mehr widerstehen. Gerade als La Roque das Schaltbrett erreichte, hüllte ihn eine Welle siedendheißen Dampfes ein.
Im Suchschiff richtete sich der Mann auf, der an den Beobachtungsgeräten saß.
»Das war es wohl. Jetzt ist er erledigt. Ich frage mich nur, was er so nah bei den beiden Sonnen gemacht hat.«
»Vielleicht wollte er sich verstecken«, meinte der Zweite Pilot. »Und vielleicht glaubte er, die Sonnen würden die meisten seiner Wellen und Strahlen maskieren. Aber ich verstehe nicht, wie er annehmen konnte, er könne dort für längere Zeit bleiben.«
»Ich weiß, was ich an seiner Stelle getan hätte. Ich hätte das Schiff in die Trojanische Position gebracht und abgewartet. Dort hätte er unbegrenzt lange bleiben können. Ich wundere mich, daß er das nicht versucht hat.«
»Vielleicht hat er es versucht«, sagte ein Navigator, der bisher geschwiegen hatte. »Wenn ein kluger Mann wie Sie das geschafft hätte, so kann man doch von so einem Burschen nicht das gleiche erwarten. Haben Sie schon jemals einen Planeten im Trojanischen Punkt irgendwelcher Doppelsonnen gesehen? Ich wette, nein. Die Trojanische Lösung funktioniert ausgezeichnet im Fall von der Sonne und Jupiter. Sie würde auch bei der Erde und beim Mond funktionieren, da die Erde achtzigmal mehr Masse hat als der Mond. Aber ich kenne kein Zweiersystem, in dem die Klasseverhältnisse ähnlich gelagert sind. Der Unterschied müßte mindestens fünfundzwanzig zu eins betragen. Wenn er geringer ist, läßt sich die Trojanische Lösung nicht durchführen. Fragen Sie mich nicht, warum. Den mathematischen Grund kann ich Ihnen nicht erklären. Aber ich weiß, daß es stimmt. Die
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