Expedition zur Sonne
auf den Gedanken, daß der Anblick eines Mannes im Raumanzug der durch die äußeren Korridore ging, einen Beobachter nicht überraschen mußte, um so mehr aber die Anwesenheit eines Mannes, der den Photostrahlen auswich, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Linsen der Suchgeräte waren so klein und so gut verborgen, daß Hart sie nicht entdecken konnte, und er glaubte tatsächlich, daß die Photoaugen die einzigen Fallen waren, in die er tappen könnte. Da es ihm immer leichter fiel, sie zu umgehen, wuchsen sein Selbstvertrauen und seine Verachtung für die Bewohner der Station, wie Mayhew es vorhergesagt hatte.
Mehrmals kam er an automatischen »Luftbremsen« vorbei, die die Aufgabe hatten, Sektionen mit einem Leck abzuriegeln. Mit einem Stahlkeil, der an seinem Raumanzug befestigt war, zerstörte er diese Bremsen. Die Aktionen überzeugten Mayhew, daß der Agent kein Wissenschaftler war. Er agierte nämlich mit einer Geschicklichkeit, die den erfahrenen Einbrecher oder Spion charakterisierte. In der Stunde, bevor er fand, was er suchte, durchbrach er mehr als zwanzig Luftbremsen.
Bald gelangte Hart in einen Teil des Korridors, der mit Ventilvorrichtungen statt mit Türen ausgestattet war, und er wußte, daß sich eine Flüssigkeit hinter den Wänden befinden mußte. Oberhalb der Ventile waren Zeichen eingeritzt, die dem Spion nichts sagten. Aber er hantierte vorsichtig am Griff eines Ventils, bis ein wenig Flüssigkeit in den Korridor rann. Vorsichtig testete er sie. Mit dem Ergebnis war er zufrieden. Die Flüssigkeit war Kohlenwasserstoff mit niederem Verflüchtigungsgrad, der zusammen mit flüssigem Sauerstoff dazu benutzt wurde, die Raum-Torpedos anzutreiben. Ein billiges Material, dessen niedriger Dampfdruck das Lagerproblem in Stationen im offenen Raum vereinfachte.
Alles, was Hart wirklich wußte, war, daß das Zeug so lange brennen würde, solange Sauerstoff vorhanden war. Nun – er grinste bei dem Gedanken – eine Zeitlang würde noch Sauerstoff da sein. Bis die Verbrennungsgase das von Hitze erweichte Metall der äußeren Wand in den Raum jagen würde. Und danach würde kein Sauerstoff mehr da sein, außer vielleicht im Zentrum, wo die Konzentration der Radioaktivität es gewiß machte, daß keiner da sein würde, der ihn atmete.
Jetzt war natürlich die zweite Ebene, wie alle anderen, versperrt. Aber dem konnte abgeholfen werden. In jedem Fall würde die Explosion des befreiten Brennstoffs die relativ dünnen Innenwände vernichten. Zu diesem Zeitpunkt wußte er noch nicht, daß diese Wände aus Magnesium bestanden. Sonst hätte er sich seiner Sache noch sicherer gefühlt.
Er blickte den Korridor entlang. So weit die Biegung ihm zu sehen erlaubte, befanden sich die Ventile im Abstand von wenigen Metern in den Wänden. Jedes Ventil hatte eine kleine elektrische Pumpe, die Luft in den Tank dahinter beförderte, um die Flüssigkeit durch Druck herauszutreiben, da hier keine Schwerkraft existierte. Über diesen Punkt dachte Hart gar nicht nach. Ein kurzer Test zeigte ihm, daß die Flüssigkeit floß, wenn man die Ventile öffnete, und das genügte ihm. Er stand neben dem ersten Ventil, nahm einen Gegenstand aus seinem Raumanzug und untersuchte ihn sorgfältig. Schließlich befestigte er ihn außen am Gürtel, wo er ihn leicht erreichen konnte.
Als Floyd dieses Objekt sah, traf ihn beinahe der Schlag.
»Eine Brandbombe!« keuchte er. »Wir können ihn unmöglich erwischen und ihn rechtzeitig aufhalten! Und im Korridor fliegt schon Brennstoff herum!«
Er hatte recht. Mit langen, gleitenden Schritten ging der Agent von Ventil zu Ventil und blieb bei jedem stehen, um es zu öffnen und die ballonartige Masse von ausströmender Flüssigkeit mit den Armen in den Korridor zu schieben. Tropfen und Fetzen des entflammbaren Stoffes schwebten kreuz und quer umher.
Mayhew zündete sich ruhig eine Zigarette an und achtete nicht darauf, wie die Streichholzflamme vom Luftzug des Deckenventilators nach unten geweht wurde.
»Das ist wirklich kein Physiker«, murmelte er. »Das ist ein Militäragent. Sie hätten es auch sicher nicht riskiert, einen Forscher mit diesem Job zu betrauen. Ich fürchte, ich werde von ihm nicht erfahren, was ich wissen will.«
»Aber was sollen wir tun?« fragte Floyd erregt. »In dem Korridor fliegt nun genug Treibstoff herum, um die ganze äußere Hülle zu sprengen, und mit jeder Sekunde wird es mehr! Ich weiß, Sie sind schon viel länger hier als ich, aber wenn Sie mir nicht
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