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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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Stabilitätsfunktion bricht mit überraschender Schärfe, wenn das Verhältnis fünfundzwanzig zu eins nur um weniges unterschritten wird. Unser entflohener Freund wußte das nicht, genauso wenig wie Sie, und parkte sein Schiff direkt in der Bahn der sich schnell bewegenden Sonne.«
    Er zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. »Leben und lernen, sagt man. Aber die Schwierigkeit liegt wohl darin, wie man überlebt, während man lernt.«

 
Feuerfest
     
    Hart wartete eine volle Stunde, nachdem die letzten Geräusche verstummt waren, bevor er vorsichtig die Tür seines Unterschlupfs öffnete. Sogar dann fühlte er sich noch minutenlang unsicher. Erst als er das Vorratslager gründlich durchsucht hatte, kräuselte ein verächtliches Lächeln seine Lippen.
    »Diese Narren!« murmelte er. »Sie untersuchen ihre Ladungen überhaupt nicht. Wie, glauben sie denn, können sie ihre Zonen kontrollieren, wenn so inkompetente Leute am Werk sind.« Er blickte auf die Analysatoren am Unterarm seines Raumanzugs und revidierte seine Meinung ein wenig – die Luft im Lagerraum war pures Kohlendioxyd. Jeder, der Harts Wagnis unternommen hätte, aber ohne den Luftvorrat, über den er verfügte, hätte es nicht überlebt. Trotzdem, sie hätten nachsehen müssen, dachte der Agent.
    Aber er hatte gar keine Zeit, die Handlungsweisen anderer zu analysieren, er hatte seinen eigenen Job zu tun, und allzu lange durfte er nicht dazu brauchen. Wie schlampig auch immer die Organisation dieser Abschußstation war, es gab keine Chancen, irgendwelche ihrer wichtigen Bereiche gefahrlos zu erreichen. Erfolg und Tod lagen nahe beieinander.
    Er glitt zurück zu der Kiste, in die sein durch den Raumanzug an Umfang verdoppelter Körper kaum gepaßt hatte, setzte sorgfältig wieder den Deckel darauf und versiegelte ihn neu. Dann stellte er die Kiste weiter nach hinten, um der Möglichkeit zu entgehen, daß sie vielleicht als erste geöffnet wurde. Dazu mußte er mehrere andere Behälter nach vorn schieben. Sie waren zwar groß, aber nichts auf dieser im freien Fall befindlichen Station besaß ein Gewicht, und er beendete die Arbeit rasch für einen Mann, der an das Fehlen jeglicher. Schwerkraft nicht gewohnt war. Mit seinen Vorbereitungen zufrieden, ging Hart zur Tür des Lagerraums, aber bevor er sie öffnete, blieb er stehen, um noch einmal im Geist seinen Plan durchzugehen.
    Er mußte in der Nähe des äußeren Randes der Station sein. Der Geheimdienst war nicht in der Lage gewesen, Pläne von dieser Abschußstation zu erhalten – eine Tatsache, die ihn eigentlich zum Nachdenken anregen sollte. Aber es gab keine Zweifel daran, wie er vorgehen mußte. Der Lagerraum und die Wohnquartiere mußten gleich unter der Oberfläche der Sphäre sein. Dann würde eine Abteilung mit Maschinen und Kontrollsystemen sich anschließen. Und in der Mitte, innerhalb der Abschirmung, die den Großteil der Station ausmachte, befand sich der »heiße« Sektor – die Räume, die die Kernreaktoren enthielten, die ferngesteuerte Maschinerie, die die Torpedos scharfmachte, die Torpedos, die der Hauptgrund für die Existenz der Station waren.
    Viele solcher Strukturen kreisten um die Erde. Jede Nation auf dem Globus unterhielt mindestens eine und für gewöhnlich sogar mehrere. Hart hatte eine solche Station besucht, die seinem Land gehörte, um sich mit der Technik und wenigstens einigermaßen mit der Schwerelosigkeit vertraut zu machen. Er hatte die Pläne der Station sorgfältig studiert und sich von Wissenschaftlern die Funktion aller Teile erklären lassen, ebenso, wie sich die Stationen der Westlichen Allianz von anderen unterschieden. Und was das Wichtigste war, sie hatten ihm darlegen müssen, auf welche Weise man diese Stationen zerstören konnte. Hart lächelte zynisch, als er daran dachte. Diese Leute, die das Vergnügen persönlicher Freiheit der Zweckmäßigkeit vorzogen, würden sehen, was Zweckmäßigkeit zu vollbringen imstande war.
    Aber sein Zögern war nicht zweckmäßig. Er hatte seine Pläne bereits lange vorher gemacht. Und es war höchste Zeit, daß er an ihre Ausführung ging. Er mußte sich in der Nähe von Raketentreibstoff befinden, und ein Teil der Luft in der Station mußte genug Sauerstoff enthalten, um atembar zu sein. Ohne noch weiter zu zögern, öffnete er die Tür und glitt hinaus in den Korridor.
    Er ging nicht blindlings. Winzige Detektoren, die am Armgelenk seines Raumanzugs eingebaut waren, würden ihn warnen, denn sie reagierten auf

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