Extraleben - Trilogie
GPS-Tracker unauffällig anbringen zu können. Seit Jahren gehen doch die Gerüchte um, dass das FBI längst solche Geräte zur Intentional Electromagnetic Interference entwickelt hat. Ein Knopf, und alles, was mit Strom betrieben wird, verreckt. Und ab dem Moment, in dem der Tracker unter unser Motorhaube steckte, mussten die Herren von der Datacorp in ihrem Büro nur noch gemütlich zuschauen, wie unserer Wagen als kleiner Punkt über die Landkarte kriecht. Alles andere war nur noch eine Frage des Timing, bis ...«
In diesem Moment röhrt hinter der übernächsten Kurve ein Motor auf. Der Fahrer scheint den Wagen mit Vollgas um die Haarnadelkurven zu prügeln. Das kann nur eines bedeuten: Sie haben gemerkt, dass wir über ihre kleine elektronische Leine gestolpert sind, und schlagen jetzt zu. Die Typen aus dem Taurus oder dem Crown Victoria oder mit welcher Kiste sie auch hinter uns her waren. Es war also doch nicht alles Einbildung. Ich schubse Nick auf seine Seite rüber und lasse die Motorhaube zufallen.
»Los, weg hier!«
Verwirrt steht mein Reisebegleiter neben dem Wagen herum und verplempert wertvolle Zeit, während der Lichtkegel des heranfahrenden Wagens bereits den nächsten Hügel streift. Wenn wir jetzt nicht Gas geben, haben sie uns gleich. Beim Einsteigen fällt mir auf, wie sinnlos diese Aktion eigentlich ist, schließlich steckt der Sender ja immer noch unter unserer Haube. Egal, wie blitzartig wir jetzt auch starten oder wie weit weg wir fahren - unsere Verfolger werden uns so oder so finden.
»Den Schlüssel, Nick, den Schlüssel!«
Mensch, der hat die Lage noch nicht gecheckt. Blick in den Rückspiegel, das Auto ist weg! Ist der abgebogen? Ich hebe die Hand: »Sei mal ruhig.«
Nick erstarrt, die Finger weiter in der Jeansjackentasche eingeklemmt. Nein, man hört den Motor noch. Auf einmal zucken die Scheinwerfer um die Ecke. Shit, nur noch ein Hügel! Ich schubse Nick an: »Wo bleibt der Schlüssel? «
»Ja ja.«
Zitternd reicht er den Bund rüber. Ich drehe den Zündschlüssel, und der Wagen springt anstandslos an. Scheinbar hat Nick am richtigen Kabel geruckelt. Licht an, Gangschaltung auf N, Gas - zu spät! Unser Verfolger Rollt genau in dieser Sekunde an der Fahrerseite vorbei und blockiert den Weg. Wir sitzen in der Falle. Aus dem Augenwinkel erkenne ich die Worte ARMED RESPONSE auf der Seitentür des weißen Ford. Jetzt wird er gleich anhalten. Für einen Sekundenbruchteil scheint das Licht der Straßenlaterne dem Fahrer ins Gesicht: Hinter dem Steuer kauert ein Latino mit kahl geschorenem Schädel und wirft einen stechenden Blick zu uns rüber. Während er uns taxiert, lässt er seinen Wagen im Zeitlupentempo weiterrollen - und gibt schließlich Gas. Erst als er schon fast um die nächste Biegung ist, streifen unsere Scheinwerfer den Ford. Auf dem Kofferraum sind in blauen Buchstaben die Worte Bel Air Patrol zu lesen - nur ein privater Sicherheitsdienst. Wir brauchen die Länge von einem ganzen Song im Radio, bevor wir uns wieder trauen, uns zu bewegen.
»Du warst gerade dabei, mir zu erklären, dass wir im Fadenkreuz einer internationalen Verschwörung stehen«, verkündet Nick, nachdem er deutlich hörbar einen Frosch im Hals runtergeschluckt hat. Ich brauche mich nicht mal umzudrehen, um mir sein hämisches Grinsen dazu vorzustellen. Und er grinst natürlich zu Recht: Ich stehe wie der letzte Idiot da.
»Ja, Scully, du hast Recht. Alles könnte genauso gut nur ein Zufall gewesen sein.«
Die Kapitulation fällt mir leicht, denn seit ein paar Minuten bin ich mir sicher, dass wir den letzten Stein des Puzzles längst in unserer Hand halten.
LEVEL 25
Im Innenhof des Sands lässt sich die Abendkühle gut aushalten. Wir haben einen Pullover aus den schon gepackten Koffern gefischt und es uns mit ein paar Miller neben dem Pool gemütlich gemacht. Wie immer, wenn es auf das Wochenende zugeht, kriechen alle Angeber mit ihren frisierten Kisten raus und liefern auf dem Boulevard ihre Show ab: Tiefergelegte Toyotas mit Chromfelgen und beleuchtetem Unterboden schubbern im Schritttempo um den Block, gesteuert von asiatischen Kids, die meist kaum über das Steuer gucken können. So richtig einheimisch scheinen sie nicht zu sein, sonst wüssten die Möchtegern-Lowrider, dass sie mit ihren Ehrenrunden eine Ordnungswidrigkeit begehen. Seit ein paar Jahren sind die Boulevards in Hollywood nämlich eine mit speziellen Schildern ausgewiesene No-Cruising-Zone, und das heißt: Wer zweimal um den
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