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Extraleben

Extraleben

Titel: Extraleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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das UFO wartet«, sagt Nick. Leider leben wir nicht lange genug, um diesen Cheat wirklich auszuprobieren. Irgendwann stehen wir einfach nur noch erschöpft vor dem Kasten und starren auf das Demospiel, mit dem der Prozessor seit einem Vierteljahrhundert Spieler zu ködern versucht. Ich fühle mich wie nach fünf Kilometern Joggen. »Unglaublich, dass die Leute das damals stundenlang am Stück gespielt haben.« Als wir auf dem Weg zu unserer Sitzecke an der Theke vorbeikommen, startet unser Gastgeber doch tatsächlich noch ein Gespräch. Das muss wohl im Army-Handbuch für angehende Gastronomen gestanden haben. Jedenfalls versucht der Sarge Konversation zu machen, was dann auch gründlich in die Hose geht. Heraus kommt eines dieser coolen Cowboy-Gespräche, die zum Großteil aus Pausen bestehen. »Havin' fun?«, fragt der Mann mit dem Bürstenhaarschnitt. Wir nicken. Nick fragt, ob noch viel an den Automaten gespielt wird. Pause, der Sarge zapft ein Root Beer. Pause. »The kids don't play it.« Er stellt die Gläser auf die Theke. Pause. »Some adults do.« Er holt sich selbst einen Kaffee, nippt kurz an der Tasse. »They were here when I bought this place.« Dann scheint der ehemalige Off}zier für sich beschlossen zu haben, dass es genug der Geschwätzigkeit ist, und verschwindet in der Küche. Als er nach ein paar Minuten wieder rauskommt, erkläre ich ihm, was für Super-Schätze er da hat und wie gerne ich die nach Germany mitnehmen würde. Lachen. Pause. Für 300 Dollar könnten wir einen Automaten haben, meint er. Wir müssen ihm klarmachen, dass weder in unserem Rentnermobil noch in der Economy Class dafür Platz ist. »Sure«, sagt er. Pause, mindestens 30 Sekunden. Dann ein kopfschüttelndes Lächeln. »You are old.«
     
    LEVEL 14
     
    Hiland Steak Motel Restaurant . Großartig, wo sollte man nach einem langen Tag auf der Straße sonst absteigen als in einem Steak Motel Restaurant ? Wir sind stolz auf uns: Trotz Chili-Dog und Asteroids - Stop haben wir vorgestern noch 200 Meilen runtergerissen; gestern ging es quer durch Nevada bis nach Oregon im Norden. Den Staat haben wir auch schon wieder zur Hälfte gefressen und stecken jetzt mitten im Great Sandy Desert fest, einer menschenleeren Gegend direkt hinter den Rockies, wo es nie regnet und niemand hin will. Burns heißt der Stopp heute Abend, und der Name ist Programm, denn hier sieht es tatsächlich aus, als sei schon vor langer Zeit alles abgebrannt. Wieder war über Stunden kein einziger Baum zu sehen. Ein Testgelände haben sie wohl auch um die Ecke, diesmal von der Atomenergiebehörde. Das Hiland Steak Motel Restaurant ist einer dieser fensterlosen Verschläge, die von außen wie eine Auktionshalle für Schweinehälften aussehen. Nach dem Reinkommen brauchen unsere Augen ein paar Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, dann tauchen aus dem Schwarz nach und nach die Umrisse von zwei Dutzend Ledersesseln auf. Wir tasten uns bis zum Schild Seat yourself   vor, das anscheinend die Empfangsdame ersetzt, folgen dem roten Licht der elektrischen Grableuchten auf den Tischen und sinken in zwei Schalen aus schwarzem Kunstleder. Mühelos gleiten die Sessel auf Rollen über den dunkelroten Teppich. Herrlich. »Genau das Richtige für jemanden, der achtzehn Stunden auf einem 48-Tonner gesessen hat«, stellt Nick fest. Meine Assoziation: Hier würde Bandit, alias Burt Reynolds in dem Film »Das ausgekochte Schlitzohr«, auch absteigen, um zwei Bierchen zu zischen, und danach vielleicht eine kleine Schlägerei anzetteln - aber nur, wenn jemand seine Lady beleidigt hat. »Howyadoin'?« Eine verlebt aussehende Bedienung mit einer schwarzen Bluse, Typ Suzi Quattro, wirft die Menükarten auf den Tisch. Es gibt nur Steak oder Fried Chicken, dazu wahlweise Bier aus der Flasche oder Dose. Wir bestellen zwei Coors light und lehnen uns zurück. Auf einem Werbeschild über der Bar steht no cigars, no foul language . Es war ein verdammt guter Tag auf der Straße, auch wenn wir de facto nichts erlebt haben, wobei es natürlich genau das ist, was ihn so gut gemacht hat. Aus der Jukebox verkündet eine Countrystimme »It could have been me«: es geht wohl um einen Mann, der mitansehen muss, wie seine große Liebe jemand anderen heiratet. Wie üblich um diese Rentnerzeit, es ist noch nicht sechs, sitzt außer uns niemand im Restaurant. Entsprechend schnell kommen unsere Biere, die wir mit einem braven »Thanks« quittieren. »You're welcome«, murmelt Suzi, »what can I

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