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Extrem laut und unglaublich nah

Extrem laut und unglaublich nah

Titel: Extrem laut und unglaublich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Ausgabe von American Drummer , die Higgins, der Bibliothekar, extra für mich abonniert hat. Sie war lang weilig. Ich ging ins naturwissenschaftliche Labor, weil ich hoffte, dass Mr Powers mit mir ein paar Experimente machte. Er sagte, eigentlich wolle er mit ein paar Lehrern zu Mittag essen, und er dürfe mich im Labor nicht allein lassen. Also

bastelte ich ein bisschen Schmuck im Werkraum, weil man sich dort unbeaufsichtigt aufhalten darf.
    Am Freitag rief mir Jimmy Snyder von der anderen Seite des Pausenhofs etwas zu, und dann kam er mit einer ganzen Horde von Freunden zu mir herüber. Er sagte: »Hey, Oskar, soll dir Emma Watson einen runterholen oder soll sie dir lie ber einen blasen?« Ich erwiderte, dass ich nicht wisse, wer Em ma Watson sei. Matt Colber sagte: »Hermine, du Spasti.« Ich sagte: »Wer ist Hermine? Und ich bin nicht spastisch gelähmt.« Dave Mallon sagte: »Aus Harry Potter , du Schwuli.« Steve Wi cker sagte: »Sie hat echt süße Titten.« Jake Riley sagte: »Wich sen oder blasen?« Ich sagte: »Aber ich bin ihr doch noch nie begegnet.«
    Ich kenne viele Paarungsdetails, aber die Paarung selbst ist mir ziemlich fremd. Alles, was ich weiß, musste ich mir über das Internet beibringen, weil ich niemanden fragen kann. Ich weiß zum Beispiel, dass man jemandem einen bläst, indem man seinen Penis in den Mund nimmt. Ich weiß, dass Penis Pimmel oder auch Schwanz heißt. Und Steifer, versteht sich von selbst. Ich weiß, dass die Scheide einer Frau beim Sex feucht wird, aber ich weiß nicht, wovon sie feucht wird. Ich weiß, dass eine Möse sowohl die Scheide als auch der Hintern ist. Ich glaube, ich weiß, was ein Dildo ist, aber was ein Schwanzring ist, weiß ich nicht. Ich weiß auch, dass man beim Analver kehr jemanden in den Anus bumst, obwohl ich das lieber nicht wüsste.
    Jimmy Snyder schubste mich und sagte: »Sag, dass deine Mom eine Nutte ist.« Ich sagte: »Deine Mom ist eine Nutte.« Er sagte: »Sag, dass deine Mom eine Nutte ist.« Ich sagte: » Deine Mom ist eine Nutte.« »Sag: ›Meine‹ ›Mom‹ ›ist eine Nut te‹.« »Deine Mom ist eine Nutte.« Matt und Dave und Steve und Jake fingen an zu lachen, aber Jimmy wurde richtig, rich tig wütend. Er hob eine Faust und sagte: »Gleich bist du tot.« Ich sah mich nach einem Lehrer um, aber es war keiner in Sicht. »Meine Mom ist eine Nutte«, sagte ich. Ich ging hinein und las noch ein paar Sätze in Eine kurze Geschichte der Zeit . Dann zerbrach ich einen Kugelschreiber. Als ich nach Hause kam, sagte Stan: »Du hast Post!«
    Lieber Oskar,
    vielen Dank, dass du mir die $ 76,50
    geschickt hast. Um ehrlich zu sein, habe
    ich nicht wirklich geglaubt, dass du deine
    Schulden bezahlen würdest. Von nun an
    glaube ich jedem.
    (Taxifahrer) Marty Mahaltra
    PS: Kein Trinkgeld?
    An diesem Abend zählte ich sieben Minuten ab und dann vierzehn Minuten und dann dreißig. Ich wusste, dass ich kein Auge zutun würde, weil ich ständig aufgeregt daran dachte, morgen wieder nach dem Schloss suchen zu können. Ich be gann zu erfinden wie ein Biber. Ich überlegte mir, dass in hun dert Jahren jeder Name im Telefonbuch von 2003 für einen Toten stehen würde und dass ich einmal bei The Minch in ei ner Fernsehshow gesehen hatte, wie jemand ein Telefonbuch mit bloßen Händen in zwei Hälften riss. Ich merkte, dass ich nicht wollte, dass in hundert Jahren jemand das Telefonbuch von 2003 in zwei Hälften zerreißen würde, denn obwohl zu diesem Zeitpunkt alle Menschen darin lange tot wären, gefiel mir die Vorstellung nicht besonders. Also erfand ich eine Tele fonbuch-Blackbox, das heißt ein Telefonbuch aus dem Mate rial, aus dem die Blackbox eines Flugzeugs besteht. Ich konnte immer noch nicht einschlafen.
    Ich erfand eine Briefmarke, deren Rückseite nach Crème brulée schmeckt.
    Ich konnte immer noch nicht einschlafen.
    Wie wäre es, wenn man Blindenhunde darauf dressiert, Sprengstoff aufzuspüren, sodass sie Blindensprengstoffspür hunde wären? Auf diese Weise könnten Blinde Geld dafür er halten, von ihren Hunden herumgeführt zu werden, und dann wären sie nützliche Mitglieder unserer Gesellschaft, und au ßerdem würden wir uns alle sicherer fühlen. An Einschlafen war immer weniger zu denken.
    Als ich erwachte, war es Samstag.
    Ich ging nach oben, um Mr Black abzuholen, und er warte te schon vor seiner Tür und schnippte mit dem Finger neben seinem Ohr. »Was ist das?«, fragte er, als ich ihm das Geschenk gab, das ich für ihn gemacht

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