Extrem
Energieaufwand und die Komplikationen beim Anpflanzen von entsprechender Vegetation riesig. Davon können Sie im Augenblick noch keinen ernähren, nicht einmal einpaar Tage. Das liegt noch sehr weit in der Zukunft. Das ist wirklich Science Fiction.“
Zurück aus der Zukunft
Extrem aufwändige technische und medizinische Vorkehrungen treiben auch die Kosten der Raumfahrt in astronomische Höhen. Im Hinblick auf die bisherigen Möglichkeiten und Ergebnisse scheint es daher verständlich, dass staatliche Regierungen ihre Bereitschaft, in die Weltraumforschung zu investieren, immer wieder neu überdenken. Doch die verschiedenen Forschungen, die mit außerirdischen Zielen begonnen und durchgeführt wurden, sind durchaus von irdischem Nutzen – das wird von allen an der Raumfahrt beteiligten Wissenschaftlern immer wieder betont. Ein spektakuläres Beispiel sind die Erkenntnisse, die aus der raumfahrtmedizinischen Forschung über die Volkskrankheit Bluthochdruck gewonnen wurden.
Die Weltraummedizin führt, um ihre Astronauten auf ihre interstellare Mission vorzubereiten, Isolationsstudien durch. Dabei werden Menschen über längere Zeiträume Raumfahrtbedingungen ausgesetzt. In diesem Zeitraum werden alle möglichen physiologischen und psychischen Vorgänge detailliert untersucht und dokumentiert. Im Rahmen einer solchen Isolationsstudie hat man herausgefunden, welchen Zusammenhang es zwischen der Aufnahme von Salz und einem zu hohen Blutdruck gibt. Bis dato konnte dieses Phänomen, das eine ernste gesundheitliche Gefahr darstellt, von der klinischen Medizin zwar behandelt, aber nicht erklärt werden. Bevor die Raumfahrtmedizin in ihren Studien den Salzhaushalt über längere Zeiträume untersucht hat, war man der Meinung, der Körper nehme in einem Rhythmus von ein paar Tagen stetig eine vergleichbare Menge Natrium auf und scheide sie wieder aus. Erst die Langzeitstudien der Raumfahrtmedizin ermöglichten die Beobachtung, dass der Körper mehr Salz aufnimmt und behält, als er ausscheidet. Als man diesem überraschenden Befund auf den Grund ging, stellte sich heraus, dass es offenbar die Haut ist, die Natrium speichert und an seiner statt Wasserstoffionen abgibt. Eine folgenreiche Beobachtung, wie Professor Gunga ausführt:
„Wenn Sie jetzt eine Störung in diesem Bindungsmechanismus haben und zum Beispiel Natrium nicht in der Haut speichern können, dann werden Sie schon bei geringen Salzzufuhren einen erheblichen Blutdruck bekommen, weil Sie dann zusätzlich Flüssigkeit aufnehmen. Die Folge ist ein Volumenhochdruck (mehr Flüssigkeit in den Adern führt zu einem größeren Druck, Anm. d. A.). Bisher ist weitgehend ungeklärt, woher der zu hohe Blutdruck kommt. Das könnte damit zusammenhängen, dass Menschen, die zu ihm neigen, Natrium nicht richtig in der Haut speichern können. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen der Natrium-Speicherung in der Haut und dem Bluthochdruck.“
Solche Ergebnisse, die für die Medizin einen großen Fortschritt bedeuten, sind dabei, so Gunga weiter, keineswegs zufällig.
„Die Kliniker sehen den Patienten eine Woche in der Klinik oder vielleicht auch zwei Wochen. Sie haben einen ganz anderen Blickwinkel. Vor allem schauen sie nicht auf den gesunden, sondern auf den kranken Menschen. Wenn ich einen kranken Menschen habe, dann werde ich erst mal versuchen, den Blutdruck wieder runterzubekommen, und damit ist für den normalen Mediziner im Krankenhaus die Sache geregelt.
Wir haben den Blickwinkel des Physiologen, der auf den gesunden Menschen schaut. In unseren Isolationsstudien, die wir seit 20 Jahren durchführen, hat man bestimmte Situationen zum ersten Mal genau beschrieben. Hierzu sind die Forschungen in extremen Umwelten ein ganz eigener Schlüssel.
Es ist eine Arbeitsphilosophie: Wir arbeiten mit dem gesunden Menschen und bringen ihn in eine Extremsituation. In Extremsituationen offenbart einem das System bestimmte Regelmechanismen, die im normalen Alltag so nicht zum Tragen kommen. Und deswegen nicht beobachtet werden können.
Ob das nun Schwerelosigkeit ist, Isolation, Kälte? Früher konnte man vieles nicht untersuchen. Auch solche Isolationsstudien hätte man vor Jahren wahrscheinlich noch nicht machen können. Denn für derart lange Beobachtungen muss man ja erst mal einen Grund haben.
In der Raumfahrt spielt das alles eine Rolle. Wenn man Leute eineinhalb Jahre, drei Jahre ins All schickt, müssen zuvor Langzeituntersuchungen angestellt werden.“
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