Extrem
enthält, in seiner Wirkung auf den Körper ambivalent, es hat seine nützlichen und seine schädlichen Seiten. Davon wird im nächsten Kapitel die Rede sein.
Sonne, Schönheit und der Schutz der Zellen
Ohne das Licht der Sonne wäre auf der Erde kein Leben möglich. Den Pflanzen dient es zur photosynthetischen Erzeugung von Energie, wobei als Nebenprodukt der für uns so lebenswichtige Sauerstoff abfällt. Doch auch die menschliche Haut, ein hochkomplexes Organ, synthetisiert mithilfe der Sonnenstrahlen lebenswichtige Stoffe. Zum Beispiel das Vitamin D, eine wichtige Voraussetzung für die Aufnahme von Calcium zum Aufbau und Erhalt der Knochen – und ein Schutz gegen Krebs. Allerdings sendet die Sonne auch extrem kurzwelliges Licht, die sogenannte ultraviolette Strahlung. Von ihr geht dieselbe Energie aus wie von radioaktiven Substanzen. Und genau wie diese ist UV-Strahlung in der Lage, einzelne Elektronen aus Atomen oder Molekülen herauszulösen und damit Zellen zu zerstören. Zu viel des UV-Lichts verursacht daher Verbrennungen und auf lange Sicht eben jene Krankheit, vor der das Vitamin D (unter anderem) schützt: die gefährliche, tumorartige Wucherung von Zellen, die wir als Krebskennen. Es ist paradox, und das Verhältnis unserer Haut zur Sonne deshalb ambivalent – es hat seine guten und seine schlechten Seiten.
Um sich gegen zu starke UV-Strahlung zu schützen, legt die Haut, sobald sie dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, einen Schutzschild in Form von Pigmenten an. Diese Substanzen geben den Zellen Farbe und erfüllen dabei verschiedene Funktionen. In pflanzlichen Zellen tragen sie zur Energiegewinnung bei, im Auge dienen sie zur Wahrnehmung und in der Haut als Schutz vor Strahlen. Im Gegensatz zu anderen Pigmenten heißen die der Haut Melanine, benannt nach dem griechischen Wort „mèlas“, das „schwarz“ bedeutet. Melanin wird von eigens dafür vorgesehenen Zellen, den Melanozyten, gebildet und anschließend von anderen Zellen, den Keratinozyten, in die verschiedenen Schichten der Haut transportiert. Nun gibt es zum einen zwei Varianten dieses Farbstoffs: das schwarz-braune Eumelanin und das rot-gelbe Phäomelanin. Sie sorgen dafür, dass die Hautfarbe bei den Menschen unterschiedlich ausfällt – je nach dem Mischungsverhältnis der Pigmente. Zum anderen unterscheiden sich die Wege, auf denen die Melanosome (einzelne Melaninteilchen) in die Haut gelangen: Bei der dunklen Haut sind sie größer und werden einzeln in die Haut transportiert. Teilt und erneuert sich die Zelle, so bleiben die schwarzen Melanosome bis in die äußerste Schicht der Haut erhalten und ergeben so die dauerhaft dunkle Farbe. Bei hellhäutigen Menschen sind die Melanosome kleiner, sie werden in Gruppen transportiert und während der Zellteilung schon in der Mitte der Haut wieder abgebaut. Deshalb hält die Bräune hier nicht auf Dauer an, und daraus resultiert die hellere Haut.
Inzwischen gibt es Untersuchungen, die belegen, dass insbesondere das Eumelanin, also die dunkleren Pigmente, das UV-Licht bis zu 99 % in unschädliche Wärme umwandelt, während das Phäomelanin weniger effektiv vor Sonneneinstrahlung schützt. So bekommen Menschen des blass-rötlichen Hauttyps schneller Sonnenbrand und werden kaum braun, da ihre Zellen nur geringe Mengen des Eumelanins produzieren.
Um die Verwirrung perfekt zu machen, leitet sich auch das Wort für Hautkrebs – eine wuchernde Veränderung der Melanozyten, die zur Zerstörung der Haut und schließlich des ganzen Organismus führen kann – von dem Wort „mèlas“ ab: Man nennt diese Form der Tumoren Melanome (oder auch: maligne Melanome = bösartige Melanome).
Farbenspiele der Evolution
Die unterschiedliche Hautfarbe der Menschen resultiert also aus einem mehr oder weniger ausgeprägten natürlichen Sonnenschutz in Form von Pigmenten. Und sie hängt von der Art des Pigments ab, davon, ob die Haut mehr Anteile des braun-schwarzen Eumelanins oder des rot-gelben Phäomelanins enthält. Nur zwei Farbstoffe und ihre unterschiedliche Mengenverteilung ergeben also die ganze Palette von Hauttypen, die wir umgangssprachlich als schwarz, braun, rot, gelb und weiß bezeichnen!
Einerseits ist die Haut auf den Schutz der Pigmente angewiesen, sofern sie starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Andererseits lässt die hellere Haut mehr Sonnenlicht durch – sie erlaubt eine stärkere Synthese von Vitamin D. Deshalb ist die helle Haut für Menschen in sonnenarmen Regionen, etwa in
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