Exzession
Achseln und lachte. »Also gut, ich sehe dich dann
bestimmt wieder auf Gottesloch.«
»Und ob!« sagte Fivetide. »Viel Spaß,
Mensch!« Der Affronter machte auf seinen Tentakelspitzen kehrt
und huschte davon, zurück zum Schlachtkreuzer Küß
Die Klinge. Genar-Hofoen blickte ihm nach und sah stirnrunzelnd
zu, wie sich die Schleusentüren zum Transittunnel schlossen.
: Was bereitet dir Sorgen? fragte der Anzug.
Der Mensch schüttelte den Kopf. : Ach, nichts, sagte er. Er
bückte sich und hob seine Reisetasche auf.
»Menschenmann Byr Genar-Hofoen plus Gallertfeld-Anzug?«
sagte ein Sintrikat, der zu ihm herangeschwebt kam. Genar-Hofoen
fand, daß er aussah wie eine Explosion in einer Kugel aus
schwarzer Tinte, sofort nach ihrem Einsetzen erstarrt.
Er verneigte sich kurz. »Stimmt.«
»Ich soll Sie zur Wesenheit-Kontrolle, Human-Sektor,
begleiten. Bitte folgen Sie mir!«
»Gern.«
Sie fanden einen Drehwagen – kaum mehr als eine Plattform mit
einigen verstreuten Sitzen, Pfosten und Vernetzungen. Genar-Hofoen
sprang darauf, gefolgt von dem Sintrikaten, und der Wagen
beschleunigte geschmeidig in einen transparenten Tunnel, der an der
Unterseite der Außenhaut des Habitats entlangführte. Sie
glitten achswärts, so daß sie scheinbar Gewicht verloren,
während der Wagen an Geschwindigkeit zunahm. Ein Feld schimmerte
über dem Wagen, das sich dem Anschein nach an das gewölbte
Dach des Tunnels anpaßte. Gase zischten. Sie gelangten unter
den riesigen hängenden Rumpf eines der anderen Affronter
Schiffe, ganz Klingen und Dunkelheit. Er sah zu, wie es sich von dem
Habitat löste und schwer und lautlos in den Raum und die
kreisenden Sterne fiel. Noch ein Schiff, und noch eins und dann noch
eins fielen hinter ihm her. Sie verschwanden.
: Was für ein Schiff war das vierte? fragte der Mensch.
: Der Leichte Kreuzer Wütende Absicht, Kometen-Klasse,
antwortete der Anzug.
: Hm. Ich möchte wissen, wohin die unterwegs sind.
Der Anzug antwortete nicht.
Es wurde diesig in dem Wagen. Genar-Hofoen lauschte auf das
Zischen der Gase um sich herum. Die Temperatur stieg an, als sich die
Atmosphäre in dem feldverschleierten Wagen von einer
Affront-Atmosphäre in eine Human-Atmosphäre
veränderte. Der Wagen stieg hinauf in tiefere, weniger
gravitationsintensive Ebenen, und Genar-Hofoen, der während der
vergangenen zwei Jahre an die Affronter Gravitation gewöhnt
gewesen war, hatte das Gefühl zu schweben.
: Wie lange dauert es noch bis zu unserem Rendezvous mit dem Fleischficker? fragte er.
: Drei Tage, antwortete der Anzug.
: Natürlich lassen sie einen nicht in die eigentliche Welt
hinein, oder? sagte der Mensch, als ob ihm dies zum erstenmal zu
Bewußtsein käme.
: Nein, bestätigte der Anzug.
: Was machst du, solange ich mich vergnüge?
: Dasselbe; ich habe bereits meine Fühler ausgestreckt und
bin zu einer Vereinbarung mit einer charmanten Drohne eines zu Besuch
hier weilenden Kontakt-Schiffes gekommen. Ich werde also Leibeigener
sein.
Nun war Genar-Hofoen an der Reihe, nichts zu sagen. Er fand die
Vorstellung von Drohnensex – auch wenn er sich
ausschließlich geistig vollzog, ohne jegliche körperliche
Komponente – absolut bizarr.
Na ja, jedem das seine, dachte er.
»Mr. Genar-Hofoen«, sagte eine atemberaubend schöne
Frau in der Halle, die sich an den Wesenheit-Kontrollbereich,
Human-Sektor, anschloß. Sie war groß, makellos
proportioniert, ihr Haar war lang und rot und extravagant gelockt,
und ihre Augen waren von einem strahlenden Grün von der genau
richtigen Natürlichkeit. Ihr loser, schlichter Überwurf
enthüllte eine glatte, straff-muskulöse, schimmernd
gebräunte Haut. »Willkommen auf Stuf; mein Name ist
Verlioef Schung.« Sie streckte die Hand aus und schüttelte
die seine kräftig.
Haut auf Haut; kein Anzug, endlich. Es war ein gutes Gefühl.
Er war mit halboffizieller Kleidung angetan, bestehend aus einer
legeren Hose und einem langen Hemd, und genoß die berauschend
sinnliche Empfindung des glatten, schmeichelnden Materials auf seinem
Körper.
»Der Kontakt schickt mich, damit ich mich um Sie
kümmere«, sagte Verlioef Schung mit einem leicht traurigen
Unterton. »Ich bin sicher, Sie brauchen das nicht, aber ich bin
da, falls doch. Ich… äh… ich hoffe, Sie haben nichts
dagegen.« Ihre Stimme… ihre Stimme lud dazu ein, darin
einzutauchen.
Er lächelte breit und verneigte sich. »Wie könnte
ich das?« sagte er.
Sie lachte und legte sich dabei die Hand über den Mund –
und
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