Exzession
konnten.)
Er lag im Bett, angenehm erschöpft, sein bestes Stück
zuckte dann und wann von sich aus; er war umgeben von schlafender
Schönheit, sein Kopf summte von den Nachwirkungen ernsthafter
Drüsenanstrengung, und er hatte den Sender mit Nachrichten
über Stuf (aus Kultur-Sicht) auf einem Bildschirm eingeschaltet,
der vor dem nächsten Baum in der Luft hing. Ein Ohrimpuls
übertrug den Ton.
Das Hauptthema war immer noch die Blitteringueh-Sintfluter-Saga.
Dann folgte ein Bericht über die Zunahme der Flottenbildung bei
Kultur-Schiffen. Eine Flottenbildung bestand darin, daß zwei
oder mehr Schiff-Gehirne beschlossen, daß sie es satt hatten,
allein zu sein und nur das Äquivalent von Briefen austauschen zu
können; statt dessen schlossen sie sich zusammen und hielten
sich physikalisch nahe beieinander, damit sie sich unterhalten
konnten. Was den praktischen Ablauf betraf, etwas sehr Unpraktisches.
Einige ältere Gehirne sahen darin voller Besorgnis ein Anzeichen
dafür, daß die in letzter Zeit gebauten Schiffe
verweichlicht seien, und verlangten für die in Zukunft
herzustellenden Gehirne eine Änderung der Prämissen, um
dieser Dekadenz und Neigung zu übermäßiger
Geselligkeit zu begegnen.
Lokalnachrichten; es gab einen kurzen Folgebericht, der im
wesentlich sagte, daß die geheimnisvolle Explosion, die im Dock
807b am dritten Tag des Festivals stattgefunden hatte, immer noch
ungeklärt sei; der Affronter Kreuzer Wütende Absicht hatte durch eine kleine, reine Energiedetonation einen kleinen
Schaden erlitten, der lediglich darin bestand, daß eine Schicht
seines Rumpfes an einigen Stellen weggebrannt war. Man vermutete
einen Streich von Feiernden, mit denen die Begeisterung durchgegangen
war.
Auf nicht ganz so lokaler Ebene gingen die Auseinandersetzungen
über die Schaffung einer neuen Hintersphäre ein paar
Kilojahre anti-achswärts weiter. Eine Hintersphäre war ein
Raumvolumen, in dem FTL-Flüge verboten waren, außer in
allerhöchster Not, und wo das Leben im allgemeinen mit
mäßigerer Geschwindigkeit als sonstwo in der Kultur
ablief. Genar-Hofoen schüttelte darüber den Kopf.
Prätentiöser Rustizismus!
Wieder etwas näher bei der Heimat war ein Speicherschiff nur
einen Tag vom Schauplatz der in der Nähe des Esperi
aufgetretenen möglichen Anomalität entfernt. Die
Forschungs-AKE meldete immer noch keine Veränderung des
Artefakts. Trotz der Anfragen der Kontakt-Sektion hatten verschiedene
andere betroffene Zivilisationen Schiffe in das allgemeine Volumen
gesandt oder waren noch dabei, sie zu senden, Stuf selbst jedoch
hatte auf die Aussendung eines Schiffes verzichtet. Zur
Überraschung der meisten Beobachter hatte der Affront die
Reaktion all jener kritisiert, die beschlossen hatten, neugierig zu
sein, und hatte sich artig von der Anomalität ferngehalten,
obwohl es unbestätigte Berichte über zunehmende
Affront-Aktivitäten im Oberen Blattwirbel gab, und erst heute
waren vier Schiffe…
»Uff!« sagte Genar-Hofoen leise, und der Bildschirm
verschwand folgsam. Ein Mitglied der Erotruppe rieb sich an ihm. Er
sah sie an.
Das Gesicht des Mädchens war das genaue Abbild dessen, das
Zreyn Tramow gehörte, einst Kommandantin des Gutschiffes Problemkind. Ihr Körper unterschied sich vom Original,
war in Richtung von Genar-Hofoens Geschmack verändert worden,
aber nur geringfügig. Es gab zwei von ihrer Sorte sowie drei,
die genau wie berühmte Persönlichkeiten aussahen –
eine Schauspielerin, eine Musikerin und eine Lifestylistin. Zreyn und
Enhoff, Shpel, Py und Gidinley. Sie alle waren überaus reizend
gewesen und auch glaubhafte Personifizierer, aber Genar-Hofoen fand,
daß man sich fragen sollte, welche Mentalität jemand haben
mußte, der sich wirklich darauf einließ, alle paar Tage
das Aussehen und Benehmen zu verändern, um sich einem bestimmten
Geschmack – meistens, jedoch nicht immer in sexueller Hinsicht
– anzupassen. Aber vielleicht war er einfach nur ein wenig
altmodisch. Vielleicht waren sie normalerweise ziemlich langweilige
Leute, und vielleicht gefiel ihnen bei solchen Dingen einfach ein
wenig mehr Abwechslung als anderen.
Welche Motive sie auch immer haben mochten, jedenfalls waren sie
nach dem Vergnügen, dem ein Essen und eine Party vorausgegangen
waren, auf dem AG-Bett höflich eingeschlafen. Das Exemplarische
Paar der Truppe, Gakic und Leleeril, schlief ebenfalls; die beiden
lagen eng umschlungen auf dem teppichartigen Rasen zwischen der
Bettplattform und dem Fluß, der
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