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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ungeschickt.
Gegenwärtig verlangte sie, daß sie und die Drohne
unverzüglich in das Modul zurückgebracht würden und
ihnen gestattet würde, ihren Weg fortzusetzen. In Anbetracht
dessen, daß ihre erste Handlung nach der Kontaktaufnahme der Grauzone mit ihnen in der Forderung bestanden hatte, sofort
gerettet und an Bord genommen zu werden, war das ein wenig frech,
aber das Mädchen sah das offenbar nicht so.
    »Das ist die reinste Piraterie!« nörgelte sie.
    »Ulver…«, mahnte die Drohne Churt Lyne ruhig.
    »Und stell du dich nicht auf ihre Seite!«
    »Ich stelle mich nicht auf ihre Seite, ich meine
nur…«
    »Doch, das tust du!«
    Das Wortgeplänkel setzte sich fort. Die Sklavendrohne des
Schiffs blickte von dem Mädchen zu der ältlichen Drohne und
wieder zurück. Sie erhob sich einmal kurz in die Luft, dann
ließ sie sich wieder nieder. Sie schwenkte zu Genar-Hofoen.
»Entschuldige mich«, sagte sie leise.
    Genar-Hofoen nickte.
    Die Drohne Churt Lyne wurde mitten im Satz unterbrochen und
schwebte sanft hinab zum Boden des Hangars. Ulver Seich runzelte
wütend die Stirn. Dann begriff sie. Sie wandte sich zu der
Sklavendrohne um und stieß einen Finger in ihre Richtung.
»Wie kannst du es wagen…!«
    Das Visier ihres Helms klappte zu; die Energie ihres Anzugs
verringerte sich zu einer statuenähnlichen Unbeweglichkeit. Die
juwelenbesetzte Gesichtsplatte funkelte in den Lichtern des Hangars.
Genar-Hofoen glaubte, ein fernes, gedämpftes Rufen aus dem
Innern des Anzugs von dem Mädchen zu vernehmen.
    »Miss Seich«, sagte die Drohne. »Ich weiß,
daß du mich da drin hören kannst. Es tut mir leid, zu
dieser Unhöflichkeit gezwungen zu sein, aber ich bedaure, sagen
zu müssen, daß ich dieses Hin und Her von Worten ein wenig
nervtötend und unproduktiv fand. Tatsache ist, daß du
jetzt ganz und gar in meiner Gewalt bist, was diese kleine
Demonstration hoffentlich bewiesen hat. Du kannst dich damit abfinden
und die nächsten paar Tage einigermaßen behaglich
verbringen, oder dich weigern, diesen Umstand anzuerkennen, dann
wirst du entweder eingesperrt bleiben, unter Aufsicht einer
Drohnen-Eingreif-Mannschaft, oder unter Drogen gesetzt, um zu
verhindern, daß du in Schwierigkeiten gerätst. Ich
versichere dir, daß ich in allen anderen Situation außer
der des Krieges dich und deine Kollegin gern deinem Modul
übergeben und euch tun lassen hätte, was euch beliebt.
Solange ich jedoch nicht zur Erfüllung irgendwelcher eindeutig
militärischer Pflichten abberufen werde, seid ihr mit Sicherheit
weniger in Gefahr, wenn ihr bei mir bliebt, als wenn ihr dahintreibt
– oder auch euch zielgerichtet irgendwo hinbewegt – in
einem kleinen, unbewaffneten und vollkommen kampfunfähigen
Modul, das – so bitte ich euch zu glauben – dennoch von
jemanden, der zu der Ansicht neigt, eine Erkennung sei am besten
durch das Eröffnen von Feuer möglich, irrtümlich
für Munition oder ein feindliches Schiff gehalten werden
könnte.«
    Genar-Hofoen sah, daß der Anzug des Mädchens bebte; er
schwankte von Seite zu Seite. Anscheinend warf sie sich darin herum,
so gut sie konnte. Der Anzug war nahe daran, das Gleichgewicht zu
verlieren und zu kippen. Die kleine Sklavendrohne streckte ein blaues
Feld aus, um ihn zu stabilisieren. Genar-Hofoen fragte sich, wie
stark die Versuchung gewesen sein mußte, ihn einfach fallen zu
lassen.
    »Wenn ich gerufen werde, um mein Gewicht in die Waagschale
der Ereignisse zu werfen, dann werde ich es dich wissen lassen«,
fuhr die Schiffsdrohne fort. »Ebenso, so vermute ich, wirst du
frei sein, deiner Wege zu gehen, wenn ich meiner Pflichten
gegenüber Mr. Genar-Hofoen und der Abteilung der Besonderen
Gegebenheiten entledigt bin. Danke fürs Zuhören.«
    Churt Lyne hüpfte in die Luft und setzte da wieder an, wo sie
aufgehört hatte. »… du solltest einmal in deinem
verwöhnten Leben vernünftig sein…!« Dann verebbte
ihre Stimme. Sie lieferte eine wundervolle Darstellung von
Verwirrtsein, indem sie sich einige Male hierhin und dorthin
wandte.
    Ulvers Gesichtsplatte klappte hoch. Ihr Gesicht war blaß,
ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepreßt. Sie
schwieg eine Weile. Schließlich sagte sie: »Du bist ein
sehr ungezogenes Schiff. Du tätest gut daran zu hoffen,
daß du niemals auf die Gastfreundschaft von Phagofels
angewiesen bist.«
    »Wenn das der Preis dafür ist, daß du auf meine
durch und durch vernünftigen Bitten eingehst, junge Dame, dann
sollst du die Genugtuung

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