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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Gefühl, daß die Zeit gekommen war, um etwas Neues zu
tun, auch wenn er erst seit kurzem dem Kontakt angehörte.
    Es war das Schwierigste, das er jemals unternommen hatte,
schwieriger als jede Verführung (mit der möglichen Ausnahme
der ihren). Zuerst einmal mußte er sie davon überzeugen,
daß es eine gute Idee war. Sie war nicht einmal im Ansatz
geschmeichelt, keine Sekunde lang. Es sei eine blöde Idee, wies
sie ihn ab. Er sei zu jung, zu unerfahren, es sei noch viel, viel zu
früh in seiner Kontakt-Laufbahn. Er könne sie nicht
beeindrucken; er verhalte sich töricht. Es war nicht romantisch,
es war nicht vernünftig, es war nicht schmeichelhaft, es war
nicht praktisch, es war einfach nur idiotisch. Und wenn sie ihm
aufgrund irgendeines Wunders erlauben würden, mit ihr zu gehen,
brauchte er nicht zu glauben, daß dieses Aufsichnehmen eine
große Verpflichtung seinerseits bedeuten würde, oder
daß sie mit ihm schlafen würde.
    Es bewies nichts anderes, als daß er ebenso närrisch
wie eitel war.

 
III
     
     
    Die Allgemeine Kontakt-Einheit Grauzone hielt es nicht mit
Awataras; sie sprach über eine Sklavendrohne. »Junge
Dame…«
    »Rede mich ja nicht in diesem bevormundenden Ton mit
›junge Dame‹ an!« fauchte Ulver Seich und stemmte die
Hände in die anzugbekleideten, edelsteinbesetzten Hüften.
Sie hatte immer noch den Helm des Anzugs an, allerdings war das
Visier hochgeklappt. Sie befanden sich zusammen mit einer Reihe von
Modulen, Satelliten und allerlei Drum und Dran im Hangarraum der AKE.
Es sah so aus, als wäre der Raum die meiste Zeit über
ohnehin gut belegt, aber jetzt herrschte eine noch drangvollere Enge
durch die Anwesenheit des kleinen Moduls, das der SAE Freier
Meinungsaustausch angehört hatte.
    »Miss Seich«, schnurrte die Drohne unbeeindruckt weiter.
»Es war mir nicht aufgetragen worden, dich oder deine Kollegin
Dn Churt Lyne aufzulesen. Ich habe das getan, weil ihr mitten in
einem Kriegsgebiet sozusagen herrenlos herumgetrieben seid. Wenn du
wirklich darauf bestehst…«
    »Wir sind nicht ›herrenlos herumgetrieben‹!«
widersprach Ulver, fuchtelte mit den Armen und deutete zurück zu
dem Modul. »Wir waren da drin! Das Ding hat Motoren, wie du
weißt!«
    »Ja, sehr langsame. Ich sagte ›sozusagen herrenlos
herumgetrieben‹.« Die Schiffssklavendrohne, eine
gehäuselose Ansammlung von Bestandteilen, die in Kopfhöhe
schwebten, wandte sich an die Drohne Churt Lyne. »Dn Churt Lyne.
Auch dich begrüße ich. Wäre es dir wohl möglich
zu versuchen, deine Kollegin, Miss Seich, zu
überreden…«
    »Und rede nicht so, als ob ich gar nicht da wäre!«
schimpfte Ulver und stampfte mit dem Fuß auf. Das Deck unter
Genar-Hofoens Füßen hallte davon wider.
    Er war noch nie so froh gewesen, eine AKE zu sehen. Die Befreiung
von diesem verdammten Modul und Ulver Seichs ätzender
Launenhaftigkeit. Ein Segen. Die Grauzone hatte zuerst ihn
begrüßt, wie ihm aufgefallen war.
    Endlich war er wieder auf dem richtigen Kurs. Von hier zur Sleeper, die Arbeit erledigen und dann – wenn der Krieg
nicht alles total durcheinanderbrachte – ein Erholungsurlaub
irgendwo, während die Dinge ins Reine gebracht wurden. Er konnte
es immer noch kaum glauben, daß der Affront tatsächlich
der Kultur den Krieg erklärt hatte, aber angenommen, das war
wirklich geschehen, dann würden – wenn erst einmal alles
vorbei und der Affront in seine Schranken verwiesen worden wäre
– Kultur-Leute mit Affront-Erfahrung gebraucht werden, um beim
Friedensmanagement und der Zivilisierung des Affronts zu helfen. In
gewisser Weise würde es ihm leid tun, wenn es dazu käme; er
mochte sie, so wie sie waren. Aber wenn sie verrückt genug
waren, es mit der Kultur aufzunehmen… vielleicht war es
nötig, daß ihnen eine Lektion erteilt wurde. Ein paar
erzwungene Manieren würden ihnen nicht schaden.
    Das würde ihnen jedoch nicht gefallen, denn es wären
Manieren, die ihnen mit Nachsicht, Geduld und Gnade aufgezwungen
würden, mit der Art von unschlagbarer Selbstsicherheit, die die
Kultur nicht umhin konnte, an den Tag zu legen, wenn alle
statistischen Auswertungen bewiesen, daß sie wirklich das
Richtige tat. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, aus dem
Affront sozusagen Kleinholz zu machen und ihn dann in die Knie zu
zwingen. Wie auch immer, wie die Sache auch ablaufen mochte, sie
würden ihre Haut teuer verkaufen, davon war Genar-Hofoen
überzeugt.
    Ulver Seich war in dieser Hinsicht auch nicht

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