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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zu
bringen, am besten, indem sie gleich anfingen…
    Sie schob ihn weg, wie immer. Er habe nichts begriffen, sagte sie
zu ihm. Es gehe nicht um ein begrenztes Potential an Sexualität,
das es zu erschöpfen gelte, es sei vielmehr ein sich
ständig neu auffüllender Komplex, der sein
persönliches Reifen verhindere. Sie war der Ruhepunkt in seinem
Leben, den er brauchte, oder zumindest ein Ruhepunkt; er würde
wahrscheinlich noch viele, viele mehr in seinem Leben brauchen,
darüber machte sie sich keine Illusionen. Aber im Augenblick war
sie es. Sie war der Fels, an dem sich der Fluß seiner
turbulenten Leidenschaft brechen mußte. Sie war eine Lektion
für ihn.
    Sie beide spezialisierten sich auf demselben Gebiet: Exobiologie.
Er hörte ihr manchmal beim Reden zu und fragte sich, ob er sich
einem nicht artverwandten Wesen gegenüber jemals so fremd
hätte fühlen können, wie es bei diesem Wesen seiner
eigenen Spezies der Fall war, das doch eigentlich zumindest in einer
entfernt ähnlichen Weise denken mußte, statt dessen jedoch
vollkommen anders dachte. Er konnte alles über fremde Spezies
lernen, konnte sie erforschen, in ihre Haut schlüpfen, unter
ihre Schalen kriechen, in ihre Knochengerüste oder Membranen
oder sonstige anatomische Gegebenheiten (ha, ha!) eindringen, um sie
kennenzulernen, um sie begreifen zu lernen, und am Ende gelang ihm
das stets; er konnte nach und nach denken wie sie, fühlen wie
sie, ihre Reaktionen auf irgend etwas voraussagen, hatte eine
ziemlich genaue Ahnung, was sie in bestimmten Situationen dachten. Es
war eine Fähigkeit, auf die er stolz war.
    Einfach weil man so verschieden war von den Geschöpfen, die
man erforschte, setzte man in einem ausreichend steilen Winkel an, so
schien es ihm, um in sie eindringen und in ihre Seele oder was auch
immer schlüpfen zu können. Bei jemandem, der zu
neunundneunzig Prozent genauso war wie man selbst, war manchmal die
Nähe zu groß. Man konnte sich nicht weit genug von ihm
zurückziehen, um einen ausreichend großen Winkel zu
erreichen; man rutschte einfach ab, jedesmal im Anschluß an
eine glänzende Annäherung. Es war kein Durchkommen.
Enttäuschung um Enttäuschung.
    Dann war ihr ein Posten auf einer Welt namens Telaturier angeboten
worden. Eine langfristige Sache, bei der sie bis zu fünf Jahren
mit einer aquatischen Spezies mit dem Namen ’Ktik verbringen
sollte, zu deren Entwicklung die Kultur beitragen wollte. Es war die
Art von einem nicht von einem Schiff ausgehenden Kontakt-Posten, die
einem häufig gegen Ende der Karriere angeboten wurde; Dajeil
wurde als von Natur aus dafür geeignet angesehen. Es würde
bedeuten, daß nur ein, vielleicht zwei Menschen die ganze Zeit
über allein auf dem Planeten weilen würden, nur in der
Gesellschaft dieser ’Ktik. Gelegentlich würde Besuch
kommen, aber es gäbe kaum Freizeit und keinen ausgedehnten
Urlaub; der Plan bestand darin, eine langfristige persönliche
Beziehung zu den ’Ktik-Individuen aufzubauen. Das war keine
Aufgabe, die man leichtfertig annahm; sie würde echte Hingabe
verlangen. Dajeil bewarb sich um den Posten und wurde genommen.
    Byr konnte es nicht glauben, daß Dajeil die Kürzlich
Konvertiert verlassen würde. Er warf ihr vor, sie tue das
nur, um ihn zu ärgern. Sie schalt ihn, daß er sich albern
verhielte. Und unglaublich egoistisch. Sie tat es, weil es eine
wichtige Arbeit war und weil sie das Gefühl hatte, daß sie
die richtige Person dafür sei. Außerdem war es etwas,
für das sie sich zu diesem Zeitpunkt reif fand; sie hatte ihren
Anteil am Herumtreiben in der Galaxis gehabt und jeden Augenblick
davon genossen, aber jetzt hatte sie sich verändert, und die
Zeit war gekommen, sich einer langfristigeren Sache zuzuwenden. Sie
würde ihn vermissen, und sie hoffte, daß er sie vermissen
würde – obwohl er sie bestimmt nicht so lange vermissen
würde, wie er behauptete, nicht einmal so lange, wie er selbst
glaubte –, aber es war an der Zeit, sich weiterzubewegen, Zeit,
etwas Neues zu tun. Sie bedauerte, daß es ihr nicht
möglich gewesen war, länger in seiner Nähe zu bleiben,
da sie doch sein Ruhepunkt war, aber so war es nun einmal, und die
Gelegenheit, die sich hier bot, war zu großartig, um sie nicht
wahrzunehmen.
    Später konnte er sich nicht erinnern, wann er die
Entscheidung getroffen hatte, mit ihr zu gehen, jedenfalls war es
geschehen. Vielleicht hatte er angefangen, einige der Dinge zu
glauben, die sie ihm erklärt hatte, aber auch er hatte einfach
das

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