Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
haben.«
    »Und du tätest gut daran, an Bord dieses Schrotthaufens
eine anständige Unterkunft bieten zu können«, sagte
sie und stieß einen Daumen in Richtung Genar-Hofoen. »Ich
bin es leid, die Testosterone dieses Kerls da einatmen zu
müssen.«

 
IV
     
     
    Mit zermürbender Ausdauer gelang es ihm, sie zu einem
Sinneswandel zu bewegen. Es lag ein halbes Jahr des Wartens zwischen
dem Zeitpunkt, da sie für den Posten angenommen wurde, und dem,
da sie ihn tatsächlich antreten konnte. Er brauchte beinahe die
ganze Zeit, um sie umzustimmen. Endlich, einen Monat bevor das Schiff
auf Telaturier anlegte, um sie dort abzuliefern, willigte sie ein,
daß er den Kontakt fragen könne, ob er mit ihr gehen
dürfe. Er vermutete, daß sie das nur tat, damit sie ihn
endlich zum Schweigen brächte und er sie nicht länger
nerven würde; sie glaubte keinen Augenblick lang, daß er
ebenfalls angenommen werden würde.
    Er widmete sich mit Hingabe dem Ziel, sich ins rechte Licht zu
setzen. Er lernte so viel wie möglich über Telaturier und
die ’Ktik; er verfaßte einen Überblick über die
exobiologische Arbeit, die er bis jetzt geleistet hatte, und gab sich
besondere Mühe, die Aspekte herauszustreichen, die ihn besonders
geeignet für den Posten auf Telaturier machten. Er untermauerte
seine Argumentation damit, daß er um so mehr für einen
derart Gleichmut und Ausdauer erfordernden Job prädestiniert
sei, da er in der Vergangenheit ein so ausschweifendes und
umtriebiges Leben geführt habe; er sei – nun, nicht
ausgebrannt –, aber vollkommen gesättigt. Dies sei genau
die richtige Zeit, um die Dinge etwas langsamer angehen zu lassen,
Atem zu holen, zur Ruhe zu kommen. Die Stelle sei genau das richtige
für ihn, und er der richtige für sie.
    Er machte sich an die Arbeit. Er sprach mit der Kürzlich
Konvertiert persönlich sowie mit einer Reihe anderer
Kontakt-Schiffe, mehreren interessierten Drohnen, die sich auf
menschliche Psycho-Evaluation spezialisiert hatten, und einem
menschlichen Auswahlgremium. Es funktionierte. Man brachte ihm keine
einhellige Zustimmung entgegen – es war etwa fünfzig zu
fünfzig, wobei die Kürzlich Konvertiert die
Nein-Gruppe anführte –, aber die Unterstützung
für ihn wuchs.
    Schließlich lief es auf eine knappe Entscheidung hinaus, und
das letzte Wort über die Einstellung behielt sich die ASF Stilles Vertrauen vor, das Heimatschiff der Kürzlich
Konvertiert. Zu dieser Zeit befanden sie sich wieder an Bord der Stilles Vertrauen, als Mitreisende auf einer Fahrt in die
Gegend des Raums, wo Telaturier lag. Ein Awatara der Stilles
Vertrauen, ein großer, vornehmer Mann, sprach
ausführlich mit ihm über seinen Wunsch, zusammen mit Dajeil
nach Telaturier zu gehen. Zum Schluß entließ er ihn mit
den Worten, daß es ein weiteres Vorstellungsgespräch geben
werde.
    Genar-Hofoen, der sich freute, wieder mal auf einem Schiff mit
hundert Millionen weiblicher Wesen an Bord zu sein, obwohl es ihm
nicht möglich war, sich in den zwei zur Verfügung stehenden
Wochen ganz und gar der Aufgabe zu widmen, möglichst viele davon
ins Bett zu kriegen, tat jedenfalls sein Bestes. Sein Wutausbruch
eines Morgens bei der Entdeckung, daß die lebhafte,
gertenschlanke Blonde, mit der er die Nacht verbracht hatte, ein
weiterer Awatara des Schiffs war, muß allen Berichten nach ein
wonniger Anblick gewesen sein.
    Er tobte, er kochte. Der sanftmütige Awatara saß,
liebreizend zerzaust, in seinem Bett und sah ihn mit ruhigen,
ungetrübten Augen an.
    Sie habe ihm nicht gesagt, daß sie ein Awatara sei!
    Er habe sie nicht danach gefragt, entgegnete sie. Sie habe ihm
auch nicht vorgemacht, daß sie eine menschliche Frau sei. Sie
habe ihm sagen wollen, daß sie gekommen war, um ihn zu
bewerten, aber er sei einfach von der Voraussetzung ausgegangen,
daß jede Person, die er attraktiv fand und die sich auf ein
Gespräch mit ihm einließ, schlicht Sex wollte.
    Trotzdem sei das Betrug!
    Der Awatara zuckte die Achseln, stand auf und zog sich an.
    Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, was er am vergangenen
Abend und in der Nacht alles zu dem Geschöpf gesagt hatte; es
war eine ziemlich betrunkene Angelegenheit gewesen, und er
wußte, daß er von Dajeil und der ganzen Telaturier-Sache
gesprochen hatte, aber was genau hatte er gesagt? Er war empört
über die Hinterhältigkeit des Schiffes, sauer darüber,
daß es ihn auf diese Weise ausgetrickst hatte. Das war kein
faires Spiel. Traue niemals einem Schiff. Ach du

Weitere Kostenlose Bücher