Exzession
unsichtbarer Bruchteil einer
Picosekunde, in der die Wundersame Wege von allem
abgeschnitten war. Ohne jegliche äußere Sensor-Daten. Die
Abläufe innerhalb des Schiffes waren ganz normal weitergegangen
(oder vielmehr sein innerer Zustand war während dieses unendlich
mikroskopischen Augenblicks derselbe geblieben – es war nicht
genügend Zeit gewesen, daß tatsächlich irgend etwas
Wahrnehmbares hätte geschehen können.) In ihrem
Gehirn hatte die Zeit jedoch ausgereicht, daß sich das
Äquivalent der hyperräumlichen Quanten um ein paar Zyklen
hatte verändern können; es war also trotz allem Zeit
vergangen.
Aber draußen – nichts.
Dann war das Strang- oder Feldsubstrat verschwunden, nichtexistent
geworden, ins Nirgendwo umgeschlagen, zu schnell vergangen, als
daß die Sensoren des Schiffes hätten registrieren
können, wo es abgeblieben war.
Die Wundersame Wege ließ diesen Abschnitt ihrer
Aufzeichnungen langsamer und noch mal langsamer ablaufen, bis sie es
mit dem Äquivalent von individuellen Rahmen zu tun hatte, der
kleinstmöglichen Unterteilung der Wahrnehmung und Erkennbarkeit,
die die Kultur oder sonst irgendeiner der Betroffenen kannte.
Und sie fuhr bis auf vier Rahmen herunter; vier
Schnappschüsse unmittelbarer Vergangenheit. In einem Rahmen
schien die Exzession nach außen zu eilen, zu beschleunigen, um sie zu treffen, im nächsten hatte sich der Strang/das
Feld beinahe gänzlich um das Schiff herumgewickelt – in
einer Entfernung von vielleicht einem Kilometer vom Schiffszentrum,
obwohl das schwer zu schätzen war – und nur ein winziges
Loch gelassen, das einen Blick auf das Universum auf der
entgegengesetzten Seite des Schiffes von der Exzession aus
gewährte; im dritten Rahmen war das totale Abgeschnittensein vom
Universum durchgeführt, und im nächsten war es
verschwunden. Die Wundersame Wege hatte sich in weniger als
einer Picosekunde dreißig Lichtjahre weit bewegt oder war
bewegt worden.
Wie, zum Teufel, war so etwas zu bewerkstelligen? fragte sich das
Schiff. Es machte sich daran zu prüfen, ob die Zeit noch richtig
funktionierte, indem es seine Sensoren auf weit entfernte Quasare
richtete, die seit Jahrtausenden als Zeitbezugspunkte benutzt wurden.
Außerdem vergewisserte es sich, daß es sich nicht etwa in
der Mitte einer riesigen Projektion befand, indem es seine immer noch
angehaltenen Antriebsfelder wie gewaltige Schnurrhaare ausstreckte
und nach der (soweit man wußte) unverfälschbaren
Realität tastete, die aus dem Energiegitter und augenblicklich
– und zufällig – aus aufgerasterten Einzelabschnitten
des Panoramas bestand, auf der Suche nach dem Äquivalent von
Bildelementen oder Pinselstrichen.
Die Wundersame Wege Des Schicksals überkam eine
freudige Erregung, weil sie die, wie befürchtet,
endgültige, schicksalsbesiegelnde Begegnung mit der Exzession
überlebt hatte. Aber sie machte sich immer noch Sorgen,
daß ihr etwas entgangen sein könnte, daß sie
irgendwie an etwas gehindert worden war. Die nächstliegende
Erklärung war, daß man sie hereingelegt hatte, daß
man sie mit einer List dazu gebracht hatte, sich durch eigene Kraft
hierherzubewegen, oder daß sie mittels einer anderen Zugkraft
durch die Zeit bewegt worden war. Als weitere Schlußfolgerung
bot sich an, daß die Bewegungsphase irgendwie ihrem
Gedächtnis entschlüpft war. Das wäre schlimm gewesen.
Allein die Vorstellung, daß das eigene Gehirn nicht absolut
unangreifbar war, kam dem Schiff vor wie ein Bannfluch.
Sie versuchte, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß
genau dies geschehen sein könnte. Sie versuchte, sich im stillen
mit der Aussicht abzufinden, daß sie – zumindest –
ihre mentalen Vorgänge von anderen Gehirnen überprüfen
lassen mußte, um herauszufinden, ob sie irgendwelche bleibenden
Schäden davongetragen hatte oder ob ihr irgendwelche
unerfreulichen Unterbewußtseinsströme (oder vielleicht
sogar Persönlichkeitsstrukturen) ins Gehirnsubstrat eingepflanzt
worden waren, während sie – im wahrsten Sinne des Wortes
– bewußtlos gewesen war (ein schrecklicher, schrecklicher Gedanke).
Die Ergebnisse der Zeitprüfung gingen ein.
Erleichterung und Ungläubigkeit. Wenn dies das reale
Universum war und keine Projektion oder – noch schlimmer –
irgend etwas, dessen Vorstellung ihr ins Gehirn eingeprägt
worden war, dann war keine weitere Zeit verstrichen. Das Universum
gab an, daß es genau dieselbe Zeit war, die die innere Uhr des
Gehirns anzeigte.
Das Schiff war
Weitere Kostenlose Bücher