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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sein
Herz klopfte heftig; ein derartiges Spiel gegen einen anderen
Menschen zu spielen, wäre unter den Affronter
Schwerkraftbedingungen schon kein Spaß gewesen. Es jedoch gegen
einen Affronter zu spielen, selbst einen, dessen Tentakel
sportlicherweise auf den Rücken gebunden waren, war
härteste Arbeit.
    »Hoffnungslos!« grölte Fivetide, während er zu
der Stelle ging, wo der Fledermausball reglos im hinteren Teil des
Hofes lag. Im Vorbeigehen schnippte er Genar-Hofoen ein Tentakel
unters Kinn und hob ihn auf. Mit ziemlicher Sicherheit war diese
Geste hilfreich gemeint, aber sie hätte einem
durchschnittlichen, ungeschützten Menschen das Genick gebrochen.
Genar-Hofoen wurde lediglich vom Boden hochgeschleudert wie ein Stein
aus einem Katapult und segelte mit fuchtelnden Armen zur Decke des
Hofes empor.
    : Idiot! sagte der Anzug, als Genar-Hofoen den
höchsten Punkt seiner Flugbahn erreichte. Er nahm an, daß
der Anzug von Fivetide sprach.
    Ein Tentakel wickelte sich wie eine Peitsche um seine Taille.
»Upps!« sagte Fivetide und holte ihn erstaunlich sanft zum
Boden zurück. »Tut mir leid, Genar-Hofoen«,
brüllte er. »Du kennst ja die alte Redewendung: ›Ein
Kerl tut gut daran, seine Kräfte richtig einzuschätzen,
wenn er sich einen Spaß gönnt‹, he!« Er klopfte
dem Menschen einigermaßen behutsam auf den Kopf und ging dann
weiter zu dem reglosen Körper des Fledermausballs. Er stupste
ihn mit der Keule an.
    »Die neueren Züchtungen sind auch nicht mehr das, was
sie mal waren«, sagte er und gab dann ein Geräusch von
sich, das, wie Genar-Hofoen gelernt hatte, als ein Seufzen zu deuten
war.
    : Tentaklischer Abschaum, dreckiger, sagte der Anzug.
    : Anzug, also wirklich! dachte er belustigt.
    : Ist doch wahr…
    Der Anzug war nicht allerbester Laune. Er verbrachte neuerdings
sehr viel mehr Zeit als sonst mit ihm; der Anzug hatte der
Eindämmung um Genar-Hofoens Gemächer auf dem Schiff herum
nicht so recht vertraut und darauf bestanden, daß der Mensch
ihn anbehielt, auch im Schlaf. Genar-Hofoen hatte zwar gemurrt, aber
nicht sehr; es gab zu viele eigenartige Gerüche in seinen
Gemächern, um vollstes Vertrauen zu den Versuchen der Affronter
zu haben, ein Lebenserhaltungssystem nach menschlichen
Bedürfnissen zu gestalten. Das äußerste, was der
Gallertfeld-Anzug ihm in der Nacht zu tun erlaubte, war, den Kopfteil
abzulegen, so daß er mit freiliegendem Gesicht schlafen konnte;
auf diese Weise wäre der Anzug in der Lage, ihn zu
schützen, selbst wenn seine Umgebung plötzlich und
vollkommen zusammenbrechen würde.
    Fivetide schleuderte den Fledermausball mit dem Ende seiner Keule
hoch und schlug ihn über die transparente Wand des Hofes, hinein
in die Zuschauerränge. Dann schlug er gegen die Wand, um die
schlummernde Gestalt des Eunuchen auf der anderen Seite zu
wecken.
    »Wach auf, du dösiges Schrotkügelchen!«
blökte Fivetide. »Einen neuen Fledermausball,
Dummkopf!«
    Der neutralisierte Affronter Jugendliche sprang mit wild
herumschwenkenden Augenstielen auf seine Tentakelspitzen und griff in
einen kleinen Käfig neben einer seiner Gliedmaßen,
während ein anderer Tentakel die Tür in der Hofwand
öffnete. Er hob einen Fledermausball aus dem Dutzend oder so
heraus, die in dem Käfig angebunden waren, und reichte das
kreischende Geschöpf dem erwachsenen Affronter, der es
entgegennahm und dann einen Satz nach vorn machte, wobei er den
Jugendlichen anzischte, so daß dieser zusammenzuckte. Er
schloß schnell die Tür.
    »Ha!« schrie Fivetide, hob sich den gebündelten,
wackelnden Fledermausball an die Stirn und zog die Schnur auf, die
ihn reglos gehalten hatte. »Noch ein Spielchen,
Genar-Hofoen?« Fivetide spuckte das Stück Schnur weg und
ließ den Fledermausball mit kurzen Stößen auf einer
seiner Gliedmaßen auf und ab hüpfen, während das
kleine Tier die verkürzten Flügel spreizte.
    »Warum nicht?« sagte Genar-Hofoen ungerührt. Er war
erschöpft, aber das würde er sich Fivetide gegenüber
nicht anmerken lassen.
    »Es steht neun zu null für mich, glaube ich«, sagte
der Affronter und hielt sich den Fledermausball vor die Augen.
»Ich weiß«, sagte er. »Wir wollen es etwas
interessanter machen.« Er steckte sich den zappelnden
Fledermausball in die vordere Schnabelspitze, und seine Augenstiele
neigten sich nach vorn und nach unten, um sich anzusehen, was er tat.
Es entstand eine zarte Bewegung um Fivetides Schnabelblätter
herum, begleitet von einem kläglichen Kreischen und einem

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