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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mach
einfach weiter – WAS?«
    Ulver Seich richtete sich ruckartig auf und riß die Augen
auf. Sie schlug die Hand des jungen Mannes weg und blickte sich
aufgeregt um. Sie befand sich an dem Ort, der für sie ihr
Romantisches Bett war. Es war in Wirklichkeit eher so etwas wie eine
Kammer; eine mit Rüschen verzierte, fünf Meter hohe
karmesinrote Halbkugel mit einer Pavillondecke, ausgestattet mit
weichen Polstern und glänzenden Laken und nachgiebigen
Wänden, von denen eine aus verschiedenen Projektionen bestand:
Regale, Bänder und sesselähnliche Gebilde. Sie hatte auch
noch andere Betten; ihr Kindheitsbett, das immer noch mit ihren
Spielsachen vollgestopft war; ihr Einfach-nur-schlafen-Bett,
behaglich und von Nachtpflanzen umgeben; ein riesiges,
äußerst formelles und schrecklich altmodisches
Empfangsbett mit Baldachin, in dem sie Freunde zu empfangen pflegte,
und ein Ölbett, das im Prinzip eine Viermeter-Kugel aus warmen
Ölen war; man mußte sich kleine Stöpsel in die Nase
stecken, dann wurde die Luft in einen eingeführt. Das war nicht
jedermanns Geschmack, leider, aber sehr erotisch.
    Ihre Neurallitze war durch den Adrenalinstoß längst
aufgewacht. Sie sagte ihr, daß es eine Stunde vor Mittag war.
Mist. Sie war der Meinung gewesen, einen Wecker gestellt zu haben,
der sie vor einer Stunde hätte wecken sollen. Jedenfalls hatte
sie die Absicht gehabt. Anscheinend hatte sie es im Eifer der Lust
vergessen; hormonelle Verlagerung der Prioritäten. Nun ja, jetzt
war es passiert.
    »Was…?« sagte Otiel und lächelte. Er sah sie
sehr seltsam an. Als ob er sich überlegte, ob dies Teil des
Spiels sein konnte. Er zwinkerte ihr zu. Er streckte die Hand nach
ihr aus.
    Verdammt, die Gravitation war noch an. Sie befahl der
Bettsteuerung, auf ein zehntel Ge herunterzuschalten.
»Entschuldigung«, sagte sie und blies ihm einen Kuß
zu, während die Schwerkraft um neunzig Prozent abfiel. Die
Polster unter ihren Körpern hatten plötzlich erheblich
weniger Gewicht zu tragen; die Folge war ein sehr sanfter, weicher
Schlag auf den Popo, der ausreichte, daß sie beide ein kleines
Stück aufwärts schwebten. Er sah überrascht aus; sein
Gesichtsausdruck war so süß, jungenhaft-unschuldig,
daß sie beinahe geblieben wäre.
    Aber sie tat es nicht; sie sprang aus dem Bett, stieß sich
durch die Luft nach oben und hob die Arme über den Kopf, um
durch die lockere, zeltähnliche Decke der Kammer zu
stoßen, in das Schlafzimmer jenseits davon, drehte über
die gepolsterte Plattform um die Bettkammer herum einen Bogen und
fiel sanft in die Umklammerung der Standardgravitation zurück.
Sie rannte die geschwungene Treppe zum Boden des Schlafzimmers
hinunter und wäre beinahe gegen die Drohne Churt Lyne
geprallt.
    »Ich weiß!« rief sie und versetzte ihr einen Klaps
mit einer Hand.
    Sie hob sich aus ihrer Bahn und drehte sich dann geschmeidig um,
um ihr über den Boden des Schlafzimmers zum Bad zu folgen, wobei
ihre Felder eine formelle blaue Tönung hatten, jedoch mit einem
Hauch rosafarbener Belustigung.
    Ulver verfiel in Laufschritt. Sie hatte schon immer große
Räume gemocht; das Schlafzimmer maß zwanzig Meter im
Quadrat und fünf in der Höhe. Eine Seite bestand
vollständig aus einem Fenster. Es ging hinaus auf eine
geschwungene Landschaft mit Feldern und bewaldeten Hügeln,
gesprenkelt mit Türmen und Zikkuraten. Dies war der Innere Raum
Eins, der mittlere und längste Zylinder von einem Bündel
sich unabhängig voneinander drehender Röhren mit
Durchmessern von fünf Kilometern, die die Hauptlebensbereiche im
Fels darstellten.
    »Kann ich etwas für dich tun?« fragte die Drohne,
während Ulver ins Bad trabte. Hinter ihr ertönten ein
lauter Schrei und eine Reihe von Flüchen, als der junge Mann
versuchte, die Bettkammer auf dieselbe Weise wie Ulver zu verlassen,
und dabei den Gravitationsübergang falsch einschätzte. Die
Drohne drehte sich kurz zu der Störung um, dann wirbelte sie
zurück, als Ulvers Stimme durch das Rauschen von
Flüssigkeit schwebte. »Und du, du könntest ihn hinauswerfen… aber behutsam, ja?«
    »Wie bitte?« schrie Ulver. »Du
veranlaßt mich, einen geilen neuen Kerl nach nur einer Nacht
wegzuschicken, du bringst mich dazu, alle meine Verabredungen
für einen Monat abzusagen, und dann willst du mich nicht
mal ein paar Schmusetierchen mitnehmen lassen? Oder einige
Freunde?«
    »Ulver, kann ich dich mal allein sprechen?« sagte Churt
Lyne ruhig und rotierte zu einer Stelle des Raums abseits

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