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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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bleiben kann; ich kann sie
doch nicht einfach im Stich lassen! Hast du eine Vorstellung, welche
Auswirkung das auf ihre Entwicklung haben könnte? Auf ihr
soziales Leben? Die Leute könnten meinen, ich hätte sie
einfach fallenlassen. Übrigens hat sie einen absolut
hinreißenden älteren Bruder. Wenn ich…«
    »Du kannst sie nicht mitnehmen«, sagte die Drohne laut
und bestimmt. »Sie sind nicht in die Einladung
eingeschlossen.«
    »Ich habe gehört, was du gestern gesagt hast,
weißt du«, sagte Ulver, schüttelte den Kopf und
beugte sich zu der Drohne vor. »›Behalte es für
dich‹; ich habe ihnen nicht gesagt, wohin unsere Reise
geht.«
    »Darum geht es nicht. Als ich sagte, verrate es keiner Seele,
meinte ich: Verrate keiner Seele, daß du reist, und nicht,
verrate keiner Seele, wohin genau du reist.«
    Sie lachte und warf den Kopf zurück. »Churt, hier ist
der echte Raum! Mein Tagebuch ist ein öffentlich
zugängliches Dokument, ist dir das nicht aufgefallen? Mir sind
mindestens drei Sendekanäle gewidmet – die
zugegebenermaßen allesamt von verzweifelten jungen Männern
geleitet werden, aber trotzdem. Ich kann nicht einmal meine Augenfarbe verändern, ohne daß jeder auf dem Fels
innerhalb einer Stunde darüber Bescheid weiß. Ich kann
nicht einfach verschwinden. Spinnst du?«
    »Und ich glaube, die Tiere können auch nicht
mitkommen«, sagte Churt Lyne ungerührt, ohne auf ihre Frage
einzugehen. »Die Protira jedenfalls ganz bestimmt nicht. Es gibt
einfach nicht genügend Platz auf dem Schiff.«
    »Es gibt nicht genügend Platz?« brüllte sie.
»Welche Größe hat das Ding? Bist du sicher,
daß es nicht gefährlich ist?«
    »Auf Kriegsschiffen gibt es keine Ställe,
Ulver.«
    »Es ist ein Ex-Kriegsschiff!« rief sie aufgeregt und
fuchtelte mit den Armen herum. »Autsch!« Sie saugte an dem
Fingerknöchel, mit dem sie gegen den Feldzylinder geschlagen
hatte.
    »Tut mir leid. Aber trotzdem.«
    »Und was ist mit meinen Kleidern?«
    »Eine Kabine voll Kleider ist ganz in Ordnung, obwohl ich
nicht weiß, für wen du sie tragen willst.«
    »Und was ist, wenn ich nach Stuf komme?« schrie sie.
»Was ist mit diesem Kerl, mit dem ich vögeln soll? Soll ich
vielleicht nackt vor ihm auf und ab wandern?«
    »Nimm von mir aus zwei Räume voll mit, oder drei.
Kleidung ist nicht das Problem, und du kannst dir noch mehr besorgen,
wenn du dort ankommst – nein, Moment mal, ich weiß, wie
lange du brauchst, um dir neue Klamotten auszusuchen; nimm also
soviel mit, wie du möchtest. Vier Kabinen voll, wenn es sein
muß.«
    »Aber meine Freunde!«
    »Hör mal, ich zeige dir den Raum, der dein
Arbeitsbereich sein wird, ja?«
    »Also gut, einverstanden«, sagte sie, schüttelte
den Kopf und seufzte tief.
    Die Drohne speiste überzeugend aussehende Bilder vom Innern
des Ex-Kriegsschiffes mittels der Neurallitze in Ulvers Gehirn.
    Sie hielt den Atem an. Ihre Augen waren weit aufgerissen, als das
Bild stehenblieb. Sie starrte die Drohne an. »Die
Räume!« schrie sie auf. »Die Kabinen; alles ist so
klein.«
    »Eben. Meinst du immer noch, du solltest deine Freunde
mitnehmen?«
    Sie dachte kurz nach. »Ja!« rief sie und schlug mit der
Faust auf das kleine Tablett, das neben ihr schwebte. Es schwankte
und versuchte, den Fruchtsaft nicht zu verschütten. »Das
wäre ganz gemütlich.«
    »Was ist, wenn dir etwas passiert?«
    Das ließ sie für eine Weile verstummen. Sie legte sich
einen Finger auf die Lippen und blickte stirnrunzelnd in den Raum.
Dann zuckte sie die Achseln. »Man kann Leute in einer
Reiseröhre zu Tode bringen, Churt. Man kann Leute im selben Bett vernichten.« Sie beugte sich wieder zu der Maschine
vor und ließ den Blick dann über die grauen Wände des
Feldzylinders schweifen. »Man kann Leute in etwas von dieser Größe vernichten«, sagte sie spitz, die
Hände an die Hüften gelegt. Sie warf den Kopf zurück,
verengte die Augen und dämpfte die Stimme. »Ich könnte
mich einfach weigern zu gehen, weißt du.«
    »Das könntest du«, bestätigte die Maschine mit
einem ausgeprägten Seufzer. »Aber dann würdest du
niemals Mitarbeiterin des Kontakts werden, und die BG wären
gezwungen, sich um ein Double zu bemühen – eine
synthetische Wesenheit –, um diese Frau auf Stuf zu
personifizieren. Die Behörden dort wären bestimmt nicht
entzückt, wenn sie dahinterkämen.«
    Sie blickte die Maschine eine Zeitlang auf derselben Ebene an.
Dann seufzte sie und schüttelte den Kopf.
»Miststück«, zischte sie,

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